Kapitel 38 - eine verdammte Königin

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>>Viel Spaß mit Lynn<< wünscht mir Allison mit einem sarkastischen Unterton und sieht mich mitleidig an, während sie gemeinsam mit den anderen Schülern, das Klassenzimmer verlassen darf.

>>Halt durch! Wir denken an dich, wenn wir gleich zu Hause auf der Couch Chips essen.<<
wirft mir Blake noch schnell zu, bevor er mit einem gehässigen Lachen aus dem Zimmer rennt. Gerade noch rechtzeitig, sonst hätte ihn mein Kulli wohl am Kopf getroffen.
>>Mistkerl, halt den Mund<< rufe ich ihm zornig hinterher, bevor ich mich genervt auf meinen Stuhl fallen lasse.

Ich kann einfach nicht glauben, dass ich wirklich nachsitzen muss. Als ob es nicht schon Strafe genug wäre, mit Lynn arbeiten zu müssen. Dieser flaschen Schlange. Miststück, Schlampe,... whatever. Ich denke man kann sich vorstellen was ich von ihr halte.
Andersrum verhält sich die Situation ähnlich. Lynn sitz eingeschnappt mit verschränkten Armen am anderen Ende des Klassenzimmers und starrt wütend Löcher in die Decke.

Super, das verspricht spaßig zu werden....

Fünf Minuten später betritt eine, meiner Meinug nach viel zu motivierte Amelia, den Raum und setzt sich erwartungsvoll an das Lehrerpult.
Gespannt schweift ihr Blick zwischen uns hin und her.
>>Ihr dürft gern beginnen. Niemand hält euch auf.<< fordert sie und ein etwas höhnischen Grinsen ziert ihre Lippen.

Sie genießt es mal wieder, die Machtvolle zu spielen, dass ist mir sofort klar. Nur das ich mal wieder darunter leiden muss.....

Das erste Mal seit Stunden, begegnen sich die Blicke von Lynn und mir, doch keiner von uns beiden mach den Anstand weiter aufeinander zuzugehen.

>>Los jetzt! Jede Minute die ihr nicht arbeitet, hänge ich nach hinten dran. Die Zeit nehme ich mir dann einfach.<<
Erneut fordert Amelia uns zum Arbeiten auf und leider klingt ihre mitschwallende Androhung auch ziemlich ernst.

>>Schon gut<< mit einem Augendrehen, erhebe ich mich mühsam von meinem Platz und gehe auf Lynn zu, die mehr als genervt ihre Tasche vom Stuhl neben ihr zerrt, sodass ich mich setzten kann.

>> Du übernimmst einfach den Teil und ich mach den Rest, nicht das du mir die Note ruinierst.<<
Herrisch knallt Lynn ein Buch zwischen uns auf den Tisch und deutet auf einen Textabschnitt, welchen ich jetzt wohl bearbeiten soll.

>>Ähh wie bitte?<<
Empört blättere ich durch das Buch. Der Textanschnitt zieht sich über endlos Seiten, die ich nicht gewählt bin zu lesen. Wenn Lynn wirklich denkt ich sein nicht kompetent genug einen Vortrag auszuarbeiten, ist das reine Beschäftigungsteraphie. Zudem bin ich durchaus in der Lage mich wissenschaftlich mit einem Thema auseinanderzusetzen, ich tue es einfach nur nicht oft.
Und wer hatte Lynn eigentlich zur Teamleiterin gewählt? Ich sicher nicht!

>> Ich werde sicher nicht diesen dämlichen Text bearbeiten.<< protestiere ich empört

>>Außerdem lasse ich mir von dir sicher nicht vorschreiben, welche für Aufgaben ich zu erledigen habe!<<

>>Tja, anders bekommst du aber nichts auf die Reihe und ich hänge, anders als du, an meinen Noten!<< Lynn macht keinen Hehl daraus, wie sehr sie an mir zweifelt und was sie über mich denkt.
Dafür steig mein Hass auf meine unfreiwillige Partnerin nur noch mehr. Und auf Amelia auch. Die versprochene Belohnung muss schon verdammt gut sein, um das wieder auszugleichen.

>>Du glaubst also ich bin dumm? Ist das dein Ernst?<< So schnell lasse ich mir die Beleidigung nicht gefallen. Nicht von Lynn.

>>Ja das glaube ich durchaus! Kaum jemand schreibt so schlechte Noten wie du! Außerdem weißt du nie eine Antwort, wenn dich ein Lehrer dran nimmt. Meiner Meinung nach, schaffst du nichtmal einen Abschluss! Höchstens wenn deine Mutter die Arbeiten korrigiert, aber für die bist du ja auch nur eine Enttäuschung! << Lynn grinst mich höhnisch an. Sie weiß, damit hat sie gewonnen. Es gib nichts, das ich ihr entgegnen kann, denn sie hat Recht. Meine Noten sind absolut grotisch. Sogar meine Mutter ist das nicht entgangen. Schon im Krankenhaus hat sie etwas derartiges erwähnt und das sie mich als Enttäuschung ansieht, ist mir längst bewusst.

Getroffen senke ich den Kopf. Am liebsten würde ich aufstehen und weglaufen, um dieser Demütigung zu entkommen, aber etwas hält mich davon ab den Raum überstürzt zu verlassen.

>>Es reicht Miss Anders!<< Amelias Stimme raunt plötzlich durch das Zimmer. Eindrucksvoll und stark wie immer, baut sie sich vor unserem Tisch auf, die Arme wütend in die Seite gestützt. Erschrocken sieht Lynn zu ihr auf.

>>Was fällt ihnen ein ihre Mitschülerin so nieder zu machen. Egal was zwischen ihnen vorgefallen ist, ich dulde ein solches Verhalten nicht. Cas...Miss Colemann ist alles anderes als dumm. Sie ist durchaus sehr talentiert, begabt und eine schlaue Schülerin. Ich erwarte von ihnen, Miss Anders, dass sie sich auf der Stelle bei ihr Entschuldigen, ansonsten folgen Konsequenzen, die für ihren Abschluss sicher nicht förderlich sind. Verstanden?<<

Ich bin baff. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Amelia verteidigt mich vor Lynn, obwohl sie sich dabei fast verraten hat. Mein Herz schlägt schneller, als Amelia mir ein fast unsichtbares Lächeln schenkt. Sie ist eine verdammte Königin. Eine die mich beschützt und verteidigt.

Lynn dagegen hat nichts zu lachen. Mit verzogenen Gesicht schaut sie mich an und zwingt sich dann zu einem kaum hörbaren >>Tut mir leid.<<

Bei diesen Worten kann ich nicht anders als ebenfalls zu Lächeln. Geschieht ihr aber auch recht.

Zufrieden dreht sich Amelia wieder um und lässt sich auf ihren Stuhl am Lehrerpult fallen, während wir uns wieder dem Vortrag widmen.
Diesmal schlägt mir Lynn eine andere Aufgabe vor, eine hinter der auch Sinn steckt. Und so beginnt unsere Projektarbeit. Eine Arbeit, die wir hoffentlich schnell hinter uns bringen können. Ich will keine Minute länger, als nötig mit Lynn arbeiten.

Ich darf dich nicht lieben!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt