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Es dauerte nicht lange, bis Kim Taehyung ein weiteres Klopfen an seiner Tür vernahm.

Er hockte mit vor Trübsal hochgezogenen Schultern am Tisch in seiner kleinen Küche und starrte auf den längst heruntergebrannten Docht einer Kerze.

Wallender Zorn auf den König und seine Gefolgsleute machte sich in dem Farmersjungen breit und er hätte ihn am liebsten umbringen können.

Nicht umsonst war sein Vater vor drei Jahren aus Seoul nach Daegu gezogen, hatte Taehyung angefleht, mit ihm zu kommen und die Familientradition aufrecht zu erhalten.

Die Kims kamen aus einer langen Reihe von Bauern und einfachen Landsleuten und hatten die Monarchie immer mit Misstrauen beäugt.

"Egal wo du dich nieder lässt, mein Sohn!", hatte ihm Bakyun eingebläut und war stets darauf bedacht gewesen, dass Taehyung es auch verstand.

"Vertraue nur dir selbst und niemals einem König, der sein eigenes Volk missbraucht. Seokjin ist ein grausamer Herrscher und wird vor nichts Halt machen, ehe er das bekommen hat, was er will. Ich kenne seine Absichten, er sonnt sich in seinem Reichtum und Wohlstand und tut nichts, um seinen Untertanen zu helfen. Er macht Jagd auf jene, die nicht seinen Vorstellungen entsprechen, schlachtet sie einen nach dem anderen ab. Ich bitte dich, mein Sohn: Solltest du jemals zwischen die Fronten eines so nutzlosen Krieges geraten, verschließe deine Augen nicht vor der Wahrheit. Hilf jenen, die anders und ihr ganzes Leben lang unterdrückt worden sind - ich verspreche dir, dass es sich eines Tages lohnen wird!"

Bis heute gingen Taehyung diese Worte durch den Kopf, nicht ahnend, dass der Moment, in dem er sie mehr als alles andere brauchen würde, zum Greifen nah war.

Was hätte er dafür gegeben, seinen Vater nach all den Jahren endlich wieder in die Arme schließen zu können...

Es klopfte erneut und Taehyung erhob sich vom Stuhl, zog die Vorhänge beiseite und spähte hinaus in die Dunkelheit.

Niemand zu sehen, doch bestimmt waren es mal wieder die Schergen des Königs, die gekommen waren, um ihm seine Besitztümer zu entreißen.

Im selben Moment vernahm er das aufgeregte Gackern einer ihm zu vertrauten Henne und Taehyung riss so abrupt die Tür auf, dass sie ihm fast aus den Angeln gerissen worden wäre.

Kein Zweifel, dort auf der Schwelle stand seine Bertha und blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an - wie sie es immer tat, wenn sich die beiden wieder sahen.

"Oh, Bertha!", rief Taehyung überglücklich und küsste das Federtier auf den Schnabel, wobei die Henne ihn freundschaftlich mit wild umher schlagenden Flügeln attackierte.

"Du bist zurück gekommen, wie froh ich bin...hat dich diese erbärmliche Teufelsbrut in Frieden gelassen, ja?"

"Eigentlich hatten wir vor, sie zu kochen!", murmelte Hoseok, der nun aus seiner Deckung hinter einem Busch kam, Jukoli in der Hand.

Jimin schwebte wenige Meter über ihm, beobachtete die Szene mit lächelnden Lippen.

"Aber das Ding hat keine Ruhe gegeben, sonst hätten wir es nämlich wirklich getan - nochmal Glück im Unglück, Bauernjunge!"

Taehyung starrte die Junghexe sprachlos an, verbeugte sich hastig und entgegnete kleinlaut:

"Habt tausend Dank, Teuf - ähm, mit wem habe ich denn die Ehre?"

Hoseok grinste, streckte die Hand aus.

"Jung Hoseok, Alchemist und Wahrsager stets zu Diensten. Hey Chim, komm runter, er ist doch ganz harmlos!"

Witch's Brew || Yoonmin ✔Where stories live. Discover now