Eine uns trennende Eisschicht (2)

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Mein Handy liegt auf dem Küchentisch

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Mein Handy liegt auf dem Küchentisch. Das Wort springt mir sofort entgegen beim Aufblinken des Bildschirms. Zum Verfassen langer Romane neigt er nicht gerade, doch allein dieses einzige Wörtchen lässt mich erschaudern. Er hat nicht nur unerwarteterweise auf meine letzte Textnachricht geantwortet. Da ich bezweifele, dass er von einem Topmodel für Eisberge spricht, bleibt nur eine Alternative. Er kennt Freuds Theorie. In seinem Alter? Obwohl er keine Streitschlichterausbildung genossen hat? Utopisch, wenn auch faszinierend. Würde ich es nicht besser wissen, könne man fast annehmen, er sei auf Erden geschickt worden, um mein Seelenverwandter zu werden.

Ich entsperre mein Handy, tippe auf die Nachricht, bis mir einfällt, bereits Sekunden später zu reagieren, wirkt vielleicht ein wenig verzweifelt. Verdammt. Er ist online und hat gesehen, dass ich seine Mitteilung gelesen habe. Gedankenverloren zerkleinere ich meine Lasagne mit der Gabel. Der Duft von Tomate und Oregano dringt mir in die Nase. Was jetzt?

»Mit wem schreibst du denn da?« Ertappt lässt mich Milas Stimme zusammenfahren. Automatisch schiebe ich das Handy zwischen meine beiden Oberschenkel und wirke dadurch wahrscheinlich noch verdächtiger. Leider denke ich manchmal erst, nachdem ich handele.

»Lennja«, bringe ich schnell hervor, doch Milas perfekt gezupften Augenbrauen schießen sofort skeptisch in die Höhe. Natürlich weiß sie, dass eine Nachricht meiner besten Freundin mein Adrenalin nicht so rapide hochschießen lässt.

Die nächsten Worte fallen ihr nicht leicht. Sie stochert mit der Gabel auf der Nudelplatte herum, wobei ihre blondierten Haare einen Schutzwall bilden. »Weißt du...«, sie räuspert sich, »nur weil ich dir erzählt habe, dass ich niemanden außer dir in meinem Leben brauche, kannst du mit mir trotzdem über-« Sie stockt und signalisiert mir damit gleichzeitig, dass es eben doch ein Problem ist. »Solche Dinge reden.« Solche Dinge? »Jungs. Oder Mädchen.« Sie zuckt mit den Schultern. »Ich weiß ja nicht.«

Am liebsten würde ich meinem Bedürfnis nachgehen, mir die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Fehlen nur noch die Mahnworte in puncto Verhütung.

»Es ist nichts«, murmele ich wahrheitsgemäß. Wir sind nur zufällig vor Reginas Café ineinander gelaufen und interessieren uns für das Eisbergmodell. Keine große Sache. Für ihn bin ich eh nur die nervige Streitschlichterin, die nicht darauf achtet, wohin sie läuft. »Er hat nur ... nach den Hausaufgaben gefragt.«

Ich schiebe mein Handy über das braune Stoffdeckchen, bis gegen den Messingrand unserer geriffelten Vase. Weder Mila noch ich besitzen einen grünen Daumen, weshalb künstliches Farnkraut den Tisch ziert. Was tragisch ist, da ich die Natur liebe. Im Sommer verbringe ich meine Stunden gerne im angrenzenden Wäldchen, bis mich die Mücken zerstechen. Es liegt weniger an der mangelnden Empathie gegenüber Pflanzen, sondern vielmehr an meiner generellen Vergesslichkeit.

 Es liegt weniger an der mangelnden Empathie gegenüber Pflanzen, sondern vielmehr an meiner generellen Vergesslichkeit

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