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Am Sonntagmorgen musste ich mir eine plausible Ausrede dafür ausdenken, dass ich nicht hundertprozentig gesund war, jedoch trotzdem zum Training gehen konnte. 

Wir lagen im Bett und schauten uns eine total schlechte Realityshow im Fernsehen an.

„Ich denke ich werde gleich trotzdem Mal schauen was die Jungs beim Training so machen", startete ich vorsichtig das Gespräch. 

„Ist das dein Ernst? Das ganze Wochenende kannst du nicht das Bett verlassen, weil du krank bist und da kannst du jetzt auf einmal hin gehen?", kam es ungläubig von ihr. 

„Mach doch bitte nicht so ein Drama daraus. Ich werde mich einfach an den Rand setzen und zusehen. Es interessiert mich einfach, wie sie spielen." 

Ahro verschränkte die Arme vor der Brust und starrte emotionslos auf den Fernseher.

Ich haderte die ganze Zeit mit mir, ob ich nicht doch einfach zuhause bleiben sollte. Das würde mir auf jeden Fall viel Stress ersparen. 

Die Entscheidung wurde mir jedoch genommen, als es gegen 16:30 Uhr plötzlich an der Tür klingelte. Keiner von uns beiden rührte sich, bis es ein zweites Mal klingelte. 

Mit einem genervten Stöhnen stand Ahro vom Bett auf und lief laut stampfend zur Haustür.

Gedämpfte Stimmen drangen zu mir. Es war auf jeden Fall ein männlicher Besucher. Bestimmt Jin. 

„Er liegt im Bett", hörte ich Ahro genervt sagen. 

Dumpfe Schritte näherten sich meinem Schlafzimmer. Jemand klopfte an den Türrahmen.

Sein Anblick raubte mir fast den Atem. Selbst in seinen Sportklamotten sah er zugleich lässig und elegant aus. 

„Was machst du denn hier?", fragte ich ungläubig und stand von dem Bett auf. 

Sein Blick viel auf meinen nackten Oberkörper. Ich hatte mein Shirt vorhin ausgezogen, weil es so verdammt heiß in meiner Wohnung war.

Ahro tauchte hinter ihm auf. Er musterte sie kurz von oben bis unten und schaute dann wieder zu mir. Sie trug zufälligerweise gerade ein übergroßes Shirt von mir, dass gerade so ihren Po bedeckte. 

Das breite Lächeln, welches gerade noch auf seinem Gesicht lag, erstarb und er setzte sein kaltes Pokerface auf. 

„Dein Freund hier wollte dich zum Training abholen", sie machte eine abfällige Bewegung in Taes Richtung. 

Es gefiel mir überhaupt nicht in welchem Ton sie über ihn sprach. 

„Es reicht Ahro", erwiderte ich streng. 

Ist sie schon immer so gewesen und ich habe es nie bemerkt?

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Tae, doch der hob nur seine Hand 

„Lasst gut sein, ich wollte euch nicht stören. Jungkooks Wohnung lag einfach auf dem Weg", er wendete sich ab und verließ den Raum. 

Ich funkelte Ahro kurz finster an, dann lief ich Tae hinterher.

Er zog gerade seine Schuhe an. 

„Warte Hyung, ich komme mit. Gib mir 5 Minuten..." 

„Jetzt bin ich also wieder dein Hyung, mh?", gab Tae spitz zurück. 

„Nein, ich...", fing ich an, doch da kam Ahro schon auf uns zu. 

Tae warf ihr nochmal einen kalten Blick zu und verließ die Wohnung.

„Das ist echt ein komischer Typ", stellte Ahro fest. 

„Du hast doch keine Ahnung", erwiderte ich und steuerte wieder mein Schlafzimmer an. 

Ich griff mir die erstbeste Sportshorts aus meinem Schrank und zog ein frisches Shirt an. Dann stopfte ich Wechselklamotten und Schuhe in meinen Rucksack und holte aus dem Bad ein Handtuch. 

Zurück an der Tür glitt ich in meine Latschen und wollte gerade verschwinden, als ich bemerkte, dass Ahro immer noch mit verschränkten Armen neben der Tür stand.

„Ich rufe dich heute Abend an, ja? Wir sehen uns dann nächstes Wochenende", richtete ich das Wort an sie. 

„Ist das dein Ernst, Kook? Du lässt mich jetzt einfach hier stehen? Sind dir deine Freunde wichtiger als ich? Warum habe ich damals nur vorgeschlagen, dass du mit Jin zum Training gehen sollst?", erwiderte sie fassungslos. 

„Wir klären das später", ich legte meine Hand an ihre Wange und hauchte ihr einen Kuss aufs Haar. Dann verließ ich die Wohnung.

Ich nahm zwei Stufen auf einmal, so war ich schneller als der Aufzug es gewesen wäre. Unten angekommen schaute ich die Straße entlang. Tae war nicht mehr zu sehen. Also fing ich an zu joggen. Weit konnte er noch nicht gekommen sein. 

Und tatsächlich, als ich um die nächste Ecke bog, sah ich ihn mit den Händen in den Hosentaschen, hängenden Schultern und gesenktem Kopf dort langlaufen. 

Ich hatte ihn fast eingeholt. 

„Tae", rief ich, doch er reagierte nicht. 

„Taehyung-ah!", rief ich noch etwas lauter. 

Wieder keine Antwort.

Schnaufend kam ich hinter ihm zum Stehen und drehte ihn am Arm zu mir um. Er warf mir einen ausdruckslosen Blick zu und verdrehte die Augen. 

„Warum bist du denn einfach abgehauen?", fragte ich immer noch außer Atem. 

Er lachte kurz bitter auf, biss sich dann auf die Lippe und schaute genervt zur Seite. 

„Das fragst du noch?", er drehte sich um und ging weiter. 

Perplex blieb ich stehen. Der Abstand zwischen uns wurde wieder größer.

„Ich habe nicht mit ihr geschlafen!", rief ich gerade so laut, dass er es noch hören konnte. 

Tae versteifte sich und blieb stehen. Ich beschleunigte meine Schritte und holte zu ihm auf. 

Ich hätte gerne seine Hand genommen, doch das konnte ich auf offener Straße nicht. Daher stellte ich mich nur dicht neben ihn und ließ meinen kleinen Finger unauffällig einmal an seinem entlangstreichen.

Bei der Berührung schaute er mir endlich in die Augen. Ich schenkte ihm ein schüchternes Lächeln und er erwiderte es. 

„Na los, wir kommen noch zu spät", witzelte ich und stieß Tae spielerisch den Ellenbogen in die Seite.

Wonach das Herz sich sehnt (boyxboy)Where stories live. Discover now