Kapitel 9 - Die Kannibalen

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"Was machen wir jetzt?", fragte ich Julius flüsternd. Der Jäger überlegte einen Moment und flüsterte dann zurück "Wir sollten wohl warten bis sie sich schlafen legen. Dann könnten wir deine Schwester ohne entdeckt zu werden befreien". Mit einem kurzen Nicken stimmte ich ihm lautlos zu. Sabrina liefen die Tränen übers Gesicht, ihre Hände waren hinter dem Pfahl mit Bast festgebunden. In ihrem Mund steckte ein Leintuch welches ihre Schreie erstickten. Die Einheimischen hatten meiner Schwester etwas dunkelrotes ins Gesicht geschmiert, wahrscheinlich Blut. Mir lief kalter Angst Schweiß den Rücken herunter, noch nie in meinem Leben hatte ich solch eine Nerven zehrende Situation erlebt.

Inzwischen hatten die Einheimischen ihren Tanz beendet und sich um das Lagerfeuer versammelt. Sie gaben komische Laute von sich und schienen sich somit zu unterhalten. Ein großer, gut gebauter Mann der wie eine Art Krone trug hatte das Wort. Er hatte schwarzes lockiges Haar, dunkelbraune Haut und einem buschigen Bart. Schwarze und weiße Malereien verzierten seine dunkle Haut. Ein lederner Lendenschurz verdeckte das Nötigste. Er klopfte sich mehrmals auf die Brust und die anderen wiederholten diese Geste, damit war seine Ansprache beendet. "Das auf seinem Kopf, das ist keine Krone, es sind Knochen", flüsterte Julius. Mir lief ein Schauder über den Rücken, bis der Jäger mich am Arm packte um mich zu beruhigen. "Es wird alles wieder gut, ich verspreche es!", flüsterte er mir ins Ohr.

Die Zeit schien stillzustehen. Darauf zu warten dass alle sich zu Bett begaben war eine Qual. Julius und ich hatten uns inzwischen an den Baum gelehnt um ein bisschen auszuruhen. Dadurch spürte ich die Verletzung am Rücken wieder mehr, die Schmerzen hatte ich die ganze Zeit verdrängt. Es saßen nur noch zwei Wilde auf Baumstämmen die sich miteinander unterhielten. Eine Frau mit verfilzten Haaren und ein Mann mit einer großen Narbe im Gesicht. Sie schienen sich gut zu verstehen denn die Frau lehnte sich in Richtung des Mannes. Ihre Körper berührten sich und der Mann legte seine Hand auf ihren Oberschenkel. Sie kicherte und schaute ihm tief in die Augen. Seine Hand wanderte weiter nach oben, was sie vergnügt seufzen lies. Ihr Busen war nicht verdeckt und der Wilde bedeckte ihren Oberkörper mit Küssen. Plötzlich standen beide auf und verschwanden zusammen in einem dieser selbstgebauten Zelte.

"Jetzt ist unsere Chance, lass uns deine Schwester befreien!", meinte Julius und trat mit dem Messer in seiner Hand aus unserem Versteck hervor. Wir schlichen uns auf Zehenspitzen zu ihr herüber. Bei jedem Knacksen von Ästen auf die wir traten zuckte ich ein bisschen zusammen. Als Sabrina uns sah leuchteten ihre Augen erleichtert auf. Während ich den Knebel aus Sabrinas Mund entfernte, fing Julius an mit dem Messer den Bast zu durchschneiden. "Geht es dir den Umständen entsprechend gut?", fragte ich sie flüsternd. "Gott sei Dank seid ihr hier, ich hatte schon Angst hier sterben zu müssen", antwortete Sabrina etwas zu laut. Ich drückte ihr meine Hand auf den Mund und wisperte "Sei doch nicht so laut, willst du sie etwa aufwecken!" Sie schüttelte verhemmt ihren Kopf und murmelte "Entschuldigung". Als Julius es endlich geschafft hatte den Bast zu durchschneiden und Sabrina somit zu befreien, schlichen wir uns aus dem Dorf. Sabrina rieb sich ihre Handgelenke die wohl von den Seilen schmerzten. Dummerweise lief ich nicht genau die selben Schritte wie der Jäger und plötzlich schnappte eine Falle zu. Vor Schreck kreischte ich laut, als ein großes Netz sich um mich schling. Das Geflecht war viel dicker wie der Bast mit dem Sabrina gefesselt war. Julius versuchte verzweifelt mit dem Messer die Seile zu durchschneiden. Wegen meinem Schrei wurden die Wilden auf uns aufmerksam. Sie kamen aus ihren Zelten gerannt und packten sich Speere die an jeder Zeltwand anlehnten. "Ich schaffe es nicht rechtzeitig die Seile zu durchschneiden und es sind viel zu viele Einheimische! Es tut mir leid Tessa wir müssen verschwinden und werden dich später hoffentlich retten können. Es bringt nichts wenn wir alle gefangen genommen werden!", rief Julius. Er packte meine Schwester am Arm und zog sie von mir weg. Die ersten paar Schritte stolperte sie rückwärts, dann fing sie sich und sie rannten so schnell sie konnten davon in den Dschungel.

Entsetzt schaute ich in die Richtung der wütenden Einheimischen. Als sie bei der Falle ankamen senkten sie die Speere. Die Wilden diskutierten, wobei ich natürlich kein Wort verstand. Der Mann mit der Narbe im Gesicht packte mich am Arm. Sein Griff war fest und schmerzte. Ein anderer Wilder, den ich noch nicht kannte, packte den anderen Arm. Sie zogen mich am Boden entlang Richtung Dorf zurück. Ich fuchtelte mit Armen und Beinen, aber dadurch wurden die Griffe nur noch fester. Weshalb ich mich meinem Schicksal ergab. Im Dorf angekommen banden sie mich wie Sabrina an einem Pfahl fest. Sie fesselten meine Arme, meine Beine und steckten mir ein nach Kräuter schmeckendes Tuch in den Mund. Ich würgte, da es sehr bitter und eklig schmeckte. Der Anführer positionierte zwei Wilde an meiner Seite um eine weitere Flucht zu verhindern. Mit Speeren bewaffnet patrouillierten sie um meinen Pfahl. Während die anderen Einheimischen zurück in ihren Zelten verschwanden, schluchzte ich leise in das Tuch. Würde das hier mein Ende sein?

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⏰ Ultimo aggiornamento: Sep 26, 2021 ⏰

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