Kylian Mbappé x Antoine Griezmann

2.2K 68 25
                                    

(PoV Kylian)

Das Stadion fing an zu beben, die gegnerische Mannschaft rannte zu ihrem Torhüter, lautes Gejohle und Gebrüll machten die Situation für mich nur erdrückender. Fassungslos blickte ich zum Unparteiischen, in der Hoffnung, er würde den verschossenen Elfmeter zurückpfeifen und mir eine zweite Chance schenken. Doch die Zeit zog an mir untröstlich vorbei, hatte keine Gnade mit mir und sogleich war mir bewusst - ich hatte versagt. Ich hatte den Trainer, meine Mannschaft, meine Familie - eine ganze Nation - enttäuscht. Und das, mit einem einzigen verschossenen Elfmeter. Ich hatte Antoine enttäuscht - meinen Freund. Sie alle hatten bis zur letzten Sekunde gehofft und geglaubt, dass ich Frankreich - meine Heimat - sicher durch das Turnier bringen würde. Alle hatten an mich geglaubt. Auch ich selbst. Doch ich, Kylian Mbappé, hatte alle ernüchtert. Die Niederlage lastete einzig und allein auf meinen Schultern, daher musste ich mich nun mit dem schlechten Gewissen anfreunden. Ich konnte niemandem einen Vorwurf machen, geschweige denn, den Fans böse sein, dass sie mich anpöpelten. Jede Träne, die meinetwegen vergossen wurde, musste ich verantworten, denn es war meine Schuld. Mir war selbst zum Weinen zu Mute, doch ich wollte stark bleiben und nicht, mehr als ohnehin, als Lachfigur dargestellt werden. Obwohl ich es verdient hätte.

Wir sind vor drei Jahren Weltmeister geworden. Hatten eine Favoritenrolle eingenommen. Uns durch die Gruppenphase der Europameisterschaft gekämpft. Hatten hochtalentierte, begabte Spieler. Treue Fans, die uns auf jeden Weg begleitet und jedes Spiel an uns geglaubt hatten, egal, ob wir in Rückstand gelegen oder bereits in der Halbzeit das Ergebnis festgestanden hatte. Und genau hier sollte nun das Kapitel zu Ende sein? Im Achtelfinale? Wir hatten uns so viel vorgenommen, uns schon T-Shirts für den Sieg im Finale designen lassen - zumindest digital. Jeder Abend war einzigartig gewesen, ob zusammen mit der Mannschaft im Speisesaal, im Gemeinschaftsraum oder allein mit Antoine auf unserem Zimmer. Die Zeiten mit der Mannschaft waren immer etwas Besonderes. Und jetzt waren sie urplötzlich, von einem Tag auf den anderen, vorbei. Ich wollte und konnte es nicht wahrhaben. Traurig stemmte ich meine Hände in die Seiten und starrte mit verschleierter Sicht zu meinen Füßen. Darauf konzentriert, nicht zu weinen, versuchte ich das Gebrüll der Schweizer zu überhören und traute mich erst gar nicht, einen Blick in diese Richtung zu werfen. Zu groß war die Angst, ich würde vor diesen zusammenbrechen und als schwacher, verletzlicher Versager gelten.

