Kapitel 10

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Mit einem Rütteln wurde ich wieder geweckt. Es war Lotta. Ich konnte gar nicht richtig meine Augen aufmachen, als sie mich schon in die Küche zog und fragte: „Ella, was zum Teufel ist passiert? Ich habe 10 verpasste Anrufe deiner Mom und Finja hat diese ebenfalls." Ich erinnerte mich kurz bis es mir wieder einfiel: „Meine...meine Eltern sind nicht meine richtigen Eltern. Und meine echte Mom ist schon tot, ich habe nur noch einen großen Bruder. Scheiße, was soll ich denn jetzt machen? Ich kann nicht so tun als ob nichts passiert wäre. Aber was ist, wenn mein Bruder ein Mörder ist, was ist, wenn er mich nicht mag? Was ist wenn..." Sie unterbrach mich: „Stopp, stopp dein Bruder ist bestimmt nicht böse oder so. Ich schlage vor, dass du deine Eltern erst mal anrufst und ihnen sagst, dass du hier bist. Und dann sehen wir weiter und wenn du willst kannst du heute auch hier schlafen." Ich antwortete: „Danke ich glaube das wäre gut. Aber kannst du sie anrufen? Ich will gerade echt nicht mit ihnen reden." Sie nickte und holte ihr Handy, um sie anzurufen. Ich ging wieder auf das Sofa, wo Damian immer noch schlief. Kurze Zeit kam Lotta mit Cola, Chips und einer DVD dazu und sagte: „Ich glaube es ist mal wieder Zeit für einen Barbie-Film-Marathon! Außerdem wird es dich ablenken!" Dankend nickte ich, anschließend legte sie die DVD ein und schupste mich leicht an, sodass ich mit meinem Kopf wieder auf Damian lag, welcher sofort ein Arm um mich legte. Sie hob nur verteidigend die Arme und der Film startete. Etwa nach dem dritten Film musste ich eingeschlafen sein.

Am nächsten Morgen wachte ich in Lottas Bett auf. Leise flüsterte ich ihren Namen und sie antworte tatsächlich, wenn auch nur mit einem Brummen. Ich fragte sie, was ich jetzt machen sollte und sie gab mir den Rat heute wieder zu meinen Eltern zu gehen.

Gesagt, getan. So stand ich etwa eine Stunde später vor der Haustür. Meine Eltern öffneten die Tür und wollten mich umarmen, doch ich wich zurück. Leise sagte ich: „Ich bin noch nicht so weit." Sie nickten traurig und ließen mich herein. Sobald ich drinnen war und meine Jacke und Schuhe ausgezogen hatte, fingen sie an: „Hör uns bitte nur kurz zu, Ella. Es tut und leid! Wir dachten, dass es so das Beste für dich wäre. Wir haben die Adresse deines Bruders herausgefunden und wenn du willst kaufen wir dir ein Flugticket und du kannst zu ihm." Ich überlegte kurz und fragte dann: „Wieso ein Flugticket? Wo wohnt er? Und denkt ihr wirklich ich kann da einfach so auftauchen?" Kleinlaut gaben sie zu: „Er weiß von dir und er wohnt in London" Ich schluckte. Warum wusste er von mir und ich nicht von ihm? Wieso hatte er mich nie kontaktiert? So als ob mein Vater meine Gedanken lesen konnte, sagte er: „Er wusste immer, dass er noch eine jüngere Schwester hat, aber wusste nicht, wie sie heißt oder so. Wir haben ihn gestern angerufen, um ihm zu sagen, dass du jetzt auch bescheid weißt. Er war zuerst geschockt, hat dann aber gesagt, dass du ihn gerne besuchen darfst. Und er hat auch... auch gesagt, dass du, wenn du willst zu ihm ziehen darfst." Ich überlegte kurz und teilte ihnen mit: „Ja, ich glaube ich würde ihn gerne besuchen. Hört zu, ich weiß es zu schätzen, dass ihr immer für mich da wart aber ich brauche erst mal ein bisschen Abstand." Sie sahen traurig aus, aber auch so als ob sie mich verstehen würden. Anschließend teilten  sie mir mit, dass ich, wenn ich wollen würden, gleich morgen fliegen könnte. Ich nickte und dann ging alles ganz schnell. Sie buchten mir noch ein Ticket und schrieben meinem Bruder eine Nachricht (was ich ein bisschen zu unpersönlich fand), während ich meine Sachen packte. Wobei ich mit Finja und Lotta telefonierte. Nachdem ich fertig mit packen war, legte ich auf. Da ich heute Nacht nicht in meinem Haus schlafen wollte, beschlossen wir, heute alle bei Lotta zu schlafen. Außerdem versicherte Lotta mir, dass ihre Eltern mich morgen zu Flughafen bringen würden.

Schließlich ging ich die Treppen runter, um zu Lotta zu gehen. Meine Eltern standen schon im Flur und bemerkten: „Wir haben dich lieb! Vergiss das nicht und wir werden immer für dich da sein. Egal ob dich entscheidest nach deiner Reise wiederzukommen oder nicht." In diesem Moment fiel mir auf, dass dies das letzte Mal sein könnte, dieses Haus mein zu Hause zu nennen. Dennoch war ich der Meinung, wieder zurück zu kommen.

Am nächsten Morgen saßen Finja, Damian, Lotta, deren Mutter und ich im Auto. Ich war froh, dass alle mich begleiteten. Im Auto war es still, niemand sagte etwas. Gerade kam "One last time von Ariana Grande" im Radio und ich fühlte mich wie in einem Film. Es passiert etwas und ein passendes Lied kommt.

Am Flughafen umarmten mich alle zum Abschied. Als Damian mich umarmte, flüsterte er mir ins Ohr: „Ich werde dich vermissen. Und wenn dein Bruder dir etwas antut, bekommt er es mit mir, deinem anderen Bruder zu tun!" Ich lächelte und ich wusste, dass er wirklich immer für mich da war. Wenn auch nur als „Bruder" aber vielleicht war es wirklich besser so. Es kam eine Durchsage, der letzte Aufruf für meinen Flug. Ich bedankte mich bei allen und trete mich um. Lotta und Finja riefen mir noch zu, dass sie mich vermissen werden, auch wenn ich erst mal nur für kurze Zeit wegging.

Der Flug ging etwa zwei Stunden. Als ich in London ausstieg rief ich mir ein Taxi. Zum Glück war ich Englisch mein bestes Fach, weshalb ich mich gut verständigen konnte.

Wir fuhren aus der Stadt hinaus. Die Felder zogen an mir vorbei. Die Sonne schien, was in London, soweit ich wusste, nicht so oft der Fall ist. Sie erleuchtete die Wiesen, Felder und Wälder. Nach ungefähr einer halben Stunde fuhren wir in eine Art Dorf rein. Überall waren große Häuser mit noch größeren Gärten. Irgendwann bogen wir in eine Allee ein. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass mein Bruder kein normaler Bürger war. Entweder er was DER Arzt der Stadt oder er war ein Maffia-Boss. Diese Allee war der Wahnsinn! Die ordentlich gepflanzten Bäume und die Blumen ließen alles so majestätisch wirken. 

Since you were 18 [1D/Larry FF]Where stories live. Discover now