𝐈𝐕. 𝐒𝐜𝐡𝐦𝐞𝐫𝐳𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞 𝐍𝐚𝐜𝐡𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭

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"Sie wollten mich sprechen?", sagte Itachi und trat in das Büro seines Professors ein, höflich den Kopf senkend zum Gruß. 

"Ah, Itachi. Schön, dass Sie hier sind", erwiderte Professor Kesselbrandt und auf seinem faltigen, eingefallenen Gesicht machte sich ein Funke von Erleichterung breit, wie ein Sonnenstrahl, der sich durch Gewitter kämpfte. 

"Ist etwas passiert?", fragte Itachi argwöhnisch. Professor Kesselbrandt schien etwas auf der Seele zu brennen und das beunruhigte ihn. Es ging moment an in der Politik genug schief, da sollte jetzt sein letzter Anker zur Normalität nicht auch noch brüchig werden. 

"Ich fürchte ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie", sagte Kesselbrandt seufzend und fuhr sich mit seiner knotigen Hand über das zerfurchte Gesicht. "Es ist so pervers, was gerade geschieht, aber ich wollte das mit Ihnen besprechen. Vielleicht finden wir zusammen eine Lösung."

Itachis Blick war wachsamer geworden, das sah der Professor auch, doch er war auch erleichtert zu sehen, dass das Vertrauen in seinen Mentor nicht so weit verschwunden war, dass er auf der Stelle kehrt machte. "Bitte glauben Sie mir, dass mich das genauso beunruhigt wie Sie und dass ich das unter keinen Umständen tun werde, wenn es nicht der letzte Ausweg ist."

Kesselbrandt reichte Itachi einen Briefumschlag, und nun war Itachi noch verwirrter, nahm ihn aber entgegen. 

"Der Inhalt wird Sie schockieren, Itachi. Das hat er bei mir auch erreicht. Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist. Sie erinnern sich doch sicherlich noch an die Herrschaften Meierfeld, die ich Ihnen vor zwei Sommern bekannt machte, nicht wahr?"

"Sicher", sagte Itachi leise. "Sie waren überaus charmant und generös. Sie durch sie habe ich das Stipendium bekommen und sie begannen sogar diesen Lehrstuhl hier zusätzlich zu fördern." Kesselbrandt nickte. "Jetzt lesen Sie bitte den Brief. Wenn es hilft, lesen Sie laut."

Itachis Augenbraue war nun bis zum Haaransatz hochgewandert. Er zog die zwei dicken Pergamentbögen aus dem Umschlag und erkannte ohne Mühe die Schrift von Herrn Meierfeld. 

Seine Augen flogen nur so über die verschlungenen Worte. 

Entsetzt keuchte er auf. "Was soll das denn heißen? ... tut es mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir keinen Lehrstuhl länger unterstützten können, der mit diesem Judenpack sympatisiert. Es tut uns schrecklich leid und wir schätzen Ihre mühevolle Arbeit Herr Professor Dr. Kesselbrandt, aber es ist in unserem Interesse Ihnen dringend zu raten, ebenfalls von durchtriebenen Juden abstand zu nehmen, so wie wir es in Zukunft tun werden. Die- Das ist ja wohl die Höhe!- Aufklärungskampange über das abgekaterte Spiel der Juden uns unseren wohlverdienten Lebensunterhalt streitig zu machen, hat uns die Augen darüber geöffnet, das wir all die Jahre und haben ausnutzen lassen. Bitte informieren Sie Itachi Uchiha darüber, dass sein Stipendium restlos gestrichen wird. Wir legen Ihnen nahe, ihn und die anderen bei Ihnen beschäftigten Juden sofort zu entlassen. Dann werden wir Ihre Arbeit auch weiterhin unterstützen. Hochachtungsvoll... und so weiter und so weiter."

Nachdem Itachi aufgehört hatte den Brief zu verlesen trat eine Stille im Raum ein, als mehr als erdrückend wahrgenommen werden konnte. Itachi schluckte. 

"Und das heißt genau...?", würgte Itachi heiser hervor und Professor Kesselbrandt fing an auf und ab zu tigern und sich dabei immer wieder durch die Haare zu fahren. 

"Dass der Lehrstuhl auf ein Drittel seiner Einnahmen wohl verzichten muss", antwortete er schließlich fertig mit den Nerven. "Oder, dass der Lehrstuhl auf Ihre brilliante Arbeit sowie auf ihren Cousin Shisui verzichten müsste. Und beides wäre nicht im Interesse der Wissenschaft. Ich möchte beides nicht, und letzteres ist das unehrenhafteste was mir einfallen würde. Ich werde das nicht tun, ich finde das nicht richtig- Ich weiß nur nicht, wie weit sie gehen werden, um mich dazu zu zwingen."

Itachi schloss die Augen und atmete tief durch. Er spürte, wie Tränen hinter seinen Liedern drängten, an die Luft zu treten und drehte sich verstohlen weg, um sich ein wenig zu fangen, die Tränen wegzublinzeln und tief Luft zu holen. 

"Warum haben Sie mich gesondert erwähnt?", fragte er schließlich.

Kesselbrandt verschränkte sorgenvoll die Arme. "Ich weiß es nicht. Vielleicht wegen Ihrem Sonderfall. Sie sind adoptiert. Für die Lügenpropaganda da draußen mag das kaum einen Unterschied machen, aber selbst in der Personalpapierreform, tut es das. Wenn Shimamura das durchsetzt, wird in Ihren Papieren trotzdem nicht das Wort Jude verzeichnet sein und Sie müssen auch keinen Stern an ihre Kleidung heften, so wie Shisui zum Beispiel."

Itachi nickte durcheinander. 

"Ich- ich brauche ein bisschen Abstand. Hier, nehmen Sie den Brief- Ich gehe ein bisschen an die frische Luft, wenn ihnen das nichts ausmacht." 

Kesselbrandt schüttelte besorgt den Kopf. "Es geht Ihnen nicht gut. Soll ich Sie begleiten?"

"Nein! Äh- Bitte- Nein, danke. Ich brauche etwas Zeit allein. Danke- Bis Morgen... äh hoffentlich." Sich immer weiter in unzusammenhängenden Worten verstrickend, schnappte Itachi sich seinen Mantel und rannte beinahe aus dem Zimmer, obwohl er wusste, dass rennen in diesem Fall nichts nützen würde.

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Soo, endlich wieder ein Kapitel an einem Sonntag fertig bekommen. I swear, ich muss nurnoch vier Plottpunkte abarbeiten(danach habe ich alles schon vorgeschrieben) , aber jedes Kapitel ist wie ein Stich ins Herz.

Ich glaube, ich habe noch nie eine geschichte geschrieben, wo die Charaktere so unterschwellig leiden, und die Gesellschaft ihre Moral Stück für Stück so unfassbar gemein verdreht.

Also... Ja, manchmal werde ich vielleicht etwas länger für ein Kapitelbrauchen. Soll ich euch dann am regulären Updatetag Bescheid sagen, für wann ich das ungefähr einplane?

Ansonsten wünsche ich euch noch einen wunderschönen Sonntag.

Narbenstern // Itachi ff [Shiita]Where stories live. Discover now