24 - at nighttime

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Louis wechselte noch einen letzten Blick mit Zayn, bevor er seufzend Frau Clarke folgte, die mit Simon schon fast am Ausgang des Innenhofs angelangt war. Liam wich mir nicht von der Seite, doch bevor wir den Innenhof verließen, um Frau Clarke ebenfalls in ihr Büro zu folgen, bückte ich mich noch nach dem Brief, von dem ich annahm, dass er irgendetwas mit dem Streit zu tun hatte und steckte ihn in meine Hosentasche. Bei dem Büro von Frau Clarke angelangt, wollte sie zunächst mit Louis und Simon reden, während sie Liam und mich bat vor der Tür zu warten. Die ganze Zeit überlegte ich, ob ich mit Simon schon einmal gesprochen hatte, doch mir fiel absolut keine Situation ein, in der ich engeren Kontakt zu ihm hatte, weshalb ich die Vermutung anstellte, dass er mir wohl ganz bewusst aus dem Weg ging und über meine Anwesenheit nicht erfreut war. Zeitgleich fing mein Rücken an, unangenehm zu pochen und ich war mir sicher, dass das ein paar blaue Flecken geben würde.

Ich hatte noch nie mit Gewalt zu tun gehabt, hatte noch nie gesehen, wie sich Menschen geprügelt hatten und doch war es meine erste Intention gewesen, dazwischen zu gehen, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Louis schien in seinem Leben schon so viel durchgemacht zu haben, ich wollte ihn vor noch mehr Unheil schützen, vor allem wenn es vor meinen Augen im Internat geschah. Was hatte Simon und Louis nur dazu bewogen, so weit zu gehen, sich gegenseitig Gewalt antun zu wollen? Ich wollte niemanden vorschnell verurteilen, aber von dem, was ich mitgekriegt hatte, schien es doch so, als hätte Simon Louis mit seinen Worten provoziert. Allein das, was er über Louis Mutter gesagt hatte, dass sie ihn nicht wollen würde, wie konnte man so etwas bloß sagen? Um wirklich herauszufinden, was geschehen war, musste ich mir aber die Schilderungen von beiden Seiten anhören, denn ansonsten konnte ich nur Vermutungen anstellen.

Ich wanderte mit den Händen in meine Hosentaschen und ertastete den Brief, den ich schließlich hervorzog. Ich wollte ihn nicht lesen, aber vielleicht half er mir zu verstehen was geschehen war, um die Situation zu entschärfen, doch als ich ihn aufklappte und Louis Handschrift erkannte, schließlich saß ich im Unterricht neben ihm, faltete ich den Brief direkt wieder zu. Was immer Louis dort auch geschrieben hatte, es ging mich nichts an, solange er es mir nicht selbst aus freien Stücken erzählte. Möglicherweise hatte Simon ihm den Brief entwendet, einen Teil davon gelesen und Louis schließlich damit provoziert, der sich wiederum nur schützen wollte. Und es war meine Schuld, schließlich hatte ich ihn dazu gebracht, den Brief zu schreiben und dabei war ich bis vor wenigen Stunden noch so überzeugt von meiner Briefaktion gewesen und hätte nicht erwartet, dass sie zu Problemen führen könnte. Wenn Zayn das wusste, gab ihm das nur noch einen Grund mehr, mich nicht ausstehen zu können.

Ich war so in Gedanken, dass ich heftig zusammenzuckte, als die Tür des Büros aufflog. Liam hatte die ganze Zeit dicht neben mir gestanden, hatte aber geschwiegen, weil er wusste, dass ich gerade nachdenken musste. Sein besorgter Blick sprach ohnehin Bände und ich konnte erahnen, welche Fragen ihm auf der Zunge brannten. Louis und Simon rauschten aus dem Büro in unterschiedliche Richtungen und bevor ich auch nur Louis Namen sagen konnte, um ihm seinen Brief zurückzugeben, war er schon um die nächste Ecke verschwunden. ,,Kommen Sie rein Prinz Harry." Die grauhaarige Frau schenkte mir ein aufforderndes Lächeln und ich war sehr froh, Liam an meiner Seite zu haben, als ich das Büro betrat, denn die nächsten Worte, die von der Internatsleiterin kamen, rissen mir den Boden unter den Füßen weg.

,,Prinz Harry, ich bedauere sehr, was geschehen ist und das Ihnen Gewalt angetan wurde. Ich meine, ich hatte sowohl Sie, als auch Ihren Vater vor den Risiken gewarnt, die dieses Internat zu bieten hat, dennoch hätte ich nicht erwartet, dass Sie selbst Opfer eines solchen Angriffes werden. Ich werde also umgehend Ihren Vater informieren und ich kann natürlich vollkommen verstehen, wenn das in Ihrem Auszug endet. Die Sicherheit des Prinzen, Ihre Sicherheit, geht vor." Liam erkannte sofort, wie schwer mich diese Worte trafen, ergriff meine Hand und half mir, mich auf den Stuhl neben Frau Clarkes Schreibtisch zu setzen. Mittlerweile schmerzte so gut wie jeder Atemzug und eins musste man Simon lassen, er konnte wirklich fest zuschlagen, doch ich war nur froh, dass ich zumindest ein paar Schläge von Louis abschirmen konnte.

Stranger To Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt