Teil 21

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Gegenwart

Ein Schmerz, so unglaublich tief und erschütternd, riss mich aus dem Schlaf.
Dabei hinderte mich ein Instinkt daran laut zu sein, ich musste still sein, sodass Darcen nicht wach wurde.
Wieder traf mich eine Welle, ehe die Erkenntnis über mich einbrach und meine gesamte Welt ins Wanken brachte.
>>Niemals<<
Er sollte mir nicht das Herz brechen und dennoch brach es entzwei.
Mitternacht war vorbei, ich war nun 21 Jahre alt und unsterblich.
Dass meine Gabe sich entfalten würde, war kein Geheimnis, doch dass ich dadurch die Wahrheit über den Mann erfahren würde, den ich liebte...mein Herz brach.
Es brach wieder und wieder, denn der Verrat wollte nicht in meinen Kopf.
Jede Erinnerung mit ihm, jedes Gespräch, jeder Kuss und jedes Versprechen spielte sich in meinem Kopf ab, doch dieses mal so klar, ohne Einfluss.
All die Monate hatte er meine Gabe gelenkt, mir eine Wahrheit geschaffen, die nichts als Falsch war.
Er hatte mich auf eine Weise missbraucht, die verboten sein sollte.
Es hätte verboten sein müssen.
Darcen war eine Lüge.
Der Mann den ich liebte war eine Illusion.
Blind tastete ich nach dem Nachttisch, griff nach dem kleinen Gegenstand darauf und wartete.
Ich sah ihn an, zog die Konturen seines Gesichtes nach und hörte bei jedem seiner Atemzüge zu.
Innerlich noch immer am schreien, blieb ich äußerlich ruhig.

Er schlug seine Augen auf, sah mir ins Gesicht und erkannte es.
Ich wusste, dass er es spürte.
Seine Krallen konnten nicht mehr nach meiner Gabe greifen, die Illusion war gebrochen.
>>Lia...bitte lass es...<< hörte ich die Worte aus diesem Mund fließen, der viel zu oft auf meinem lag.
>>Ich hasse dich<< hörte ich mich dumpf flüstern und ließ zu, dass er nach mir griff.
Er legte mich aufs Bett und ragte über mir auf, hielt mein Gesicht in seinen Händen und schien verzweifelt nach etwas zu suchen.
>>Bitte Lia...ich Liebe dich. Und alles was ich vorhabe...du wirst wie eine Königin an meiner Seite herrschen. Ich werde dir alles erzählen und..Lia verdammt ich weiß es muss dich verletzen, aber es war notwendig. Bitte mach es nicht kaputt.<<
Es kaputt machen?
Ich sollte es nicht kaputt machen?
>>Du hast mich benutzt, mich hintergangen und zerstört. Ich sehe deine Seele Darcen und ich wünschte ich hätte es früher sehen können.<<
Meine Stimme brach, doch ich sprach ungehindert weiter, während seine bernsteinfarbenen Augen mich voller Verzweiflung und Wahnsinn ansahen.
Da war es, das was er die ganze Zeit vor mir verbergen wollte.
>>Ich sehe deine verdorbene Seele und das Böse. Du hast dir eine Lia geschaffen Darcen, eine Lia, die ich nicht bin. Eine Lia, die deine Bösartigkeit akzeptiert hatte. Das bin und war ich niemals.
Ich hasse dich für alles, was du mir angetan hast.<<
Er verstand es, doch dennoch beugte er sich hinab. Strich mir sanft durch mein Haar und löste keinen Augenblick seinen Blick von mir.
>>Du solltest freiwillig hier sein. Versuch es zu verstehen, mich. Ich will dir nicht weh tun. Bitte. Lass es mich wieder gut machen. Gib mir die Möglichkeit. Lia bitte, ich will dir nicht weh tun.<<
Er würde es aber tun.
Ich nickte und ließ zu, dass seine Lippen meine berührten.
Seine Hände umfassten mich mit einer Aggressivität, die mich aufschluchzen ließ.
Eine einsame Träne kullerte aus meinem Augenwinkel, ehe ich mich zwang meine Hand zu bewegen.
Er war zu vertieft und zu entschlossen, weshalb er den Dolch nicht kommen sah.
Es war merkwürdig durch meine verschärften Sinne meine Tat sowohl zu fühlen, als auch zu hören.
Ich spürte, wie das Messer seine Brust teilte und ich hörte das Geräusch seines Herzens, als ich diesen mit dem Dolch durchdrang.
Ungläubig löste er sich von mir und sah mich an, als würde ich weit fern sein.
>>Ich weiß es wird dich nicht töten, aber ich verspreche dir, dass jch einen Weg finden werde.
Ich werde dich dann finden und ich werde dich töten Darcen.<<
Mit einem Ruck zog ich den Dolch raus und spürte Erleichterung, als er zur Seite fiel und sein Atem stillstand.
Erst jetzt traute ich mich zu Weinen und zuzulassen, dass mein Körper von Schluchzern erschüttert wurde.
Und erst, als ich das Anwesen bekleidet verließ und auf das Pferd stieg, hörte ich auf zu weinen.
Hohl ritt ich los, ließ das Anwesen zurück und verfluchte mich dafür, dass ein Teil von mir sich nach dem Mann sehnte, der Darcen gestern noch zu sein schien.
Ein kleiner Teil trauerte um diesen Mann und das Leben, welches ich nun nicht mehr haben würde.

Tanz mit einem VampirWhere stories live. Discover now