Kapitel 3. (Amy)

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Hey! :)

Im folgenden Kapitel geht es viel um das Leben von Amy und ihre Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS). Ich hoffe das langweilt euch nicht zu sehr :)  Aber ich würde euch trotzdem empfehlen, weilterzulesen, weil die Details in diesem Kapitel sehr wichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte sind.

LG waterlily65

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Persönlichkeitswechsel: Amy

Plötzlich bin ich wieder ich. Ich hocke elend auf dem Boden und mich treffen die Blicke von Amanda, ihrem Mann und Alice hart. Sie starren mich aus einer Mischung von Entsetzen, Ratlosigkeit und Verwirrung an. Die beiden Jungen sind nicht da. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe keinerlei Erinnerungen. Aber ich bin mir sicher, dass ich mal wieder einen Wechsel meiner Persönlichkeiten erlebt habe. Das wird bestätigt, als ich das warme Gefühl in der Hose spüre. Oh nein!, denke ich. Ich habe schon wieder eingenässt. Das passiert manchmal, wenn ich einen Persönlichkeitswechsel hinter mir hatte. Doch was war der Auslöser? Oft ist es Angst. Die letzten Erinnerungen, die ich noch habe, ist, wie ich in stechend blaue Augen sehe. Seltsam, denke ich verwirrt. Normalerweise sind eher bestimmte Worte oder Geräusche der Auslöser. Und nicht blaue Augen.

Ich konzentriere mich wieder auf die Blicke der anderen. Sie sehen mich immer noch mit derselben Mischung an. Ich frage mich, was ich getan habe, das sie veranlasst, so zu schauen. Auf jeden Fall ist mir klar, dass ich irgendetwas sagen muss: „Es tut mir Leid.“ Worte, mit denen man nichts falsch machen kann.

Ich rappele mich auf. Ein paar Augenblicke sagt niemand etwas. Die Stille ist erdrückend. Dann meint Amanda: „Ist schon gut.“ Sie zwingt sich zu einem Lächeln, obwohl ich der Schreck und die Überraschung immer noch ins Gesicht geschrieben ist. Amanda legt mir einen Arm um die Schulter und führt mich zur Treppe, damit ich mir eine neue Hose anziehen kann. „Alice hat bestimmt noch eine Hose, die sie dir leihen kann. Später kannst du dann deine eigenen Sachen anziehen...“ Alice führt mich schweigend zu ihrem Zimmer im ersten Stock, holt etwas aus ihrem Schrank und lässt mich dann damit im Badezimmer allein.

Bevor sie das Zimmer verlässt, sagt sie leise: „Wir warten in der Küche auf dich...“

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Nach einer erfrischenden Dusche gehe ich also nach unten in die Küche. Wie peinlich ist das eigentlich? Ich bin kaum ein Tag bei meiner neuen Familie und schon führe ich mich auf wie ein Baby. Was denken sie jetzt wohl über mich? Ich bin mir sicher, dass man mir meine Nervosität am ganzen Körper ansieht, als ich die Küche betrete. Meine Schultern sind nach unten gezogen und ich kaue auf meiner Unterlippe herum.

Als Amanda mich erblickt, ruft sie erfreut: „Amy!“ Wie kann sie jetzt so fröhlich klingen? Sie schiebt mich sanft auf einen Stuhl zu. Unbehaglich lasse ich mich dort nieder. Ich möchte wissen, was genau geschehen ist. Es war schon immer ein seltsames Gefühl, wenn andere Menschen mehr über das wissen, was man getan hat, als ich selbst. Am liebsten würde ich Amanda fragen, aber ich möchte nicht riskieren, dass irgendjemand weiß, dass ich eine gespaltene Persönlichkeit bin. Aus Erfahrung weiß ich, dass es nicht gut ist, wenn die Leute darüber Bescheid wissen. Manche von ihnen reagieren komisch und brechen den Kontakt zu mir ab, haben Angst vor mir. Zwar weiß ich von niemandem sicher, ob er mein Geheimnis kennt, ich kann es nur vermuten. Immer musste ich erneut umziehen, wenn jemand kurz davor war, es zu erfahren. In dieser Hinsicht waren meine vielen Umzüge auch positiv.

Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Ich starre nur auf den Boden und hebe nicht einmal den Kopf. Ich traue mich nicht. Es hat mich schon immer eingeschüchtert, wenn ich nicht wusste, was passiert ist, während eine andere Person „außen“ war. In mir nagt das Gefühl, dass ich es schon wieder „versaut“ habe. Was auch immer ich getan habe, es war nicht gut. Das konnte ich an den Blicken der anderen ablesen. Was, wenn mich meine neue Pflegefamilie auch schon wegstößt? Ich bin doch erst gerade angekommen! Ich habe Angst und bin gleichzeitig auch wütend auf mich selbst.

Will you still love me?Where stories live. Discover now