Teil 19

1K 42 4
                                    

Gemeinsam traten wir in die große Halle, in der sich schon eine beträchtliche Anzahl an Gästen versammelt hatten.
Der Ballsaal erinnerte an ein Schloss und es hieß, dass es den drei obersten Vampiren gehören würde, die so großzügig waren einen Ball zu organisieren.
Sie waren kein Teil hiervon, denn sie ließen sich nie blicken, was verwunderlich war.
Früher waren sie auf jeder Feier. Nie hatten sie eines versäumt.
Da ich mit meinen 20 Jahren weder dem Vampirismus beigetreten bin, noch erstaunlich viel Zeit hinter mich gebracht hatte, war ich das erste mal hier.
So bewunderte ich den Marmorboden und die goldenen Säulen.
Es war pompös und eigentlich auch nicht mein Geschmack, aber dennoch war es auf eine Art und Weise Atemberaubend.
Ich merkte erst, dass die Gäste sich in unsere Richtung gedreht hatten, als ich versehentlich fast gegen eine Frau gelaufen wäre.
Vryn zog mich rechtzeitig zurück.
>>Du erregst so schon auch genug aufsehen.<<
Darcen lief weiter und ließ mich zurück.
Irgendwie verpasste mir die kalte Schulter dennoch einen Stich und als dann auch Vryn auf ein Pärchen zulief, fühlte ich mich gänzlich allein.
Jedoch nur, bis ich die schrille Stimme meiner Freundin Maria hörte.
Meine Augen leuchteten auf, als ich sie einige Meter weiter vor mir entdeckte.
Sie schien mich schon gesehen zu haben, denn sie drängelte sich erbarmungslos durch die Menge und schloss mich Augenblicklich in ihre Arme.
>>Lia, sag dass es dir gut geht. Ich habe mir solche sorgen gemacht. Ich wollte zu dir, aber dein Vater hatte gesagt du wärst freiwillig da.<< schien sie fast zu schluchzen.
Sanft strich ich ihr über ihren Rücken, ehe ich mich von ihr löste.
>>Es ist eine lange Geschichte, aber ja. Ich bin freiwillig hier und es ist fürs erste das beste.<<
Ich wagte nicht mehr zu sagen, denn zwar war unser Gehörsinn noch nicht so weit ausgeprägt, doch die der anderen Vampire schon.
Maria schien mein Zögern zu verstehen, denn sie sah kurz um sich und nickte dann.
>>Ist mein Vater hier?<< traute ich mich zu fragen, doch sie schüttelte daraufhin den Kopf.
>>Er verlässt kaum noch das Anwesen und ich bin nur gekommen, weil ich die Hoffnung hatte du wärst hier.<<
Berührt nahm ich ihre Hände in meine und merkte erst jetzt, wie sehr sie mir gefehlt hatte.
>>Darf ich die Damen stören?<<
Kälte kroch durch meinen Körper.
Langsam drehte ich mich und blickte zu Liam, der genüsslich seinen Blick über mich schweifen lies.
Eine wahre Schande, dass so ein schönes Gesicht, so vergeudet wurde.
>>Dürfte ich meine zukünftige um einen Tanz bitten?<<
Zukünftige? Er hatte sie definitiv nicht alle.
>>Ich bin nicht eure Zukünftige. Maria, wir reden später.<<
Sie verstand meine Aufforderung und entfernte sich von uns, doch nicht, ohne uns die ganze Zeit im Auge zu behalten.
>>Was auch immer in eurem Kopf vorgeht, ihr solltet es gerade biegen.<<
Er ließ sich nicht von meiner Aussage beirren und trat provokant noch einen weiteren Schritt auf mich zu.
>>Gut. Gewährt ihr mir wenigstens den einen Tanz, wenn ihr meinen Antrag schon ablehnt?
Ich möchte kein böses Blut solltet ihr wissen.<<
Ich musste mich mit ganzer Willenskraft anstrengen, nicht nach Darcen zu sehen, während ich darüber grübelte, was ich tun sollte.
