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Es ist jetzt schon eine Woche nach dem Vorfall und er hat sich immer noch nicht bei mir entschuldigt...
Meine ganze Wut kann ich ja leider nicht an ihm rauslassen, aber dafür gibt es ja auch die guten Boxsäcke.
Wir reden nicht mal richtig miteinander.
Wie ich es hasse!
Wie ich ihn hasse!

Ich weiß nur, das ich morgen das erste mal Training für die Mission habe.
Doch vorher muss ich Fernando etwas sehr wichtiges fragen.
Meine mum hat in den nächsten Tagen Geburtstag...
Ich will wenigstens mit ihr telefonieren dürfen.
Ich will ein einziges Mal ihre sanfte, italienische Stimme hören..

Mit meinem ganzen Mut, habe ich mir extra etwas schickeres angezogen, um wenigstens gut rüber zu kommen.
Nervös steige ich die Treppe hinunter, auf dem Weg zur Terrasse, dort wo er sitzt.

„Fernando?" Frage ich vorsichtig und klopfe an die offene Tür.
Ruckartig dreht er sich zu mir um und in seinen Augen bildet sich so etwas schönes... ich weiß auch nicht.

„Ich hab eine Frage und sie ist wirklich wichtig für mich."
Er guckt interessiert und zeigt auf den Platz neben sich.
Nickend setze ich mich hin und beobachte still den Sonnenuntergang, während wir weiter reden.
„Was für eine Frage?" Er sieht mich nicht mehr an, sondern sein Glas Bourbon.
„Okay, Ähm... meine mum sie... sie hat bald Geburtstag und ich wollte fragen ob-"
„Wann genau hat sie Geburtstag?" Unterbricht er mich und nimmt einen Schluck.
„Übermorgen..."
Nun sieht er endlich zu mir.

„Ich würde gerne wenigstens mit ihr für ein paar Minuten telefonieren..." Mit großen Augen sehe ich ihm in die Augen.
Fernando seufzt einmal auf und antwortet mir schließlich. „Du weißt das ich das nicht zulassen darf."
„Fernando bitte! Sie ist meine Mutter!"
Er sieht mich nur stumm an.
„Wenn das jemand heraus findet-"
„Es muss doch niemand heraus finden!" Unterbreche ich ihn schnell und beiße mir in die Innenwange.
„Brook das geht ni-"
„Wenn du deine Mutter an ihrem Geburtstag nicht anrufen dürftest, was würdest du dann machen?!"

Plötzlich wird sein Blick leer und er füllt sich mit Trauer und Hass.
Hab ich was falsches gesagt?
„Meine Mutter ist tot Brook..." Er sieht auf den Boden und spannt seinen Kiefer an.
Fuck...
„Fernando das wollte ich nicht. Tut mir-"
„Du darfst mit ihr telefonieren. Aber nicht lange." Mehr sagt er nicht, steht auf und will mich alleine lassen.
„Danke." Hauche ich und schaue ihm in die Augen.
Doch er erwidert nichts, sondern verschwindet.

Scheiße. Warum musste ich ihn auf seine Mutter ansprechen?
Ich bin so doof.

Wütend auf mich selber lasse ich mein Kopf in meine Hände fallen und haue leicht gegen meine Stirn.

•••

Am nächsten Morgen bin ich irgendwie etwas aufgeregt.
Schließlich werde ich ab heute für diese Mission ausgebildet und danach darf ich vielleicht nach Hause!
Naja wenn dad seien Arbeit erledigt hat...

Auf meiner Unterlippe kauend, warte ich in der Eingangshalle mit Peligro auf Fernando.
Nach weniger als 10 Minuten ist er auch endlich da und geht vor mir zu seinem Auto.
Still setze ich mich auf den Beifahrersitz und Peligro hüpft auf die Rückbank.
Lächelnd streichle ich ihn auf der Fahrt, was er total genießt.

