zwei

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Außerdem steckt er ein. Er teilt nicht aus, er steckt pausenlos ein. Immer und immer wieder. Es ist ein Kreislauf. Sicheng weiß das, das heißt aber nicht, dass er es schafft, aus ihm auszubrechen.

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Gestern war das nicht anders, heute ist das nicht anders. Eigentlich wollten Sicheng und Yuta sich gestern nämlich verabreden und miteinander übernachten.

Yuta hat ihn gefragt, ob sie in seiner Wohnung kochen könnten, Winwin hat verneint. Sein Mitbewohner hatte an dem Abend seine Familie zu Besuch und dementsprechend ist die Küche besetzt gewesen.

Der Japaner hat ihm darauf geschrieben, das sein Mitbewohner letztes Mal auch parallel zu ihnen beiden gekocht hatte, obwohl dessen Freundin zu Besuch war. Er soll sich doch wenigstens Mühe geben beim Fragen.

Sicheng brodelt innerlich ein wenig. Das ist typisch. Es ist nichts Schlimmes. Nichts, das böse rüberkommt, aber trotzdem... nur, weil Yutas Mitbewohner flexibel ist, heißt das doch nicht automatisch, dass es Winwins auch ist.

Aber das denkt er sich nur innerlich. Äußerlich geht er ein zweites Mal zu seinem Mitbewohner, der ihn ein weiteres Mal abweist. Das teilt er dann auch Yuta mit.

Ich sehe schon, das passt heute Abend wohl bei uns beiden nicht so gut. Ich denke, wir sollten das Ganze verschieben. Wir können uns besser morgen nach dem Frühstück treffen.

Es passt, Yuta kriegt nur seinen Willen nicht, deswegen findet die Verabredung nicht statt. Es ist nicht Sichengs Schuld, warum also gibt ihm Yuta das Gefühl, die ganze Übernachtung versaut zu haben? Er sollte dem Anderen nicht so eine Macht über sich geben, aber... Aber Sicheng akzeptiert es.

Er freut sich auf einen Abend alleine. Einen Abend ohne Stress. Ruhe.

Unterbewusst ist ihm klar, dass er sich einsam fühlt. Er hat nicht wirklich jemanden außer Yuta. Für den Älteren hat er sich von fast allen anderen abgewendet. Sicheng fühlt sich verlassen.

Und das alles nur, weil seine Küche heute Abend besetzt ist.

Ohne Essen geht Winwin an dem Abend ins Bett. Er ist nicht mehr hungrig. Er hat das Bild mit Taeyong in Yutas Snapchat-Story gesehen. Yuta ist nicht nur sein fester, sondern auch sein bester Freund. Der Chinese weiß genau, dass dieses Treffen nicht auf freundschaftlicher Ebene bleibt.

Aber er kann nichts dagegen tun. Er möchte sich nicht streiten. Nicht noch mehr Gefühlschaos, an dem er am Ende eh nur wieder selbst Schuld ist. Kein Drama. Er weiß, dass er das nicht schaffen würde. Er wird sich nicht selbst den Stoß über die Kante geben.

Morgen wird es besser.

Das ist es nicht. Es ist mittlerweile früher Abend und Yuta hat ihm für heute das zweite Mal abgesagt. Erst hat er ihm bis mittags nicht geantwortet und von nach dem Frühstück treffen auf abends vertröstet, dann hat er auch diesen Termin platzen lassen.

Das Ganze ohne einen wirklichen Grund. Erst war er noch bei Taeyong, bei dem er die Nacht verbracht hatte. Er wollte nicht so früh gehen, Taeyong hat ja gestern schon für ihn gekocht, da kann er sich jetzt nicht einfach aus dem Staub machen, um sich mit Winwin zu treffen.

Dann hat er gesagt, er sei zu müde, um sich heute Abend noch mit irgendjemandem zu treffen.

Sicheng weiß genau, wer heute Abend wieder bis halb zwei wach sein wird. Nicht er.

Ja, es tut wirklich weh, Yuta zu lieben.

Tränen laufen ihm über die Wangen. Aber er sagt nichts. Er möchte sich nicht streiten. Nicht noch mehr Stress. Er schluckt es runter. Alles.

Letztendlich nützt alles nichts, er ist abhängig.

Yuta ist seine Droge, Yuta ist sein Leben. Nervenkitzel und Hochs und Tiefs und Spaß und Schmerz und Freude und Licht und Schatten und Enttäuschung und Überraschung und Hinfallen und Aufstehen und noch viel mehr.

Das alles ist sein Leben.

Warum tut es nur so verdammt weh, zu leben?

der yuta-effekt // yuwinWhere stories live. Discover now