Schließlich entschied ich mich ihm den Gefallen zu gewähren, denn im Grunde war es nur ein Tanz.
Nickend legte ich meine Hand in seine und ließ ihn mich auf die Tanzfläche führen.
>>Ich werde ihnen auf die Füße treten.<< warnte ich ihn vor, woraufhin er süffisant grinste.
>>Nicht, wenn ich euch führe.<<
Und ja, das tat er, doch nicht so gut wie Darcen.
Während der Tanz zwischen Liam und mir eher krampfhaft wirkte, war es zwischen mir und Darcen anders gewesen. Es war geschmeidig und fast fehlerfrei, obwohl ich selbst nicht tanzen konnte.
>>Ihr solltet mein Angebot annehmen Liara. Ich werde gut zu euch sein.<< flüsterte er in mein Ohr, doch mehr als dass ich mich versteifte, brachte sein Versuch nichts.
>>Ich habe gehört, was ihr mit euren Frauen tut. Deswegen seid mir nicht böse, aber ich verzichte.<<
Seine Hand um meine Hüfte wurde fester und obwohl ich Abstand wahren wollte, schaffte er es dennoch mich näher an sich zu ziehen.
Wie dumm von mir anzunehmen, dass es nur ein Tanz wäre.
Liam war ein Mistkerl und ich sah es auch jetzt schon in seinen Augen.
>>Ich habe nur einige Vorlieben. Vielleicht würden sie euch gefallen.
Und auch jetzt stelle ich mir vor, wie ihr blutend unter mir liegt meine Schöne, während ich bei jedem Stoß eure Schreie genieße. Ich kann euch konditionieren, ihr würdet euch wundern, wie sehr ihr danach lechzen würdet.<<
Ich sah ihm mit schockgeweiteten Augen an und als er es tatsächlich wagte meine Brust zu streifen und zeitgleich in mein Ohrläppchen zu beißen, riss ich mich von ihm los und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
Alles schien stehenzubleiben und ohne mich umsehen zu müssen wusste ich, dass aller Augen auf uns lagen.
Liam sah amüsiert zu mir, ehe er in die Runde sprach.
>>Keine große Sache. Nur eine kleine Unstimmigkeit zwischen mir und meiner Verlobten.<<
Das wars.
Angst hin oder her, der Typ war nicht mehr klar im Kopf.
>>Du..<< knurrte ich und bemerkte im Augenwinkel, dass auch Darcen auf uns zukam.
>>Nicht in diesem und auch nicht in einem anderen Leben werde ich jemals deine Frau sein! Und solltest du mich je wieder berühren, dann werde ich dir jeden einzelnen Knochen brechen und in deinem Blut baden, so wie du in den deiner Frauen.<<
Dieses mal schien er seine Fassung zu verlieren, denn er stürzte sich auf mich.
Darcen aber hielt ihn an seinem Kragen.
>>Du machst dich lächerlich.<<
Wissend schienen die Augen von Liam aufzuleuchten, als er zwischen uns beiden hersah.
>>Kein Wunder, dass sie mich ablehnt, denn anscheinend hast du sie dir gekrallt. Da ist der Machthungrige, der sich in dir versteckt.<<
Alle sogen empört die Luft ein und tuschelten darüber. Es machte mich wütend, dass ihnen ein Sadist wie Liam egal war, aber Darcens Macht zusetzte.
Es war widerlich, sodass ich nun gänzlich die Fassung verlor.
Ich stürzte mich auf ihn und stellte verwundert fest, wie sich Darcens Arme um meine Hüften schlossen.
Doch zeitlich krümmten sich alle Gäste, einschließlich Liam.
Ich spürte, wie das erste mal in meinem Leben nicht die Gefühle der anderen auf mich einprasselten, sondern ganz im Gegenteil.
Mit dem Gedanken sie leiden zu lassen, ließ ich sie genau das Fühlen, was mich in den Abgrund riss.
Mit dieser Erkenntnis kappte ich die Verbindung und sah Augenblicklich zu Darcen.
>>Verdammt kleines. Verdammt.<<

Tanz mit einem VampirWhere stories live. Discover now