12. Kapitel

2.4K 100 15
                                    

Aus Nathans Perspektive

Die ganze Last und Stress der letzten Wochen fühlt sich so an, als wäre er einfach abgefallen. ich fühle mich regelrecht befreit. Sophie und Leander kommen Hand in Hand aus ihrem Sprechzimmer. Sie lächelt mich an und mir geht richtig das Herz auf. Es scheint so, als hätte Leander mal zur Abwechslung die richtigen Worte gefunden. 

Joana ist nach wie vor im intensiven Gespräch mit Sophies Eltern. Allerdings gefällt sie mir gerade nicht mehr so. Immer wieder greift sie sich an die Schläfe. Ich denke, es ist an der Zeit, sie da mal wegzuholen. Auch wenn ihre Ablenkungskünste dafür gesorgt haben, dass Sophie sich in Ruhe mit Leander austauschen konnte. Ich gehe auf das kleine Grüppchen zu. Das Sektglas von Joana ist schon wieder fast leer. 

"Joana, darf ich dich mal kurz entführen?"Ich lächle sie an. Sie schaut kurz irritiert, folgt mir dann allerdings in das Sprechzimmer. Ich schließe die Türe und bedeute ihr sich auf die Liege zu setzen. Sie schüttelt allerdings den Kopf.

"Ich glaube, du hast dich im Datum geirrt, mein Lieber!", sagt sie mit etwas schleppender Stimme. 

"Hm, ich glaube das nicht unbedingt, meine Liebe!" Ich hänge mir ein Stethoskop um und nehme das Blutdruckmessgerät aus eine der Schubladen. Joana runzelt die Augenbrauen. 

"Mach das Stethoskop da weg, dass sieht viel zu sexy aus!" Sie kichert leise. Und auch ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Sie ist ganz schön goldig, wenn sie betrunken ist. 

"Darf ich zumindest das hier?" ich zeige auf das Blutdruckmessgerät.

"Nö, der is im Keller!" wieder lacht sie über ihren eigenen Witz und setzt sich demonstrativ auf meinen Stuhl hinter den Schreibtisch. Ihre Schuhe zieht sie aus und legt ihre Füße überkreuz auf den Tisch. Ich lege den Kopf leicht schräg. Interessant zu wissen, was passiert, wenn Madame zu viel Alkohol intus hat. Dann wird ihr Gesicht auf einem ziemlich weiß. 

"Shit!" Ich trete an Joana heran. Sie erhebt sich schwankend und bewegt sich mehr taumelnd, als laufend zum Waschbecken hin. Sie wird doch nicht etwa? Schnell greife ich mir eine der Nierenschalen und reiche sie ihr. Gerade noch rechtzeitig. Nach der ersten folgt relativ schnell die zweite. Beide entsorge ich schnell in einem Extramüllbeutel. 

"War es das?" Joanas Gesichtsfarbe ähnelt einem Bettlaken. Sie nickt.

"Sorry!" 

"Nicht schlimm. Die medizinische Einweihung der Räume hier habe ich mir zwar ein bisschen  anders vorgestellt, aber alles gut!" Ich reiche ihr einen Becher Wasser zum Mund ausspülen. Dies tut sie auch sofort. 

"Besser! Kannst du mir bitte ein Schmerzmittel geben? Mein Kopf explodiert und ich möchte noch etwas Zeit mit Leon heute Abend haben. " Joana schaut mich bittend an. 

Ich ziehe nur die Augenbrauen hoch. "2 Ibu, komm schon!" 

"Vergiss es! Du brauchst jetzt erstmal Flüssigkeit. Auf deinen leeren Magen wirst du jetzt bestimmt keine 2 Ibus nehmen. Das brauche ich dir nicht erzählen! Außerdem wie war das im Urlaub, keine Medikamente, ohne Überwachung." Ich werfe ihr einen strengen Blick zu. Der allerdings von ihr mit viel Augenverdrehen gekontert wird. 

"Hinlegen!" 

"NEIN!" 

"Joana, komm jetzt stell dich nicht so an. Ich gebe dir dann auch etwas intravenös. Aber erst möchte ich deinen Blutdruck kontrolliert haben. Der war vorher nämlich wirklich sowas von im Keller.  Sie wird wieder eine Spur blasser und scheint zu schwanken. Schnell stabilisiere ich sie an ihrer  Taille und verfrachte sie auf die Liege. Ihre Augen sind geschlossen. "Hey, Joana hierbleiben! Fuck!" Schnell trete ich aus dem Sprechzimmer heraus. Direkt davor steht Daniel. 

"Hey, ich brauche dich mal kurz!" 

HerzensflügeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt