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Entgegen Arthurs ständigen Befürchtungen blieb es ruhig. Der Alltag ging wie gewohnt weiter. Doch die Tage schienen an ihm vorbei zu ziehen. Denn die Erinnerung an die Flammen im Wald, die gierig nach dem Brief griffen und die Versicherung auf Frieden verzehrten, stachen ihn wie ein kleines Steinchen in seinem Schuh. Überkamen ihn immer in den Momenten, in denen er glaubte, sie verdrängt zu haben. Sie ließen sein Bein wippen, ihn die Haare raufen, die Lippen zerbeißen, bis sie blutete. Sie verspannte seine Muskeln, raubte ihm Appetit und Schlaf.

Er dachte oft an diese Nacht im Wald. An seine Unachtsamkeit. Das rohe Gefühl von Angst, dass ihn durch die Dunkelheit trieb. An den Zauberer, der all diese Dinge über Merlin behauptete. Als gäbe es einen Plan, eine Seite an ihm, den Arthur nicht kannte. Wie er ihn in den Armen hielt, Gebete für seine Genesung murmelnd, aus Furcht, ihn zu verlieren.

Über all dies, und die Zukunft, die in dieser Nacht geschrieben worden war, grübelte er oft stundenlang. In manchen Nächten lag er noch wach, wenn die Sonne schon wieder aufging, und Merlin in sein Zimmer gerumpelt kam, um ihn zu wecken.

Falls ihm Arthurs Unruhe aufgefallen war, so brachte er es nicht zur Sprache. Das war vielleicht das Schlimmste. Seine Sorgen nicht mit ihm teilen zu können, nicht nach seinem Rat zu fragen. Es war ungewöhnlich, denn normalerweise schien es Merlin zu spüren, wenn Arthur etwas auf dem Herzen lag. Doch Merlin war still. So still wie an den äußeren Grenzen Camelot zu Ardeyns Reich war, so still wie das Schloss bei Nacht und der Marktplatz unter der brühenden Mittagssonne.

Der kühle Wind, der sie während ihrer Heimreise begleitete, war schon vor Wochen versiegt und wollte nicht wiederaufkommen. Arthur erinnerte sich nicht, zuvor einmal einen so heißen Spätsommer erlebt zu haben. Die Menschen kamen erst spät abends aus ihren Häusern, um ihren Besorgungen nachzugehen, und die Trainingseinheiten hatte Arthur in die frühen Morgenstunden verlegt. Doch auch, wenn sich die Nacht gerade zum Tag gewechselt hatte, war es noch zu heiß, um sich rasch zu bewegen. Denn der Mond und die Sterne brachten nicht die Abkühlung über das Land, wie ein kurzer Regenschauer es täte. Es hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr geregnet, der Boden staubte, wenn man auf ihn trat. Die Felder waren trocken und das Getreide darauf verdorrte. In der Hitze konnte man nicht schnell genug arbeiten, um es rechtzeitig einzubringen. Zu der Angst vor einer andauernden Dürre kam die vor einer bevorstehenden Hungersnot. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sein Vater ein Komplott der Zauberer witterte. Doch bislang war es lediglich eine Laune der Natur.


"Ist das alles?", fragte er Merlin, den Blick zweifelnd auf sein Mittagessen gerichtet. Eine kleine Schale mit Haferschleim.

Der neigte scheinbar verwirrt seinen Kopf. „Gestern beschloss der Rat eine Kürzung der Essensrationen. Ihr ward dabei."

Arthur stützte sein Gesicht in die Hand und fuhr sich über die Augenbraue. „Richtig." Wie hatte er das vergessen? Er ließ den Löffel zurück in die graue Masse rutschen. Er hatte sowieso keinen großen Appetit. „Was ist mit dir? Hast du Hunger?", fragte er.

Merlin blickte erneut überrascht zu ihm, öffnete den Mund ein wenig und blinzelte mehrmals. „Das ist ein Witz, oder?"

Arthur wusste es selbst nicht. Merlins Mund schloss sich wieder. „Es war ein Witz.", sagte er dann, nickte und machte sich an seine Arbeit.

Seufzend schob sich Arthur einen weiteren Löffel Haferschleim in den Mund. „Was gibt es Neues?"

„Lancelot hat Gwen gefragt, ob sie ihn heiratet.", antwortete Merlin ihm von der anderen Seite des Raumes und drehte sich zu ihm, wohl um zu sehen, wie er auf diese Nachricht reagieren würde.

Es stimmte, er hatte Gwen einmal geliebt. Vielleicht war sie seine erste Liebe gewesen, doch wie die meisten Ersten Lieben, tat sie auch ihm am Ende weh. Er hatte sie geliebt, von ganzem Herzen, aber diese Tage waren schon lange vorüber. Und es schien, als heilte die Zeit tatsächliche alle Wunden.

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Where stories live. Discover now