„Er mag dich." Kommt es leise von Fernando, dessen Blick immer noch auf die Straße gerichtet ist.
Ich lächle ihn kurz an und ich schaue nun ebenfalls auf die Straße.
„Fernando?" Frage ich vorsichtig.
„Hm?"
„Wie- wie ist deine Mutter gestorben?" Flüstere ich schon fast, da ich keine verheilte Wunde wieder öffnen will, doch ich schätze das habe ich gestern getan.
Ohne aufzupassen habe ich die Wunde aufgeschnitten und lasse sie verbluten.

Es ist eine lange Zeit still und in Fernando's Augen liegt sehr viel Trauer.
„Okay..." Sagt er eher zu sich selber. „Ich rede nicht gerne darüber,nein eigentlich habe ich es noch nie jemanden erzählt..." Fährt er fort und schaut konzentriert auf die Straße.
„Ich war mit meiner Mutter auf einer kleinen Mission. Wir sollten einfach nur ein Geschäft mit einem anderen Mafiaboss machen. Meine Mutter war die beste Person die es auf der Welt gab. Meine Gegner haben gemerkt das sie meine Schwachstelle ist und haben es ausgenutzt..."
Er schweigt kurz und ich sehe wie sich Tränen in seinen Augen bilden, die er mit aller Kraft versucht zu unterdrücken, was mich ebenfalls traurig macht.

„Mitten im Meeting, kamen von dem anderen Boss hunderte Wachen gestürmt und habe uns festgehalten. In dieser Zeit war ich noch nicht sehr stark und wusste nicht wie ich mit dieser Situation umgehen sollte.
Auf einmal zwangen sie meine Mutter auf die Knie vor mir.
Sie fing bitterlich an zu weinen, als wenn sie wüsste was passieren würde.
Sie sagte mir wie sehr sie mich liebt und das ich alles tun sollte um selber zu überleben.
Ich war total verwirrt, doch als sie mir eine Waffe in die Hand drückten war ich völlig zerstört.
Meine Mutter hat versucht vor mir stark zu wirken!"

Eine nach der anderen Träne kullern seine Wangen hinunter.
„Sie zwangen mich sie zu erschießen..."
Nun fange ich selber an zu weinen, doch ich wische sie sofort weg.
„Als der Schuss fiel fing ich bitterlich an zu weinen und als ich meine Mutter in ihrem eigenen Blut liegen sah..."
Nun sieht er mich an.
„Ich wollte mich umbringen... Ich konnte einfach nicht ohne sie."

Völlig verstört presse ich meine Lippen aufeinander.
„Ab diesem Tag an habe ich mir geschworen nie wieder eine Frau so sehr in der Öffentlichkeit zu lieben wie sie..."
„Fernando es tut mir-"
„Nein Brook. Muss es nicht." Mit einem leichten lächeln sieht er kurz zu mir.
„Mir tut es leid."
Ich schaue ihn immer noch mit Tränen in den Augen an.
„Halt den Wagen an."
„Was?" Verwundert sieht er mich an.
„Halt. Den. Wagen. An." wiederhole ich bis er es endlich macht und mich anschaut.

Ohne Vorwarnung schnalle ich mich ab und ziehe den traurigen Fernando in eine lange, emotionale Umarmung.
Sofort erwidert er sie und drückt sein Gesicht an meine Schulter.
Ich spüre das er weint.
Er weint zwar leise, doch ich höre es und streiche ihm beruhigend über den Rücken.

Er muss seine Mutter sehr geliebt habe, den so zerstört habe ich ihn noch nie gesehen.

„Ich habe meine Mutter umgebracht... Ich bin Schuld..."
Erschrocken ziehe ich ihn zurück, so das sein Gesicht vor meinem liegt.
„Hör auf das zu sagen! Du bist auf keinem Fall daran schuld, hast du verstanden!"
Er verkrampft seinen Kiefer und sieht auf den Boden, bis er langsam nickt.

Schwach lächelnd ziehe ich ihn noch einmal in eine Umarmung.

Armer Fernando :((

I don't belong to you Where stories live. Discover now