XIII. Der Narbenstern

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"Das sind Narben."

"Sie genau hin. Es ist ein Narbenstern!"

Itachis Stimme überschlug sich und Shisui konnte nicht anders als einen Blick zurückwerfen.

Trotz der schaurigen Uniform, die Itachi trug, trotz des Hakenkreuzes auf seiner Schärpe und dem Tatoo auf seiner Wange, sah er unglaublich weich und verwundbar aus, wie er da mit Dreck und Blut besudelt vor ihm kniete und mit Tränen in den Augen zu ihm heraufschaute.

Als wäre Shisui derjenige, der ihn verraten hätte und nicht umgekehrt.

"Shishi", wisperte Itachi Shisuis Kosenamen, den er ihm nur gegeben hatte, wenn sie ihre intiemsten Momente miteinander geteilt hatten. Er wischte sich mit der rechten Hand verstohlen über das Gesicht, um ein wenig Blut wegzuwischen. Dabei fiel Shisui wieder diese seltsame Strichelung auf seinem Handrücken auf.

"Bitte hör mir zu", flehte Itachi.

"Was könntest du mir noch sagen", spottete Shisui und wirbelte seine Pistole einmal um den Zeigefinger, bevor er sie wieder zielsicher auf Itachi richtete. "Liefer mir einen guten Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle erschießen sollte."

Itachi hörte das vertraute rotieren der Trommel in der Pistole und sah Shisui mit Horror an.

"Spielen wir doch russisch Roulette", sagte Shisui kalt lächelnd. "Lassen wir das Schicksal entscheiden, ob du es würdig bist, deine Erklärung zu Ende zu führen."

"Shisui- nein-", wisperte Itachi. "Hör zu, ich hab-"

Shisuis Finger krümmte sich und Itachi brach vor Angst das Wort ab. Er hörte das Pfeifen und sah den Funken und jetzt war auch alles egal.

"Ich wollte meine Familie schützen, als ich dich die Klippe hinunterstieß!", schrie Itachi über den ohrenbetäubenden Knall und riss die Arme über den Kopf. "Trotz allem warst du wie mein Bruder! Mehr als das!"

Ein paar Sekunden herrschte Stille und Itachi dachte schon es wäre um ihn geschehen, doch dann hörte er ein Klacken und blickte erschrocken auf. Shisui hatte vor Schreck die Pistole fallen lassen.

Entsetzt starrten sie sich an.

Dann wandte Itachi den Blick ab. "Anscheinend wollte das Schicksal, dass du das hörst."

Shisui sah auf den Boden und hob mit zitternden Fingern die Pistole wieder auf. "Warum sagst du das?"

Itachi stiegen die Tränen in die Augen. "Weil ich den Idioten, der mich gerade erschießen wollte, mal geliebt habe..."

"Lügner", fauchte Shisui. "Du hast das nie zugelassen. Nie hast du auch nur ein bisschen Zuneigung dieser Art gezeigt. Du hast mich immer auf Abstand gehalten. Wegen deiner tollen Karierre! Weil du immer Angst hattest, dass ich sie gefährden könnte.

Weil ich auf dich stand, weil ich mich in einen Mann verliebt habe, weil ich gesehen habe, was Danzo aufgrund dessen mit uns- nein mir- tun würde und ich gesehen habe, dass es richtig ist ein Naturrecht auf Liebe und Gleichwertigkeit durchzusetzen und bereit war etwas dafür zu tun. Für dich- weil ich so in dich verschossen war, dass ich dachte, wenn es eine Welt gäbe, wo es nur erlaubt wäre als Mann einen anderen Mann zu lieben, würdest du es zulassen!

Du wolltest immer Perfekt sein. Die perfekte Karierre machen und du wustest ich bin dein einziger Markel. Wie dumm von mir zu denken, eine andere Welt könnte dich umstimmen-"

Itachi sah Shisui wie vom Donner gerührt an. Dann bekam er ganz rote Flecken im Gesicht, aber nicht vor Verlegenheit sondern vor Wut.