Eine Hand, die mir über die Haare fuhr, ließ mich letztendlich doch aufschauen. Es war Paul, der mir mit dieser Geste Mut zusprechen wollte, sich daraufhin zu unseren mitgereisten Fans widmete und sich dort bedankte. Lucas tat es ihm gleich, klopfte mir verständnisvoll auf die Schulter und schloss sich anschließend denen an, die auf den Weg in die dunklen Katakomben waren. Unter diesen erhaschte ich Antoine. Er kam jedoch nicht zu mir, um mich aufzuheitern, sondern verschwand schnurstracks von dem Feld. Diese Ignoranz machte mich trauriger denn je, weswegen ich mich den anderen anschloss und ebenfalls in den Spielertunnel schlurfte, um vor der Außenwelt meine Tränen zu verbergen. Mit hängendem Kopf und meiner rechten Hand vor meinem Gesicht, folgte ich meinen Füßen, die mich zu den Umkleiden trugen. Dabei musste ich einige Interviews passieren, woraufhin mir ungestüme Journalisten ihre Mikrofone unter die Nase streckten. Doch ich lief gekonnt an diesen vorbei, bis ich die Tür zur Kabine erreichte. Nachdem ich den kleinen Raum betreten hatte, schlug mir sofort die kalte Stille ins Gesicht. Meine Mannschaftskollegen sowie die Assistenten hingen schweigend ihrem Leid nach, welches durch mich ausgelöst wurde. Keiner blickte auf, als ich zu meinem Platz lief, niemand redete ein Wort. Aus manchen Ecken konnte man ein leises Schniefen hören, aber ansonsten traute sich keiner, den Bann der Stille zu durchbrechen.

Mittlerweile kullerten auch mir die Tränen wie Bäche aus den Augen. Ich fiel auf die unbequeme Sitzfläche, stützte meine Ellbogen auf meinen Knien ab und weinte stumm in meine Handflächen. Was wäre gewesen, wenn ich den Ball verwandelt hätte? Es war doch nichts anderes gewesen als im Training oder bei wöchentlichen Ligaspielen. Wie konnte ich den nicht machen? Anstatt dieser beklemmenden Ruhe, hätte Trubel und Ausgelassenheit vergossen werden können, wie nun bei den Schweizern. Wir hätten bis in die Nacht unseren Sieg gefeiert und uns jetzt schon auf die nächsten Abenteuer gefreut. Aber es konnte nunmal nur ein Gewinner des Spiels geben und dieses Glück lag an diesem Tag auf der gegnerischen Seite. Natürlich konnte man nicht jeden Tag gewinnen, aber solch eine Niederlage ruhte schwer im Magen, die sich die kommenden Tage und Wochen dahinziehen würde. Es war nahezu unmöglich diese zu verdauen, da sie einem ständig vorgehalten wurde und man selbst noch in zehn Jahren daran zurückdenken würde, auch, wenn der Schmerz bis dahin nicht mehr so tief sitzen würde wie jetzt. Dennoch, es zählte im Augenblick das Hier und Jetzt, mit welchem ich mich nun zufrieden geben und mich diesem stellen musste. Das schlechte Gewissen, die Trübseligkeit und die Enttäuschung würde zu Ende gehen, da war ich mir sicher. Aber bis dahin musste ich stark bleiben und durfte keines Falls einknicken.

Daher versuchte ich den Tränenfluss zu stoppen und straffte meine Schultern, um mich dem Umziehen zu widmen. Duschen würde ich im Hotel, dort war es deutlich angenehmer und hygienischer. Deshalb begab ich mich als einer der Ersten zum Bus und konnte nur aus dem Augenwinkel erkennen, dass bereits Antoine und Benjamin ihre Plätze eingenommen hatten. Da Anto seit meinem missglückten Elfmeter abwesend zu mir war, hielt ich es nicht für Nötig, mich neben meinen Freund zu setzen. Denn dieser sah eher aus, als ob er dringend seine Ruhe vor mir haben wollte und mich jeden Moment aufspießen würde, wenn er könnte. Lediglich seine Kopfhörer hatte er über seinen Ohren und sein Kopf lehnte matt an der Stütze des Sitzes. Also suchte ich mir einen Platz weit weg von Anto und richtete mich, in einer der vorderen Reihen, für die kurze Fahrt ein. Ebenfalls machte ich mir Kopfhörer in die Ohren, während bereits die Musik aus diesen leierte. Sie könnte nicht besser zur aktuellen Situation passen, denn es drangen langsame, trübsinnige Töne an mein Trommelfell. Hart schluckend schloss ich meine Augenlider und stützte meinen Kopf an der kühlen Fensterscheibe ab. Meine Gedanken drehten sich rundum das Spiel, und so sehr ich versuchte die Erinnerungen abzustellen, es wollte mir nicht gelingen.

,,Ky, mon ange?", erfasste ich plötzlich eine sanfte Stimme, öffnete meine Augen und nahm meine Kopfhörer in die Hände. Niemand Geringeres als Antoine blickte mich an, wodurch sich erneut das Wasser in meinen Augen sammelte. ,,Wieso setzt du dich nicht zu mir?", wollte er brüchig wissen, seine dunklen Augen schimmerten dabei verdächtig. ,,Ich... Ich wollte dich nicht stören...", murmelte ich und konnte nicht anders, als entschuldigend meinen Blick zu senken. Bekümmert spielte ich mit meinen Ohrstöpseln. ,,Warum denn das, Ky?", hakte er nach, wobei man ihm die Verblüffung von der Stirn lesen konnte. ,,Du bist doch bestimmt sauer auf mich. Ich mein, ich hab dich enttäuscht und ich kann es dir nicht übel nehmen, dass du wütend bist. Immerhin hab ich uns aus dem Turnier geworfen, obwohl wir so nah vor dem nächsten Schritt waren...", erklärte ich mich und wurde zum Ende des Satzes leiser. Antoine schob daraufhin meinen Rucksack von dem Sitz und sank neben mich. Bedacht nahm er mein Gesicht in seine Hände und strich hauchdünn mit seinem linken Daumen über meine salzige Wange. Seine Pupillen standen unter Wasser und es war nur eine Frage der Zeit, wann sich die erste Träne löste. Meine hingegen, rannten unaufhörlich über meine Haut, während ich krampfhaft meinen Kiefer anspannte. ,,Hör auf das zu sagen. Mach dir keine Vorwürfe, ja? Wir haben alle unser Bestes gegeben, nur am Ende hat es nunmal nicht gereicht. Aber das ist kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken.", redete Anto auf mich ein, danach schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.

Jedoch schüttelte ich zaghaft meinen Kopf. ,,Es ist meine Schuld, Anto.", hauchte ich sündhaft, weswegen der Ältere nur seufzte und musterte kurz Presnel und Kurt, die sich die Plätze hinter uns gesichert hatten. Liebevoll nahm er mich in den Arm, legte eine Hand in meinen Nacken und streichelte diesen beruhigend. Ich drückte mich fest an seine warme Brust, lauschte seinem Herzschlag und durchweichte sein helles Shirt mit Tränen. ,,Kylian, glaub mir, du bist ein wundervoller Mann, ein Vorbild für so viele Menschen da draußen und all diese werden dir verzeihen. Niemand wird dir böse sein. Es gibt Tage, an denen nichts funktioniert, ja, aber dann gibt es wiederum welche, an denen du jedem zeigen kannst, warum du zu den Besten gehörst. Dieser Elfer heute, ist ein winziger Fehler, an den in wenigen Monaten keiner mehr denkt. Das wird Vergangenheit sein. Das verspreche ich dir. Genauso wie ich dir verspreche, dass du nicht perfekt sein musst, um mich stolz zu machen. Denn ich liebe dich.", flüsterte Antoine so leise an mein Ohr, dass nur ich seine Worte verstehen konnte. Diese überrumpelten mich buchstäblich und ich wusste darauf nicht mehr zu sagen als: ,,Ich liebe dich auch, Anto. Wie habe ich dich bloß verdient?". Er löste sich ein Stückchen von mir, küsste mich auf die Stirn und schmunzelte abermals, mit voller Liebe erfüllt. ,,Wie habe ich dich verdient?", kam es als Antwort von ihm und schaffte es somit, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. ,,Genau so möchte ich meinen Kylian sehen.", quittierte er mein Lachen und zog mich in einen gefühlvollen, überwältigenden Kuss. In diesem Augenblick, konnte ich nicht dankbarer sein, Antoine meinen Freund nennen zu dürfen.

Hey,

ich hoffe, euch gefällt der kleine Oneshot zu den beiden. <3

Über Meinungen würde ich mich sehr freuen.🥰

✨cxlinafootbxll✨

Fußball Oneshots (BxB)Where stories live. Discover now