In nahezu allen Religionen ist die Existenz von Dämonen unbestritten. In den alten Kulturen von Babylon und Assyrien sah man die Dämonen als ständige Bedrohung, die abgewendet werden musste. Besonders gefürchtet war der Dämon Pazuzu, den sich die Babylonier und Assyrer in Adlergestalt mit vier Flügeln vorstellten. Man brachte ihn mit dem heißen Westwind aus der Wüste in Verbindung. In Babylon und im alten Ägypten wurden Dämonen in magischen Handlungen beschworen, damit sie den Menschen bestimmte Dienste leisteten. Die keltische Mythologie kennt die Verehrung von dämonischen Geistwesen, etwa der gespenstischen Kriegsgöttin Morrigan.
Bei unseren germanischen Vorfahren war ein allgemeiner Geisterglaube weit verbreitet. Seherinnen hatten eine hohe Stellung. Sie befragten die Geister mittels Zeichen in Orakeln und versuchten, die Macht dieser Geister, die nichts anderes als Dämonen waren, zu nutzen. Ein Beispiel dafür sind die Merseburger Zaubersprüche in althochdeutscher Sprache. Sie stammen aus dem 10. Jahrhundert. Mit Hilfe dieser Sprüche versuchten die germanischen Seherinnen, Heilungen herbeizuführen und die Zukunft zu beeinflussen.
Im europäischen Mittelalter fürchtete sich die Bevölkerung vor den Dämonen. Man war der Meinung, dass sie vor allem in der Nacht aktiv seien und im Flug große Entfernungen zurücklegen könnten. Zum Schutz vor Dämonen trugen viele Menschen besondere Amulette und versuchten, Dämonen mit Zauberformeln oder Feuerschein abzuschrecken. Auch im Haushalt von vermeintlichen Hexen oder Zauberern vermutete man Dämonen in Gestalt von kleinen Kobolden, die bei magischen Handlungen helfen und auch als Liebespartner dienen sollten.
In den heutigen Religionen ist besonders im Animismus und Hinduismus der Glaube an Dämonen stark ausgeprägt. Die Animisten, also Anhänger von Naturreligionen, führen Krankheiten und Unglücksfälle auf dämonischen Einfluss zurück. In den hinduistischen Heiligen Schriften, den Weden, ist eine Vielzahl böser dämonischer Geschöpfe beschrieben. Sie sollen den Menschen Schaden zufügen und die hinduistischen Götter bekämpfen.
Dämonen besitzen aufgrund ihrer schon sehr langen Existenz eine große Erfahrung im Umgang mit Menschen. Die Macht dieser Geistwesen, Böses zu tun, ist unterschiedlich ausgeprägt. Oft sind Dämonen auch mit besonderer körperlicher Kraft ausgestattet. So konnte den Besessenen von Gerasa, einer antiken Stadt im heutigen Jordanien, niemand bändigen. Selbst eiserne Ketten hatte er mehrmals zerrissen. Doch eines Tages tauchte Jesus auf und trieb den Dämon, der sich Legion nannte, aus (Markus 5,5-13).
Ein wichtiges Anliegen der Dämonen ist es, der Erlösungstat Jesu entgegenzutreten. Ihnen ist genau bekannt, dass ihre Macht und die ihres Anführers durch die Opfertat Jesu gebrochen wurden. So versuchen die Dämonen, die wahre Bedeutung des Wirkens und Sterbens Christi vor der Menschheit zu vertuschen oder die Menschen glauben zu lassen, sie könnten sich durch eigene Werke wie Askese oder Gutes tun selbst erlösen.
Man kann der Bibel entnehmen, dass Satan offenbar einigen hochrangigen Dämonen Herrschaftsbereiche auf dieser Erde zugewiesen hat. So werden in der Bibel die dämonischen Engelfürsten von Persien und Griechenland erwähnt, als ein Engel dem Propheten Daniel, der um Einsicht in die Zukunft gebetet hatte, erschien und sich bei ihm für die verzögerte Gebetserhörung entschuldigte: „Schon an dem Tag, als du anfingst zu beten, hat Gott dich erhört. Darum bin ich nun zu dir gekommen. Aber der Engelfürst des Perserreichs stellte sich mir entgegen und hielt mich einundzwanzig Tage lang auf. Doch dann kam mir Michael zu Hilfe. Ihm konnte ich den Kampf gegen den Engelfürsten der Perser überlassen" (Daniel 10,12-13). Und weiter sagte der Engel zu Daniel: „Bald muss ich wieder umkehren, um den Kampf gegen mit dem Engelfürsten der Perser zu Ende zu führen. Wenn ich ihn besiegt habe, wird der Engelfürst von Griechenland mich angreifen. Gegen diese beiden steht mir allein Michael bei" (Daniel 10, 21).
Von diesen unsichtbaren Kämpfen zwischen Gut und Böse, zwischen Engeln und Dämonen, die um uns herum toben, bekommt der Mensch in der Regel nichts mit. Man muss jedoch beachten, dass auch wir Menschen Angriffsziel der bösen Mächte sein können. Paulus schreibt: „Wir kämpfen gegen Mächte und Gewalten des Bösen, die über diese gottlose Welt herrschen und im Unsichtbaren ihr unheilvolles Wesen treiben" (Epheser 6,12). Die dämonischen Mächte waren entscheidend am Verlauf der Weltgeschichte beteiligt und standen hinter zahllosen Kriegen und Gewalttaten der Menschheit.
Warum gibt es so wenig Erfahrungsberichte über Dämonen? In Gegenden, wo in nahezu jedem Dorf eine Kirche steht, öffentlich Kreuze zu sehen sind und noch relativ viele Gläubige leben, halten sich Dämonen nur ungern auf. Besonders häufig sind sie dort anzutreffen, wo Animismus und Voodoo vorherrschen, also in weiten Gebieten Afrikas, einigen Regionen Südamerikas und dem Karibikstaat Haiti. In der westlichen Welt, die vom Christentum geprägt ist, ist die Wahrscheinlichkeit, auf einen Dämon bzw. einen Besessenen zu stoßen, gering.