"Ja, wie dumm von dir zu denken- Viel dümmer NICHT daran zu denken, was für Konsequenzen dein Handeln für uns hätte haben können, wenn es schief geht! Wir wären beide tot gewesen und mit deinem tollen, mutigen Mordanschlag hast du die Nazis nur zu uns geführt!"

Shisui schrie frustriert auf. "Wenn es funktioniert hätte-"

"HAT ES ABER NICHT!", schrie Itachi ihn an. "Du hast uns alle in Todesgefahr gebracht und wolltest dann von uns versteckt werden! Ich hab dich vor ihnen versteckt und aus diesem verdrehten Land rausgeschafft, auch wenn ich dich dafür hintergehen musste. Ich konnte dich nicht hier verstecken."

"Und woher wolltest du wissen, dass ich das überlebe?"

"Weil ich an der Stelle auch schon mal überlebt habe!", fauchte Itachi. "Als mich ein idiotischer SS-Mann da runter gestoßen hat, weil ich mich als Judenfreund in seine Kompanie gemogelt hatte! Ich habe dir den Ring meiner Großmutter nicht umsonst angesteckt. Wer auch immer dich findet brauchte ja wohl etwas, womit er Lebensmittel für dich kaufen konnte."

"Meinst du den hier?", fragte Shisui und zog etwas aus seiner Hosentasche. Er schlichte Silberring glänzte in der Sonne. "Ich wollte meine Schulden doch nicht damit bezahlen-"

Er warf ihn Itachi vor die Füße und dieser griff geistesgegenwärtig danach und hielt ihn wie einen Schatz in der Hand umklammert.

"Du schlägst ihn aus?", wisperte er so leise, dass Shisui sich nicht sicher war, ob er das wirklich gesagt hatte.

"Hast du mir sonst noch was zu sagen?", fragte Shisui ungeduldig.

Itachi steckte sich bitter selbst den Ring an den Finger. Direkt über seinen Platin-Ehering, der Shisui erst jetzt auffiel.

"Du hast geheiratet?", fragte er tonlos. Und egal wie wütend sie auf einander waren, wie sehr Shisui Itachi momentan quälte, in diesem Moment brach die Welt für ihn zusammen. 

Itachi bemerkte den Wechsel in Shisuis Stimmlage und nickte verhalten. Eine Weile war es ganz still. Dann fragte Shisui: "Wen?"

"Jemanden, den du kennst", erwiderte Itachi hastig. "Ich hab nur zum Schei-"

"Das kann ich mir aber gar nicht vorstellen", spottete Shisui. "Ich war doch nur mit Juden bekannt. Und du in deiner Super Karriere im NS-Staat hättest doch niemals irgedetwas getan, dass dir diese verwehrt hätte...Verrat mir doch ihren supertollen Ariernamen."

Frustriert zog Itachi die staubige Luft durch die Zähne. Dass Shisui aber auch nicht für eine Sekunde zuhören wollte! Er könnte es ja erklären, wenn Shisui ihn nur ließ. Doch dieser war so von seinem Minderwertigkeitskomplex, seiner Verletztheit und Wut eingenommen, dass er es einfach nicht konnte.

Das einzige, was ihn bis jetzt ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht hatte, war die schiere Eifersucht gewesen, die Itachis Hochzeit ausgelöst hatte. Wenn Shisui Itachi so nicht zuhören wollte, musste es eben anders gehen.

"Sie heißt Aria", sagte Itachi leise und hoffte auf Shisuis Eifersucht, die ihn hoffentlich zum Nachfragen brachte, damit er hoffentlich verdammt noch mal endlich etwas erklären konnte. "Aria Hoffenbach."

Narbenstern // Itachi ff [Shiita]Where stories live. Discover now