5. Ganz der Vater

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Der Rückweg zum Forelli-Anwesen fühlte sich eigenartig an

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Der Rückweg zum Forelli-Anwesen fühlte sich eigenartig an. Traumähnlich. Wie ein Schlafwandler folgte Cyan seinem Vater zur Kutsche. Er hörte sich selbst reden, aber es war, als würde er einem Fremden dabei zusehen, wie er Rogner Forelli auf den neusten Stand zu bringen versuchte. Dabei stellte er sich reichlich ungeschickt an, stotterte, stammelte und musste mehrfach neu ansetzen. Immer wieder fielen ihm Dinge ein, die er ausgelassen hatte. Gleichzeitig fragte er sich, wie all das auf jemanden wirken musste, der monatelang geschlafen hatte, noch dazu auf seinen Vater. Doch Rogner schien das Ganze äußerst gefasst aufzunehmen. Ab und zu nickte er, rieb sich das Kinn, kraulte seinen Bart oder gab ein kurzes, zum Thema passendes Geräusch von sich, ein amüsiertes Auflachen oder ein gereiztes Schnauben.

Als Cyan seinen Bericht beendete, hatten sie bereits die Kuppe des Fellmonte erreicht. 

»Das heißt, Zander und Salmon sind tatsächlich in Myr Paluda?«, fragte Rogner.

»So scheint es«, erwiderte Cyan. »Und wenn es stimmt, was wir vermuten, muss es ihnen gelungen sein, Kanto Dan de Nowy zu töten. Andernfalls wärst du wohl nicht aufgewacht.«

»Hm«, machte Rogner.

»Was ist?«, fragte Cyan gespannt. 

Halb erwartete er, sein Vater könnte ihn tadeln, weil er nicht selbst nach Myr Paluda aufgebrochen war, um die schreckliche Situation zu bereinigen, die er heraufbeschworen hatte. 

Deshalb überraschte es ihn auch, als sich Rogner von der Sitzbank wuchtete und ihm beim Aussteigen aus der Kutsche auf die Schulter klopfte. »Komm, mein Junge, wir haben einiges zu tun. Immerhin haben wir diesen ganzen Schlamassel verursacht.«

»Ich wollte nicht-«, setzte Cyan an, aber sein Vater fiel ihm ins Wort.

»Ich weiß«, sagte er mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Ich weiß«, wiederholte er leiser und mit einem schwachen Nicken. »Es war meine Schuld.«

»Nein, ich bin der Schuldige«, widersprach Cyan. »Wenn ich nicht so eitel, gierig und egoistisch gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert.«

»Doch, das wäre es«, sagte Rogner. »Nur anders.« Er schmunzelte. »Außerdem sind die Sünden der Kinder immer auch die Schuld der Eltern.« Für einen kurzen Moment wirkte es, als wollte er diesen Worten noch etwas hinzufügen. Eine Entschuldigung vielleicht. Doch dann schien er es sich anders zu überlegen. »Komm jetzt, Cyan. Wir werden deine Magie brauchen.« 

Er öffnete die Tür und wuchtete sich aus der Kutsche. 

Draußen am Steg wartete schon Omul mit einer Barke.

Cyan wusste, dass er gebraucht wurde. Dennoch blieb er noch einen Moment sitzen und horchte in sich hinein, spürte die vielen Gefühle, die ihn durchflossen, als wäre irgendwo ein Schleusentor geöffnet worden. Liebe, Schuld, Dankbarkeit und Hoffnung vermischten sich zu einem Strudel, dem er nicht entkommen konnte. Er atmete tief durch, schloss die Augen und klammerte sich an seinen Magierstock. Zahllose Male hatte er sich das Wiedersehen mit seinem Vater ausgemalt, doch wirklich daran geglaubt, hatte er nicht. Dass Rogner wieder aufgewacht war und keinerlei bleibenden Schaden davongetragen hatte, erschien ihm wie ein Wunder.

Die Forelli-Dynastie: Göttliches BlutDonde viven las historias. Descúbrelo ahora