ende

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TW!!!

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Da ist Yuta.

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In der Badewanne.

Sein Körper ist Unterwasser. Es sieht beinahe so aus, als würde sein Freund fliegen.

Apathisch rappelt der Junge sich vom Boden auf und läuft auf die Wanne zu.

Das Wasser läuft über den Rand. Ein Arm hängt über ihn. Rot fließt aus ihm heraus. Es vermischt sich mit der klaren durchsichtigen Flüssigkeit. Die Schlieren, die das Blut im Wasser zieht, ziehen seine Augen wie magisch an. Sie sind wunderschön. Wenn er sie nur weiter anguckt, muss er nicht zu der Wanne gucken.

Es ist nicht wie in den Filmen. Kein Sonnenlicht spiegelt sich auf dem Wasser. Das Fenster ist zu, die Rollläden sind heruntergefahren. Das Oberlicht des Badezimmers ist kalt, steril. Es verleiht der ganzen Szene etwas Groteskes.

Der Arm, der aus der Wanne hängt, holt ihn aus seiner Trance. Sicheng merkt es nicht, aber Tränen laufen über seine Wangen. Beim ersten Schluchzer hastet er über den nassen Boden auf seinen Freund zu. Er greift nach Yutas Fingern. Sie erwidern seinen Druck nicht. Das Blut aus Yutas Arm fließt über Winwins Hand. Der Anblick verursacht einen Stich in seinem Herz.

Ich habs nicht so gemeint.

Er rutscht aus. Sein Knie fängt den Sturz ab, kollidiert hart mit dem festen Fliesenboden.

Autsch.

Aber es ist nicht der frische Schnitt über den eh schon aufgeschürften Stellen, der ihm wehtut.

Ich habs nicht so gemeint.

Er lässt sich mit dem Blick von der Badewanne weg an ihrer Wand herunter-gleiten. Seine eine Hand ist immer noch mit Yutas verflochten.

Sie hat sich wieder eingenistet. In seinem Bauch.

Ich habs nicht so gemeint.

Da ist sie wieder, die Schuld.

Sicheng weiß, es ist nicht seine.

Er weiß, dass er alles getan hat, damit es dem Älteren gut geht.

Er weiß, dass er einen Großteil seiner Glücklichkeit aufgegeben hat, um sie dem Anderen zu geben.

Er weiß, dass er in seiner Verfassung nicht früher hätte kommen können.

Er weiß, dass er es nicht wissen konnte.

Er weiß, er weiß, er weiß...

Warum fühlt er sich dann so schuldig?

Ich habs nicht so gemeint.

Ein wenig muss er lächeln. Die Situation, das Gefühl ist ihm so bekannt. Es ist beinahe genau so, wie als Yuta noch gelebt hat.

Gelebt hat.

Yuta ist tot.

Warum ist er dann immer noch da?

Warum fühlt er sich schuldig?

Warum ist der Yuta-Effekt nicht mit Yuta gestorben?

Warum ist der Schmerz nicht mit ihm gegangen, sondern hat sich verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht?

Wieso nimmt ihm die Welt etwas, wofür er so viel geopfert hat und das Einzige, was er dafür bekommt, ist Schmerz? - Warum nimmt sie ihm etwas, was er mehr als alles andere geliebt hat?

Hat er nicht genug gelitten? Für die Liebe?

Wird er wieder dafür bestraft, dass er Yuta geliebt hat?

Ist das die logische Folge?

Liebe bedeutet Schmerz.

Leben bedeutet Tod.

Hätte er seinen besten Freund retten können?

Ich habs nicht so gemeint.

Die Fragen hören nicht auf. Die kalte Hand in seiner ist seine einzige Verbindung zur realen Welt.

War ich nicht gut genug?

Schuld.

Innerlich erstickt er.

So viel Schuld.

Es fühlt sich an, als würde er gleich mit Yuta ertrinken. Yuta ertrinkt im Wasser, Sicheng ertrinkt in seiner Schuld.

Verdammter Yuta-Effekt.

Vielleicht... vielleicht hat er es doch so gemeint.

der yuta-effekt // yuwinHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin