Chapter 47

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Wie in Filmen guckte ich aus dem Fenster raus.

Die Straßen sind wie ausgestorben, die Vögel singen nicht und die Bäume kahl.

Der Regen prasselt herab und verursacht eine gewisse Unruhe in den Pfützen.

Ich sitze in der Bahn und fahre zum Bewerbungsgespräch, da ich es gestern nicht mehr geschafft habe und auch körperlich, sowie seelisch nicht mehr in der Lage war dahin zu gehen.

*Flashback*

„Niall“ hauche ich und sehe im direkt in die Augen.

Mein Fluchtinstinkt ergreift nun endlich die Oberhand und ich möchte so schnell wie möglich flüchten. Ich sehe überall hin und suche nach einem Weg, aber der einzige Ort, aus dem ich den Raum verlassen könnte wäre das Fenster. Auch wenn es hier nicht so hoch ist, würde ich lieber nicht riskieren raus zuspringen.

Tief bohren sich seine Augen in meine und ich sehe Schmerz darin. Eigentlich will ich ihn gar nicht ansehen. Ich will nur noch raus aus dieser verzwickten Situation, doch meine Körper reagierte anders und musterte ihn von unten bis oben.

Bei seinen wunderschönen Augen blieb ich hängen. Aber er ist anders. Er hat eine schmutzige Jogginghose an und das Shirt ist auch zerknittert.

Sein Gesicht ist von einem Bart bedeckt, den er sonst immer sofort abrasiert. Seine rosigen Wangen sind nur noch blass und seine Augen, die sonst immer so viel Fröhlichkeit ausstrahlen sind nur noch matt und von tiefen, dunklen Schatten unterstrichen.

In meinem Hals bildet sich ein Kloß. Soll ich einfach hier stehen bleiben oder soll ich einfach aus dem Zimmer gehen und so tun, als ob nichts passiert wäre?

Ich entscheide mich für letzteres, bis er aber auf einmal mein Handgelenk festhält und ich zusammenzucke.

„Ich hab dich vermisst“ krächzte er und Tränen sammeln sich in seinen Augen.

Dann habe ich mit allem gerechnet. Dass er mich bittet hier zu bleiben und dass er mir alles erklärt, dass er sagt, dass ich verschwinden soll oder dass er mich wütend fragt, warum ich in seinen Sachen rumwühle, doch mit einem habe ich nicht gerechnet.

Sanft, als könnte ich zerbrechen, legte er seine Lippen auf meine. Ich schließe meine Augen und genieße den Kuss, auch wenn ich das nicht so geplant hatte. Seine Nähe und seine Berührungen sind meine Medizin und ich genieße es wieder seine Körperwärme zu spüren.

Sie heilen mein Herz und lassen mich fühlen, als sei ich etwas wert. Er füllt die Leere in mir und erhellt die Finsternis, die mich sonst immer überschattet. Ich habe so lange in der Kälte einsam gelebt. Ich brauche ihn jetzt einfach. Er ist wie meine Sonne.

Seine Lippen lösen sich von meinen, aber ich lasse die Augen noch einen Moment zu, um mich später noch an diesem Moment erinnern zu können.

Im nächsten Moment schaltet sich mein Kopf aber wie ein Warnruf wieder ein und sagt mir, dass das gerade falsch war. Er findet seinen Ruhm wichtiger. Ich bin ihm nicht wichtig. Ich bin nur eine Last. War es schon immer und werde es auch immer sein.

Die Rufe aus meinem Kopf übertönten die aus meinem Herz und ließen mich realisieren, dass das gerade nicht hätte passieren dürfen!

„I-ich...“ stotterte ich herum und merkte, wie sein Griff um mein Handgelenk lockerer wurde. Ich nutzte die Chance und flüchtete aus dem Zimmer und rannte aus dem Haus.

Es war immer noch eisig kalt draußen, obwohl der Frühling mal so langsam kommen könnte.

Ich verlangsamte meine Schritte, als ich merkte, dass keiner mir hinterherlief. Meine Atmung ging flach und ich schnappte erstmal nach Luft.

Was ist da gerade passiert? Das hätte nicht passieren dürfen! Ich beschloss Kate anzurufen (zum Glück hatte ich mein Handy immer in meiner Hosentasche) und konnte bei ihr vorbei kommen.

*Flashback Ende*

Bei ihr hab ich mich erst mal ausgeheult und ihr die Situation geschildert.

Sie war dann auch so nett ihrem Freund abzusagen, um bei mir zu bleiben. So eine Freundin ist wirklich unbezahlbar. Ich übernachtete noch bei ihr, weil Niall ja bei ihm im Haus war. Außerdem hat Kate noch bei der Arbeitsstelle angerufen um den Termin für das Bewerbungsgespräch zu verschieben.

Jetzt sah ich also wie ein Geist aus in der Bahn. Ich hatte weder Klamotten dabei, noch Make-up.

Zum Glück hat mir Kate ein paar Sachen geliehen, damit ich nicht allzu schlimm aussah. Den Lebenslauf und die Bewerbung haben wir gestern nochmal alles schnell neu gemacht. Alles andere hatte ich nicht dabei. Ging jetzt auch nicht anders.

Mein Kopf lehnte an der kalten Glasscheibe und durch meinen regelmäßigen Atem beschlug die Fensterscheibe.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als mein Handy plötzlich piepte. Ich zuckte zusammen und knallte mit dem Kopf gegen die Scheibe.

'Handy gleich auf lautlos stellen' speicherte ich mir im Kopf ein und schaute nach, wer für die mögliche Beule an meinem Kopf verantwortlich ist.

Ich entsperrte mein Handy und sah Niall's Namen aufblitzen. Er hatte mir eine Sms geschrieben. Unschlüssig, ob ich sie öffnen sollte wägte ich die pro und contras in meinem Kopf ab und schließlich siegte doch die Neugier.

'Können wir bitte nochmal reden? Ich warte in dem kleinen Café, den du immer so gerne mochtest. Denkst du wir haben noch eine Chance? Ich liebe dich x N.'

Warme Tränen liefen mir über die Wangen und verschmierten wieder einmal mein Make-up. Na danke auch Mr. Horan.

Ich musste kräftig schlucken und las den Text ein weiteres Mal durch. Wieder und wieder las ich mir die paar Sätze durch, sodass ich die Sms schon auswendig konnte.

'Denkst du wir haben noch eine Chance?' Aber die Antwort wusste ich eigentlich selber nicht.

Meine Hände zitterten, als ich auf 'Antwort' klickte. Soll ich ihm jetzt wirklich zurück schreiben? Und wenn ja, was soll ich ihm sagen?

Würde es die Situation verbessern oder nur noch verschlimmern? Vielleicht sollte ich ihm schreiben, dass ich einfach noch ein bisschen Abstand brauche. Zeit für mich, um nachzudenken. Um mir über all das hier klar zu werden?

Mein Handybildschirm verdunkelte sich und wurde schwarz.

Unsicher legte ich mein Handy weg und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.

Ach Scheiß drauf. Den Job würde ich ohne die Unterlagen eh nicht mehr bekommen, wahrscheinlich lässt sich der Termin auch nicht mehr verschieben, aber ich muss zu Niall, um mit ihm zu reden!

Denn bei einem Job kann man sich einfach einen neuen suchen, aber die Liebe des Lebens gibt es nur ein mal.

Ist sie weg, findet man sie nie wieder.

Faith, Hope And Love (Niall Horan ff) ✅Where stories live. Discover now