fünf

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Wie selbstsüchtig kann ein Mensch nur sein, um so etwas zu denken? Die Antwort ist einfach: so selbstsüchtig wie er.

Es wird wieder besser, es wird wieder besser, es wird wieder besser...

Das sind die Worte, die Sicheng sich seit heute Morgen pausenlos vorsagt. Lautlos. So, dass Yuta ihn nicht hören kann.

Heute hat er sich tatsächlich einmal pünktlich mit seinem Freund getroffen. Er hat sich wirklich gefreut. Er hat den Jungen letztes Wochenende nach dem Vorfall nicht mehr gesehen und unter der Woche haben die beiden es irgendwie nur ein- zweimal und eher kurz geschafft, sich zu treffen. Wie auch immer, der Ältere und er sind nicht alleine; Yuta hat Taeyong mitgebracht.

Das sollte nicht falsch verstanden werden, Sicheng mag Taeyong wirklich gerne, auch wenn er nie so ganz mit ihm auf einer Wellenlänge gewesen ist.

Es ist nur so, dass die vergangenen Ereignisse nicht wirklich zu einem positiven Bild von dem Koreaner von Sichengs Sicht aus geführt haben. Nach allem hat er zwar keine eindeutigen Beweise, kann aber mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Andere etwas mit seinem Freund hatte, obwohl er definitiv davon gewusst hat, dass die beiden ein Paar sind. Es ist nicht so, als wären die beiden erst seit letztem Monat zusammen, es sind eher mehrere Jahre.

Vielleicht ist aber auch Taeyongs moralischer Kompass genau wie sein eigener früher oder später durch Yuta kaputtgegangen. In dem Fall kann Sicheng es ihm nicht verübeln. Er weiß schließlich genau, wie es sich anfühlt.

Und darin ist er eh so gar nicht gut. Anderen Menschen etwas übel nehmen oder auch einfach Streit insgesamt. Warum Streit anfangen, wenn er sich so einfach vermeiden lässt? Diese Frage würde er Yuta gerne einmal stellen. Aber er macht es nicht. Er kann es nicht.

"Hey!"

Ein nicht gerade sanfter Stoß an seinem Arm holt Winwin aus seiner Gedankenwelt heraus.

"Oh, sorry. Was hab ich verpasst?"

"Nichts, wenn es dich eh nicht interessiert, hätten wir uns auch gar nicht treffen brauchen."

Der Ton ist übel. Es ist fast, als würde Yuta Gift aus seinem Mund spucken.

Aber es stimmt. Er hört wirklich nicht zu.

Dem Chinesen steigen fast schon die Tränen in die Augen. Reine Willenskraft rettet ihn davor, sich vor den beiden übel zu blamieren.

"Nein, nein, es interessiert mich. Tut mir leid. Ich bin heute irgendwie nicht so ganz bei der Sache."

Yuta schnaubt.

"Na klar, das habe ich auch gemerkt."

Taeyong lacht peinlich berührt auf. Wahrscheinlich ist es ein eher verzweifelter Versuch, die Atmosphäre aufzulockern.

Sicheng will am liebsten aus dem Raum flüchten, aber er weiß, was passieren würde, wenn er sich jetzt aus dem Staub macht. Eine Überlegung ist die Flucht dennoch wert.

Er weiß nicht, ob er nach dieser Woche die Kraft dazu hat, zu versuchen, Yuta zu beschwichtigen.

der yuta-effekt // yuwinWhere stories live. Discover now