Kapitel 52

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Ein neuer Morgen bedeutete neue Kraft. Und diese brauchte ich im Moment auch. Es war nicht nur die Angst, die ich hatte, da ich nicht wusste, wie mein leiblicher Vater tickte, sondern es war auch die Aufregung.

Ich erinnerte mich an den Tag zurück, als meine Eltern mir den Brief gaben. Fast genauso fühlte ich mich jetzt wieder, nur dass ich nicht mehr so ganz ins kalte Wasser geschubst wurde. Ich hatte damit gerechnet, dass eines Tages rauskommen würde, wer mein Vater war, dennoch hatte ich nicht so schnell damit gerechnet.

Quälend setzte ich mich auf und rieb mir übers Gesicht. Dann griff ich neben mich auf den Nachttisch, um mein Handy zu nehmen. Eine neue Nachricht von Damian. Schnell entsperrte ich mein Handy.

Viel Glück. Du schaffst das morgen<3

Schnell schrieb ich eine kurzes Danke zurück, ehe ich aufstand, um mich anzuziehen. Gerade als ich damit fertig war, klopfte jemand an die Tür.

„Guten Morgen. Wollen wir jetzt gleich anrufen oder erst später zwischen zwei Interviews?" Wie zu erwarten war es Louis, der angeklopft hatte. Etwas überrumpelt antwortete ich: „Okay, aber was soll ich denn sagen? Hallo, ich bin Ella. Keine Ahnung, ob du von mir weißt, aber ich bin deine Tochter. Das geht doch schlecht." Mein Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Warum denn nicht? Das ist doch genau das, was du ihm sagen möchtest." Ich wollte protestieren, doch Louis nahm sich mein Handy und hielt es mir vor die Nase. „Ich will dich echt nicht drängen, aber wenn du es jetzt nicht machst, rufst du nie an."

Zittrig atmete ich noch einmal ein, dann drückte ich auf den grünen Hörer. Während es tutete legte ich mir ein paar Worte im Kopf zurecht. Dann endlich ging eine Frau an den Hörer. „Guten Tag. Anwaltskanzlei Scott, was kann ich für sie tun?" Ich war aufgeregt und dies hörte man auch in meiner Stimme: „Hallo, ich heiße Ella. Könnte ich bitte mit Daniel Scott sprechen?" Innerlich klatschte ich mir an die Stirn. Ich klang wie ein kleines bescheuertes Kind. Die Frau war wohl gleicher Meinung, denn sie lachte leicht. „Wieso wollen Sie denn mit ihm sprechen? Ich bin seine Sekretärin, also kann ich es ihm gerne weiterleiten." - „Könnte ich nicht mit ihm persönlich sprechen? Ich bin seine Tochter." Wieder lachte sie. „Er hat keine Tochter. Da bin ich mir sicher." Langsam verlor ich die Geduld. Louis schien das zu merken, denn er nickte mir nun aufmunternd zu. „Er weiß es wahrscheinlich auch noch nicht." Ich hörte sie laut die Luft einziehen. „Gut, dann werde ich dich weiterleiten, aber wehe das hier ist ein blöder Telefonstreich."

Dann ertönte ein Piepen. „Scheiße, wie sehr hab ich mich bitte blamiert? Die denkt jetzt ich sei dumm oder so." Sagte ich leise zu Louis. Gerade als er zu einer Antwort ansetzten wollte, ertönte eine tiefe Männer Stimme. „Daniel Scott. Was kann ich für sie tun?" Tief atmete ich durch, bevor ich die Bombe platzten ließ: „Hallo, ich bin Ella, deine Tochter." Kurz war es still, dann lachte er. „Tut mir leid, aber du musst mich verwechselt haben. Ich habe keine Tochter." Er wusste also nicht von meiner Existenz. „Anscheinend schon. Meine Mutter ist Johannah und mein Bruder Louis. Vielleicht erinnerst du dich." Stille. „Du bist die Tochter von Jay? Warum wusste ich nicht, dass du existierst ? Es tut mir so leid. Hätte ich von dir gewusst, hätte ich mich um dich gekümmert. Wie geht es Jay? Wie geht es Louis? Und dir?" Ich wischte meine geschwitzten Handflächen an meiner Jeans ab. „Also Louis und mir geht es gut, aber naja, Johannah ist tot." Wieder war es still. „Sie ist was? Oh scheiße..." Wahrscheinlich fuhr er sich in diesem Moment übers Gesicht, so wie es Männer über 30 immer taten. „Es gibt da noch ein bisschen mehr, was du wahrscheinlich erfahren solltest. Können wir uns treffen? Ich bin noch für eine Woche in LA." - „Ja natürlich. Hättest du gleich heute Zeit? Ich kann mir heute frei nehmen. Du kannst wenn du willst auch Louis mitbringen. Ich hab ihn noch als kleinen Zwerg in Erinnerung." Ich hörte das Schmunzeln aus seiner Stimme. „Klein ist er immer noch, aber ich denke nicht, dass er mit kommen kann. Kennst du One Direction? Die sind ne ganz große Boyband und Louis ist in dieser." - „Oh." Wir beide mussten Lachen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn anscheinend war Daniel ein netter Mann, mit dem man viel lachen konnte.

