Kapitel 15

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Zeitsprung: 2 Wochen später

POV Stefanie:
Wo sind denn bloß die letzten zwei Wochen hin? Wir waren sehr viel im Proberaum und haben an den neuen Songs weitergearbeitet. Meistens waren wir alle vier da, manchmal war ich auch nur mit Thomas alleine. Thomas war in dieser Zeit wirklich mein Anker. Ohne ihn hätte ich das nicht überstanden. Einerseits hat er mir echt geholfen, mich abzulenken und andererseits war er vor allem in den Momenten für mich da, wo mich meine Gefühle komplett überrollt haben. Sehr oft bin ich unter Tränen in seinen Armen eingeschlafen. Doch die letzten Tage wurde es echt schon besser. Heute ist Freitag. Die Jungs probieren vormittags ein paar Instrumentalteile aus. Ich schau währenddessen in die Stadt und erledige ein paar Dinge. Gegen Mittag komme ich von der Stadt zurück. Als ich in den Proberaum gehe, sind die drei so in die Musik vertieft, dass sie mich gar nicht bemerken. Ich bleibe in der Türe stehen und beobachte meine drei Jungs. Ein Lächeln geht über meine Lippen. Nowi, wie er mit seinem Mund die Sounds mitmacht, die er am Schlagzeug spielt. Hannes, der grade damit zu kämpfen hat, dass seine Finger so schnell spielen, wie er es gerne hätte. Und Thomas...ja...Thomas halt. Die Haare fallen ihm ins Gesicht. Trotzdem kann ich sehen, dass er seine Augen geschlossen hat. Er spielt nicht nur, er fühlt die Musik in seinem ganzen Körper. Das erkennt man sofort. Mir wird richtig warm ums Herz. Ich kann meinen Blick kaum von ihm nehmen. Eigentlich hab ich nur das Bedürfnis, dass er mich in den Arm nimmt anstatt seiner Gitarre. „Hey Steff!" höre ich plötzlich Johannes Stimme. Ich reiße meinen Blick schnell von Thomas los und begrüße die Jungs. „Das hat sich ja gut angehört" sage ich schnell, um mein seltsames Verhalten zu überspielen. „Wollt ihr einen Kaffee?" frage ich „Ich hab Kuchen mitgebracht" Ich weiß, dass die Jungs da nicht nein sagen und verschwinde in die kleine Küche.

Was war denn das eben für ein Gefühl, als ich Thomas beobachtet habe? Eigentlich wandern meine Gedanken zurzeit sehr oft zu ihm. Das muss wohl daran liegen, dass er derzeit ständig um mich herum ist. Bin ich ihm zu nah? Kann ich überhaupt noch ohne ihn? Ich bin ihm echt sehr dankbar, dass er die letzten Wochen für mich da war, aber ich glaub ich muss versuchen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Vielleicht sollte ich das Wochenende alleine verbringen? Aber wie kann ich Thomas erklären, dass ich wieder alleine zurecht komme? Hmm...Ach, ich hab doch noch die Tasche von Alex mit seinen Sachen bei mir. Ich werde Thomas bitten, dass wir ihm die Sachen heute Abend zurück bringen. Dann kann ich Thomas sagen, dass ich endgültig damit abgeschlossenen habe und er wieder zu Hannes ziehen kann. Das ist ein guter Plan. Doch jetzt erst mal zu den Jungs, die warten auf den Kaffee.
Wir proben am Nachmittag noch alle gemeinsam. Gegen 17 Uhr muss Nowi los. Das nehmen auch wir als Anlass, um die Probe für heute zu beenden. Als wir zum Auto gehen, fragt mich Thomas, was wir heute noch machen wollen. Ich atme einmal tief durch und sage ihm dann, dass ich gerne Alex seine Sachen zurückbringen würde. Er sieht mich fragend an „Bist du schon soweit?" Na super, er denkt, dass ich nicht einmal das schaffe. Egal, ich kann das und ich will das. „Ja!" antworte ich ihm mit fester Stimme. Also fahren wir zu meiner Wohnung, um die Tasche zu holen. „Willst du alleine fahren oder soll ich mitkommen?" fragt mich Thomas. An alleine fahren, hab ich gar nicht gedacht. Ich glaub, es wäre besser, wenn er mitfahren würde. Nur sicherheitshalber. Thomas merkt mein Zögern und sagt in dem Moment „Ich glaub, ich komm lieber mit" Ich murmle ein leises Danke und wir fahren los.

Bei Alex Wohnung angekommen zögere ich kurz, bevor ich aus dem Auto aussteige. Thomas sieht mich aufmunternd an „Du machst das schon". Ich schenke ihm ein kurzes Lächeln, bevor ich die Tasche mit einem Seufzer aus dem Auto nehme und zur Haustür gehe, um zu läuten. Es meldet sich niemand, doch der Türöffner wird gedrückt. Langsam gehe ich die Treppe hinauf. Oben angekommen, ist die Tür noch geschlossen. Ich klingle auch hier noch einmal. Gerade als ich die Tasche einfach abstellen und wieder gehen will, höre ich hinter der Tür „Ich komme schon". Bevor ich noch überlegen kann, was das für eine Stimme ist, öffnet sich die Tür und eine Frau steht vor mir. Ich sehe sie verwirrt an. „Ähm...Entschuldigung...anscheinend habe ich mich an der Türe geirrt" stottere ich. Die Frau mustert mich von oben bis unten. „Wo wolltest du denn hin?" fragt sie mich. „Ich wollte eigentlich nur Alex eine Tasche mit Klamotten vorbei bringen" bringe ich irgendwie hervor. Da scheint irgendwas bei der Frau klick zu machen. „Ah, du musst Stefanie sein. Alex hat Einiges von dir erzählt. Ich bin Vicky" sagt sie und streckt mir die Hand entgegen. Automatisch ergreife ich sie. Da öffnet sich die Türe ein Stück weiter und ich höre Alex Stimme „Wer ist denn da, Schatz? Will sich jemand die Wohnung ansehen? – Oh, Stefanie!" Jetzt erst bemerke ich, dass in der Wohnung lauter Umzugskisten stehen. „Äh, du willst ausziehen?" frage ich an Alex gerichtet. „Ja, Vicky und ich haben beschlossen, dass es leichter ist, wenn wir zusammen ziehen. Hast eh Glück, dass du mich hier noch erwischt hast. Nächste Woche wäre ich schon weg gewesen." Um mich rum fängt sich alles an zu drehen. Ich weiß nicht, wie mir geschieht. Ich halte ihm die Tasche hin und sage „Ich wollte dir nur dein Zeugs vorbei bringen. Ich wünsch euch alles Gute!" Mit diesem Satz drehe ich mich um und laufe die Treppe hinunter. Ich kann es einfach nicht glauben. Gerade mal 3 Wochen ist es her, dass er mich raus geschmissen hat. Und jetzt das...

Mit tränenüberströmtem Gesicht laufe ich zum Auto. Ich schaffe es fast nicht, die Autotür aufzumachen. Als ich endlich im Auto sitze, spüre ich sofort Thomas Arme um mich „Scheiße, Steff!" flüstert er und hält mich ganz fest. Schon nach einem kurzen Moment löse ich mich von ihm und bringe irgendwie zwischen Schluchzern heraus „Bitte, Thomas! Fahr einfach weg von hier!" Sofort fährt er los. Ich lehne mich an die Fensterscheibe und lasse meinen Tränen freien Lauf. Immer wieder mal legt Thomas seine Hand auf meinen Oberschenkel, aber ich spüre das in dem Moment gar nicht. Ich spüre überhaupt nichts außer diesen schrecklichen Schmerz dort, wo eigentlich mein Herz sein sollte. Aber das hat mir Alex grade herausgerissen und in tausend Stücke zerlegt. Kaum hat Thomas das Auto bei mir zu Hause eingeparkt, öffne ich die Türe und laufe zu meiner Wohnung. Auf Thomas Rufe reagiere ich nicht. Ich renne so schnell ich kann die Stufen nach oben, sperre meine Wohnung auf und verschwinde im Bad. Samt meinen Klamotten stelle ich mich unter die Dusche und drehe das Wasser auf. Unter dem Wasserstrahl stemme ich meine Arme gegen die Duschwand und schreie so laut ich kann. Ich hab keine Ahnung, wie lange ich so da stehe, schreie und schluchze. Irgendwann lasse ich mich kraftlos an der Duschwand hinunter rutschen. Ich sitze am Boden der Dusche und schlinge meine Arme um die Knie. Das Wasser läuft auf mich drauf, aber ich spüre es nicht. Ich spüre absolut gar nichts...Ich wünschte, jemand würde mich aus diesem Albtraum aufwecken...

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