Narren gab es im Mittelalter und in der Renaissance. Ihre Rolle war es, Menschen zum Lachen zu bringen. Man unterschied zwischen zwei Arten:
1) natürliche Narren
Dabei handelte es sich um missgebildete und neurodivergente Männer. Zu ihnen bewahrte die Gesellschaft lieber Distanz. Sie wurden ausgelacht, verspottet, bemitleidet, wie Kinder behandelt und körperlicher Gewalt ausgesetzt. Sie hatten kein Recht auf Eigentum oder auf einen Lohn. Es musste auf sie aufgepasst werden, weil sie nach verschiedenen Gesetzen, wie den Sachsenspiegel, nicht verurteilt werden durften, sodass ihr Vormund für den von ihnen verursachte Schaden Verantwortung tragen mussten.2) künstliche Narren
Das waren Männer, die nicht psychisch krank oder geistig behindert waren, die sich aber als dumm stellten, mit dem Ziel, Menschen zum Lachen zu bringen. Über sie freuten sich die Menschen, die für sie Sympathie entwickelten. Macht lachte mit ihnen, während man nur über die natürlichen Narren lachte. Auch hatten sie Eigentum und einen Lohn.
Bekannte künstliche Narren sind der deutsche Kunz von der Rosen, der italienische Pietro Gonella und der französische Brusquet, dessen echter Name Jean Antoine Lombard lautete.Natürliche Narren lebten entweder bei ihren Familien oder in Institutionen („Narrenhäuser"), wenn die Eltern reich waren und sich niemand um sie kümmern wollte. Dort wurden mit mit anderen Männern weggesperrt, die man ebenfalls genau so wie sie für gemeingefährlich hielt (z. B. Männer, die Bordelle besuchten).
Im 16ten Jahrhundert galten Narren immer mehr als „Wunder der Natur" und gehörten an verschiedenen Höfen — zusammen mit Gegenständen wie Edelsteine, Straußeneier, Walknochen, sonderbare Pflanzen oder Reliquien — zu den „Wunderkammern". Genau so wie Menschen, die körperlich der Norm abwichen (z. B. „Zwerge", „Riesen", nicht-weiße Menschen, etc.), wurden sie als lebendige Attraktionen gehalten.
Auch wurden sie verschenkt, z. B. tauschte der Kardinal Wolsey einen natürlichen Narren gegen einen Ring mit dem König Heinrich VIII aus, obwohl der Narr nicht von seinem Besitzer getrennt sein wollte.In der Aufklärung verschwanden Narren, weil sie für „Geisteskranke" erklärt wurden, die behandelt werden mussten. So verloren sie ihre Assoziation mit Wunder.
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Saneismus
Non-FictionHast du schon mal von Saneismus gehört? Es ist eine Form der Diskriminierung von psychisch kranken Menschen und diejenigen, die für solche gehalten werden, die oft übersehen wird. In diesem Buch werden wir einen tiefen Einblick in das Thema bekommen...