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Fünfzehn Minuten später lasse ich mich genervt auf einen Stuhl in einem Café fallen und Jannis setzt sich mir gegenüber. „Was magst du trinken? Und bevor du mir weiß machen willst, dass du keinen Durst hast... Dieses Café hat den besten Kaffee oder eben auch Tee und nichts ist besser zum runter kommen als das. Also kannst du hier sitzen, schmollen und warten bis die Zeit um ist oder du trinkst was mit mir, wir unterhalten uns und vielleicht stellst du ja fest, dass du es mit mir hier ganz nett findest." „Nett ist die kleine Schwester von scheiße, dass weißt du, oder?", frage ich ihn frei raus und bringe den Blonden mir gegenüber zum grinsen. „Ja das stimmt. Aber immerhin nur die kleine Schwester. Scheiße findest du mich jetzt schon und wenn sich das bis später in nett umwandelt, habe ich heute schon einen kleinen Erfolg erzielt."

Vollkommen irritiert von seiner Art sehe ich ihn an. Wieso macht er das? Ich bin wirklich nicht gerade sehr freundlich ihm gegenüber und trotzdem ist er so... Warum? Kann er nicht auch einfach verschwinden so wie alle anderen und mich in Ruhe lassen? Bei Nila schaffe ich es ja auch regelmäßig. Aber Jannis... der schaut mich immer noch grinsend an und ich verdrehe genervt die Augen, atme lautstark aus. „Moccacino", murmele ich also nur vor mich hin und kann sehen, wie Jannis Grinsen ein Stück breiter wird. Er nickt kurz, steht dann auf und verschwindet in Richtung Theke.

Jannis lässt sich, nachdem er nochmal auf der Toilette war, auf seinen Stuhl fallen und fast zeitgleich kommt auch die Bestellung. Aber die Bedienung stellt nicht nur meinen Moccacino vor mich, sondern auch einen Schokobrownie. „Iss ihn einfach. Zucker hilft gegen schlechte Laune", antwortet Jannis nur knapp und trinkt dann einen Schluck von seinem Kaffee. Ich schaue ihn mit großen Augen an und wundere mich wie direkt mein Gegenüber ist. Ich mag das normalerweise wirklich gerne, aber jetzt...

„Jetzt schau mich nicht so an... Dass du schlechte Laune hast, ist unübersehbar. Also sag einfach Danke und iss ihn." „Wenn ich so schlechte Laune habe, warum bist du dann noch hier?", endlich spreche ich die Frage aus, die mir unter den Nägeln brennt. „Zum einen hab ich dich umgerannt, dir geht's deswegen nicht gut und das ist meine Schuld. Das mag ich nicht und ich... mach mir einfach Sorgen. Das kann ich nicht abstellen.  Und zum anderen... meine beste Freundin war, als wir uns kennen gelernt haben, auch mal die schlecht gelaunteste Person auf diesem Planeten. Sie hat in allem und jedem einen Feind gesehen, niemanden wirklich an sich heran gelassen und... naja... ich bin jetzt quasi Profi im Umgang mit Personen die ich irgendwie mag, die mich aber eigentlich gar nicht da haben wollen."

„Die du irgendwie magst? Du kennst mich gar nicht", mein Tonfall wird gereizt und wütend. Was denkt er sich denn? „Mag sein, aber du erinnerst mich an Charlie... also meine beste Freundin und die ist eigentlich gar nicht so ätzend wie sie allen immer weismachen wollte...Sie wollte einfach nur immer ihre Ruhe...", Jannis Stimme wird leise, er hält sich an seiner Tasse fest und sieht ziemlich angefressen nach draußen.

Er sieht irgendwie süß aus, wie er jetzt da sitzt und so schmollend aus dem Fenster schaut. Und es ist noch süßer, dass er mit mir hier sitzt, obwohl ich so blöd zu ihm war und eigentlich immer noch bin. Das habe ich schon sehr lange nicht mehr über jemanden gedacht und irgendwie erschreckt mich das. Wieso finde ich denn jetzt plötzlich jemanden süß, der mich kurz vorher von den Füßen geholt hat? Das macht ja für mich überhaupt keinen Sinn.

„Deine beste Freundin klingt anstrengend", antworte ich daher nur und ringe mir ein Lächeln für Jannis ab. Er meint das hier wohl wirklich nur gut. „Das war sie wirklich. Aber das hat sich geändert. Jetzt ist sie... anders... Sie hat viel mitgemacht, aber arbeitet an sich und.... Und jetzt ist sie, zumindest in Gegenwart von ihrem Freund, ein wirkliches Schmusekätzchen. Aber sag ihr bloß nicht, dass ich das gesagt habe! Nur weil sie... naja... sie reißt mir immer noch den Hintern bis zum Hals auf, wenn sie mitbekommt, dass ich dir davon erzählt hab", Jannis kratzt sich leicht verlegen an der Nase und ich komme nicht umhin leise zu lachen. „Sie klingt nach jemandem der mir gefallen könnte", antworte ich vorsichtig und widme mich leicht schmunzelnd dann meinem Brownie. Der im übrigen erstaunlich lecker ist. So lecker, dass ich ihn fast ohne zu atmen verdrücke.

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