sechs

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Er weiß nicht, ob er nach dieser Woche die Kraft dazu hat, zu versuchen, Yuta zu beschwichtigen.

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Er würde jetzt auch gerne fragen, wie er sich denn bitte auf das Gespräch konzentrieren soll, wenn es eindeutig nur zwischen Yuta und Taeyong stattfindet. Und das ist nicht gelogen.

Die drei sitzen nebeneinander auf der Couch und Yuta ist in der Mitte. Alles, was Winwin in der Konversation zu sehen bekommen hat, ist der Rücken des Japaners und gelegentlich Taeyongs Gesicht, wenn dieser versucht hat, ihn irgendwie in das Gespräch mit einzubinden.

Die letzten Tage waren komisch. Yuta hat ihn quasi die ganze Zeit ignoriert. Er hat sich zwar mit Sicheng getroffen, dann aber nie etwas gesagt. Wenn Winwin geredet hat, hat er entweder einsilbig, mit einem abweisenden Nicken oder gar nicht reagiert.

Es wird wieder besser, es wird wieder besser, es wird wieder besser...

Sicheng weiß nicht, was los ist. Er ist sich ziemlich sicher, in letzter Zeit nichts falsch gemacht zu haben. Yuta hat ihm sonst auch immer nach spätestens zwei Tagen klar und deutlich gesagt, was er verbockt hat. Das ist bis jetzt noch nicht geschehen.

Und Winwin ist sich auch gar nicht sicher, ob er gerade nicht eigentlich lieber will, dass Yuta wütend auf ihn ist. Es wäre auf jeden Fall besser als die kalte Schulter, die er in letzter Zeit dauerhaft und ohne Erklärung von dem Älteren gezeigt bekommt.

In dieser Zeit hat er sich dennoch oft daran erinnert, wieso er mit Yuta befreundet ist. Jeder einzelne Grund, weshalb er sich nicht von ihm lösen kann, hat sich in der Art widergespiegelt, wie der Japaner sich mit Taeyong verhalten hat.

Yuta hat über die Dinge, die Taeyong gesagt hat, gelacht. Er hat mit ihm über die unlustigsten Dinge Scherze gerissen. Er hat dem Jungen für seine Outfits Komplimente gemacht. Er ist mit ihm zusammen einkaufen gewesen. Er hat pausenlos mit ihm telefoniert und geschrieben. Er hat ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt.

Es tut weh.

Aber Sicheng ist nicht blöd, er weiß, dass Yuta ihn nicht durch Taeyong ersetzen wird. Langzeitig jedenfalls nicht. Ohne Winwin hat der Ältere niemanden, der ihn immer unterstützt. Der ihn aufbaut, der darauf achtet, dass er nicht wieder Essstörungen bekommt, den er im Rausch für alle seine Fehler verantwortlich machen kann.

Langzeitig wird er nicht ersetzt werden, Yuta wäre alleine, wenn Taeyong ihn wegen dieser Dinge schließlich verlassen würde. Sicheng ist sich ziemlich sicher, dass nicht alle Menschen so naiv und dämlich sind wie er, sondern sie Yuta einfach verlassen würden.

Blöder Yuta-Effekt.

Auf lange Sicht wird es so laufen, aber temporär werden die Dinge, die er sagt, mit einem Seitenblick abgetan. Seine Späße sind höchstens noch zu seiner eigenen Belustigung gut. Seine Klamotten sehen nach Yutas Meinung aus, als würde er einen Schlafanzug tragen. Während seiner Einkäufe verbringt er seine Zeit alleine in den Gängen zwischen den Paaren, die sich dort über Käsesorten streiten. Seine Nachrichten werden entweder nicht gelesen, oder, wenn sie gelesen werden, aber größtenteils un- und im besten Fall einsilbig beantwortet gelassen.

Die einzige Person, die ihn beachtet, ist sein Mitbewohner Kun, wenn er mal wieder die alleine auf der Couch sitzend in die Luft starrt.

Kun ist nett. Er ist einer von Sichengs einzigen Freunden. Aber er kennt ihn nicht; den Yuta-Effekt. Naja, eigentlich kennt er ihn schon, er versteht ihn nur nicht. Den Einfluss, die Macht, die eine Person so über dich haben kann.

Das ganze Thema ist dem Chinesen suspekt. Er ist genau wie Winwin in einer Beziehung. Er kann sich nicht vorstellen, dass Hansol ihn jemals so behandelt hat oder würde. Aber er hat auf die harte Weise gelernt, das Ganze einfach zu ignorieren oder zu umgehen. Kun hat sich selbst an dem Abend geschworen, dass er seinen Mitbewohner nie wieder zum Weinen bringen wird.

Deswegen hält er sich raus. Den ein oder anderen Kommentar kann er sich zwar nicht verkneifen, aber daran hat Winwin sich mittlerweile gewöhnt. Er weiß, dass Kun nur das Beste für ihn will. Er ist wie eine Vaterfigur für ihn und Sicheng könnte nicht dankbarer sein.

Wie auch immer, Winwin dachte, dass Yutas abweisendes Verhalten sich ändern würde, wenn er seinen festen Freund mal wieder alleine trifft, aber da hat er sich wohl zu früh gefreut.

der yuta-effekt // yuwinWhere stories live. Discover now