Er gab mir noch seine Handynummer und wir verabredeten uns in einer Stunde in einem Café in der Nähe.

„Und? War ganz gut, oder?" Louis hatte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. „Ja, das war es. Ich glaube er ist nett und wir werden uns verstehen." Er stimmte mir mit einem Nicken zu. „Trotzdem hättest du nicht schon wieder erzählen müssen, wie klein ich dich bin. Das weiß ich selber." - „Tja, ich glaube daran wirst du dich gewöhnen müssen." Er verdrehte die Augen, während ich lachte.

Wie ausgemacht saß ich eine Stunde später in dem Café. Es war in der Nähe des Hotels, weswegen ich einfach alleine zu Fuß hergekommen war.

Aufmerksam hatte ich die Tür im Blick. Ich wippte aufgeregt mit einem Bein auf und ab. Ich konnte einfach nicht still halten. Immerhin würde ich gleich meinen leiblichen Vater kennenlernen. Auch wenn ich glaubte, dass mein Vater immer mein Vater bleiben wird. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, jemand anderes meinen Vater zu nennen. Papa war mein Vater und Daniel eher so mein Zeuger. Oh Gott, das klingt komisch.

Die Glocke der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Tatsächlich stand in der Tür ein Mann, der sich suchend umschaute. Als sein Blick meinen traf, fing er an zu lächeln und kam auf mich zu. „Hallo, bist du Ella?" Fragte er in einem netten Ton. Ich stand vom Stuhl auf. „Jap, das bin ich." Etwas unentschlossen stand ich da, bis er mich einfach in den Arm nahm.

Irgendwann drückte er mich von sich. „Mensch, du bist ja schon eine richtige junge Dame. Und du siehst Jay so ähnlich." Ich lächelte, sagte aber nichts dazu. Was hätte ich auch sagen sollen? Er kannte sie viel besser als ich. Ich hatte sie nur auf Bildern gesehen.

Dann setzten wir uns, bestellten und dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Ich erzählte ihm, wie ich erfahren hatte, dass ich adoptiert war. Ich erzählte ihm alles, was ich über meine Geburt und was damals passiert war wusste. Ich erzählte ihm, wie ich Louis das erste Mal besucht hatte. Ich erzählte ihm, wie ich mit auf Tour gekommen war. Ich erzählte von meinen Freunden und meiner Familie.

Er hörte mir zu und erzählte dann von seinem Leben. Ich erfuhr, dass er weder andere Kinder noch Frau hatte. Er sei mit seinem Job verheiratet.

Mit ihm zu reden war nicht, als ob ich mit meinem gerade erst kennengelernten Vater sprach, es war eher, als ob ich mit einem guten Freund sprach.

Und so gingen wir am Ende des Tages auch auseinander. Keiner von uns fühlte so eine Vater-Tochter Verbindung. Wir machten aus, sich alle paar Wochen bei dem Anderen zu melden und wenn wir in der Nähe des Anderen waren, uns auch zu treffen. Aber ich war zufrieden damit.

Wieder im Hotel machte ich erstmal eine kleine „Telefonrunde". Ich rief meine Eltern, Damian und Lotta und Finja an. Schließlich war heute viel passiert und sie hatten das Recht, es zu wissen. Oder zumindest wollte ich, dass sie alle Bescheid wussten.

Anschließend ließ ich mich ins Bett fallen, bevor ich glücklich einschlief.

Since you were 18 [1D/Larry FF]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora