Kapitel 7.

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Nein, das ist absolut kein Kompromiss. Jetzt frage ich mich plötzlich, ob sie das mit Zane nur erfindet, um mich zu ärgern oder ob sie ihn wirklich mag. Nur, was ist schlimmer?

Egal, ich muss wissen, was mir lieber ist, das Eislaufen oder, dass May sich nicht an Zane ran schmeißt. Wenn ich es May erlauben würde, mit Zane zu gehen, würde ich mir wohl alle Chancen bei Will verspielen. Als Zane mich gestern auf dem Schulhof angemacht hat, hat es nicht ausgesehen, als würden sich beide gut verstehen. Und außerdem hasse ich Zane. Mir wird schon schlecht allein bei dem Gedanken, wie sein Haus aussah. Unordentlich, schmutzig und schmuddelig. Einfach ekelhaft. Aber vielleicht ist er als Person gar nicht so schlecht. Ich denke, dass jeder Mensch eine gute Seite hat. Sollte ich ihm vielleicht doch eine Chance geben? Mein Blick schweift zu dem Paar, das immer noch auf der Eisfläche ist. Die beiden machen synchron Pirouetten. Ich liebe das Eiskunstlaufen und es ist möglich, dass ich Zane viel zu wenig kenne, um genau sagen zu können, dass ich ihn hasse. Ich könnte ihm und May eine Chance geben, aber mit meinen Bedingungen.

'Okay, aber du posaunst nichts in der Schule herum, wenn ihr tatsächlich zusammenkommt. Und bevor ihr … naja … intim werdet, reden wir nochmal!', stelle ich es ihr klar. Bei dem Wort „intim“ regt sich irgendetwas im tiefsten Dunkel meines Gehirns, das schon fast vergessen ist und längst in Dunkelheit verfallen ist. Etwas, dass auch nie wieder dort heraus kommen soll. Mein Bauch zieht sich zusammen und ich spüre Übelkeit in mir aufsteigen. Kurz muss ich würgen, aber es wird schnell besser.

May scheint kurz zu überlegen, denn es dauert, bis sie mir antwortet. 'Einverstanden.' Wenn einem in Gedanken Worte langsam über die Lippen kommen können, dann war es das gerade.

Nach meiner kurzen Konversation mit May, beschließe ich nun endlich, nach Hause zu gehen. Amanda muss sich schon Sorgen machen...

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Eine halbe Stunde später habe ich es endlich geschafft, nach Hause zu finden. Auf dem Weg habe ich mir vergeblich den Kopf darüber zerbrochen, was ich Amanda erzählen werde, wenn sie fragt, warum ich so spät komme.

Und tatsächlich wartet sie schon vor Sorgen fast ihre Haare auffressend in der Küche. Ich schleiche durch den Flur und finde sie völlig aufgelöst in der Küche. „Amy!“, schreit sie, als sie mich im Türrahmen entdeckt. Kurz wischt sie sich über die Augen, dann schließt sie mich in ihre Arme. Sofort tut sie mir Leid. Ich hasse es, wenn sich Leute um mich Sorgen machen müssen. Aber gleichzeitig rührt es mich auch, denn es ist schon ewig her, seitdem sich Leute um mich gesorgt haben. Etwas verkrampft lege ich meine Arme auf ihren Rücken. Aber unsere Umarmung währt nicht lange, denn ein paar Sekunden später stößt sie mich erbost weg. „Wo warst du?“ Ich merke, wie sie sich anstrengt, ihre Stimme streng klingen zu lassen. Aber es will nicht richtig funktionieren, weil ihre Stimme immer noch ein wenig zittert.

„Ich war noch bei einem Freund...“, erkläre ich kleinlaut. Eigentlich ist das nicht ganz gelogen, nur dass es nicht wirklich ich war, die bei Zane war. Aber das zählt nicht.

Danach hält Amanda mir noch ewig einen Vortrag darüber, dass ich sie hätte anrufen können und ich nicht einfach vom Eislaufen hätte gehen dürfen, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Sie hat nämlich der Schule Bescheid gesagt, dass ich verschwunden bin und diese haben ihr erzählt, dass ich ohne mich abzumelden gegangen bin. Ich wusste nicht, dass May das getan hat. Jedenfalls beteuere ich mindestens fünf Mal, dass es mir schrecklich Leid tut (und so ist es wirklich), bis Amanda mich nochmal in die Arme schließt und alles wieder gut ist.

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In der restlichen Schulwoche freunde ich mich immer mehr mit Jasmine, Louanne, Pedro, Tiare und Will an, die mich freundlicherweise in ihrer Clique aufnahmen. Jasmine erzählt mir, dass Jess eigentlich zu ihnen gehört, aber in letzter Zeit hänge sie lieber mit Sienna und ihren Freundinnen herum. Ich erinnere mich, dass Will einmal gesagt hat, er fände es cool, wie ich Sienna meine Meinung gesagt habe. Aber ich weiß nicht was er meint. Ich habe nur ein ungutes Gefühl, wenn ich an den beiden vorbeilaufe, denn dann drehen sie mir den Rücken zu und fangen an zu tuscheln und kichern. Zane scheint an mir zu hängen wie eine Klette und May überlässt mir immer die nervigen Momente mit Zane. Er hat die Angewohnheit, ohne Punkt und Komma zu erzählen und dabei so wild zu gestikulieren, dass man Angst haben muss, nicht plötzlich eine Hand im Gesicht zu haben. Und er stottert. Ich hätte nicht gedacht, dass Zane Aldrin, Bad Boy der Schule, stottert. Nicht, dass es eine schlechte Charaktereigenschaft oder so ist, aber es passt einfach nicht in mein Bild des perfekten Bad Boys. Aber er weiß es, seine Schwäche gut zu verstecken. Ich hasse es, wenn er nach Rauch und Alkohol stinkt, und das passiert oft, wenn ich ihn in der Schule treffe. Immer wieder versuche ich, ihm auszureden, weiterhin zu trinken, aber ich glaube, er nimmt es als Scherz und lacht nur. Ich erzähle ihm immer, dass es ungesund ist, und dass man davon schwere Schäden davontragen kann. Aber er lacht mich aus. Im Laufe der Woche habe ich es dann aufgegeben, es ihm weiter vorzutragen, denn er nimmt es sowieso nicht ernst.

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⏰ Last updated: Mar 12, 2015 ⏰

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