1. Zwei Ozeane

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Die Stimmung im Innern des Ratsgebäudes war aufgeheizt

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Die Stimmung im Innern des Ratsgebäudes war aufgeheizt. Das ganze, eilig einberufene Storrund hatte sich versammelt, um Cyans Bericht über die untoten Soldaten aus Myr Paluda zu lauschen. Die mühevolle Stille, das kollektive Atemanhalten, war wie das Schweigen eines Wasserkessels, kurz bevor es in seinem Innern zu brodeln anfing.

»Die Nunmenschen sind an ihrer blassen Haut und ihren weißen Haaren zu erkennen«, erklärte Cyan vom Podest im Zentrum des Sitzungssaals aus. »Sie verfügen über unmenschliche Stärke und sind nur schwer zu töten«, ergänzte er und ließ seinen Blick langsam über die Logen auf der Galerie wandern.

Es war dunkel und in den Schatten konnte er lediglich die vagen Umrisse der anderen Anwesenden ausmachen. Ab und zu war das Aufblitzen eines Schmuckstücks oder eines Brillenglases, das den unsteten Schein der Öllaternen einfing, zu erkennen. 

Um Kohle und Holz zu sparen, hatte die Elektrikergilde in den vergangenen Tagen die ganze Stadt vom Elektrizitätsnetz genommen. 

Und da sie auch Gas sparen mussten, lag Myr Ryba die meiste Zeit des Tages in Dunkelheit gehüllt. Zum Glück konnten sie sich, zumindest was die Beleuchtung im Innern der Häuser anging, hier und da mit Fischtran behelfen. Doch der Winter war lang und kalt und Cyan befürchtete, dass sie noch vor dem Frühjahr alle ihre Vorräte aufgebraucht haben würden.

»Und was schlagen Sie vor, Herr Forelli ...«, begann der Ratsvorsitzende Lupo Steinbeißer, der am Stirnende der langen Tafel saß, an der die sechsundzwanzig Ratsherren Platz genommen hatten. »... sollen wir gegen eine solche magische Perversion unternehmen?«

Magische Perversion.

Eine durchaus treffende Bezeichnung für das, was Cyan gesehen hatte. 

Nuntiere zu erschaffen, war das eine, aber Nunmenschen ...? Das war einfach nur widerlich und moralisch entartet. 

Nichtsdestotrotz war es geschehen und jetzt sahen sie sich einer Streitmacht gegenüber, die ihnen nicht nur zahlenmäßig überlegen war, sondern auch noch aus nahezu unsterblichen Untoten bestand.

»Sollen wir vielleicht beten?«, spottete Steinbeißer mit einem flüchtigen Blick zur Loge der Granmari, von der nur ab und zu ein leises Klimpern zu hören war, wenn sie ihre Sitzposition veränderte.

»Das bleibt natürlich Ihnen überlassen«, sagte Cyan und umfasste seinen Magierstab, der ihm in dieser Situation mehr eine Stütze als eine Waffe war, fester. »Aber ich für meinen Teil werde mich nach einer weltlicheren Lösung für unser Problem umsehen. Doch falls sich der Zauber nicht umkehren lässt, müssen wir uns darauf einstellen, gegen diese Kreaturen zu kämpfen. Und das bedeutet, wir müssen Mittel und Wege finden, sie schnell und effizient zu töten.«

Steinbeißer schnaubte. »Und wie war das noch ...? Der führende Experte auf dem Gebiet des Schnell-und-effizient-Tötens ist gerade verhindert? Weil er beinahe getötet worden wäre?«

Die Forelli-Dynastie: Göttliches BlutWhere stories live. Discover now