38|bittersüß

6.8K 312 50
                                    

Ellie

Ungeduldig schaue ich sofort nach, ob Jake mir geschrieben hat und gehe hoch zur Tür des Hörsaals, an dem Stau herrscht, weil alle meine Kommilitonen dort stehen, statt zu gehen.
Ich kann die Treppen nicht einmal bis nach ganz oben nehmen und bleibe an der Stufe stehen, als ich meine Nachrichten checke. Keine davon ist von Jake.
Seufzend starre ich unseren Nachrichtenverlauf von gestern Abend an.
Wir sind nicht wie vereinbart ins Kino gegangen, weil er meinte er wäre zu müde und wir würden ein andermal gehen können.
Ich beschließe ihm zu schreiben, dass ich zu ihm fahre. Er müsste um diese Uhrzeit zuhause sein und wenn ich mal aus diesem Hörsaal komme, nehme ich den nächsten Bus, der in zehn Minuten kommt. Das könnte knapp werden, wenn diese Menschenmasse sich nicht bewegt.
Ich schaue herum, in der Hoffnung, dass jemand diese Leute dazu auffordert an die Seite zu gehen, doch sie sehen alle nur genervt hin.
Mein Handy vibriert in meiner Hand, als Jakes Nachricht eintrudelt. 

Jake: Ich bin nicht in der Stimmung.
Ellie: Ich bringe dich in Stimmung.
Jake: Ellie...
Ellie: Da musst du durch, Jakey. Ich will meinen Freund sehen!!!! :(
Jake: Ich will aber alleine sein.

Stirnrunzelnd lese ich seine Nachricht.
Irgendwas ist vorgefallen. Haben er und seine Mom sich etwa gestritten? Ich hoffe nicht. Schnell tippe ich meine letzte Nachricht und gehe langsam die Stufen hoch. So läuft das nicht. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Jake liest es und schreibt nicht zurück. Er schreibt aber auch nicht, dass ich nicht hinfahren soll, also konzentriere ich mich darauf.
„Könnte ich da mal durch?", bitte ich den Kerl in dem Detroit Tigers Shirt vor mir und komme bis an die Tür, wo zwei Mädchen stehen und auf Papiere in ihren Händen sehen.
„Hey, könntet ihr bitte an die Seite? Ihr hält hier alle auf.", rufe ich ihnen zu, dass sie erschrocken aufsehen. Ihre Blicke wandern an mir vorbei und ich kann mir nur vorstellen wie mürrisch die Leute hinter mir die beiden gerade ansehen.
„Sorry. Wir wissen nicht wo wir hinmüssen.", murmelt die Blonde und hebt den Campusplan in ihrer Hand. Ernsthaft? Wieso hat ihnen denn niemand geholfen und nur blöd gestarrt?
„Wo müsst ihr hin?", frage ich und sie schauen auf ein anderes Blatt Papier, auf dem ein Stundenplan gedrückt ist. Das andere Mädchen spricht auf einer anderen Sprache, die ich nicht verstehe. Italienisch vielleicht?
„Äh... zur naturwissenschaftlichen Fakultät.", antwortet sie und ich gehe auf sie zu, damit ich ihnen auf der Karte zeigen kann, welches der zehn Fakultäten die naturwissenschaftliche ist.
„Wir sind hier.", sage ich und zeige auf die Fakultät der Bildenden Kunst,„Ihr müsst auf die andere Seite des Campus." Erschrocken weiten sie die Augen.
„Oh Nein, wir haben nur noch sieben Minuten!", ruft die Blondine aus und sie laufen schon los, als sie mir noch ein Danke zurufen. Sie haben recht. Ich habe auch nur noch sieben Minuten, bis mein Bus kommt.

Eine viertel Stunde später bin ich schon vor dem Haus und Luke öffnet mir die Tür, als ich klingle.
„Habt ihr gestritten?", ist das erste, was er mich fragt, dass Argwohn mich überkommt.
„Nein. Warum fragst du das?" Er zuckt mit den Schultern und tritt an die Seite, dass ich hineinkommen kann.
„Er ist seit gestern so schlecht gelaunt und kommt nicht aus seinem Zimmer."
„Ist er heute nicht zu seinen Kursen gegangen?" Er schüttelt den Kopf. Was ist nur los mit ihm? Gestern ging es ihm noch so gut. Was kann passiert sein? Es kann auch sein, dass ich zu viel in alles hineininterpretiere und Jake gestern zu viele schwere Möbel schleppen musste, weshalb er heute beschlossen hat zuhause zu bleiben. Doch meine Instinkte sagen mir etwas anderes.
„Ist er oben?" Luke nickt und ich gehe hoch.
Jake sitzt an seinem Schreibtisch und markiert etwas in dem Heft vor ihm. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber dieser Anblick erleichtert mich.
„Jake?", mache ich ihn auf mich aufmerksam, dass er aufsieht. Seine braunen Augen sehen mich müde an und als ich ihn küsse, erwidert er es nicht mit der feurigen Leidenschaft wie üblich. Okay, hier stimmt etwas ganz eindeutig nicht.
„Was ist los?", frage ich sofort, doch er zuckt bloß mit den Schultern und will wieder in sein Buch sehen. Ich stemme die Hände in die Hüften.

GAME PLANWhere stories live. Discover now