Teil 34

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6 Monate Später

Es waren nun auf den Tag genau sechs Monate.
Sechs Monate in denen mein Bruder nicht mehr am leben war und sechs Monate in denen Darcen noch immer glaubte, dass ich tot sei.
Nun stand ich kurz vor einem Treffen, welches ich viel zu lange hinausgezögert hatte und ich würde eine Nachricht überbringen, die mein Herz noch immer fest in seinen Krallen hielt.
>>Du schaffst das<< hörte ich Reven neben mir in mein Ohr hauchen.
Ja, ich würde es schaffen.
Doch dennoch war es schwer einen Fuß nach dem anderen zu setzen und schließlich vor den Toren meines alten Heims zu stehen.
Dort, wo mein Vater war und mir noch immer Antworten schuldig war.

Ich betrat das Anwesen und war kurz verwundert, wie leer dieses Stand.
Es war so ruhig und verstaubt.
Der Staub lag in der Luft und drang in meine Lungen, ließ mich verwundert im Kreis drehen, ehe ich auf das Arbeitszimmer meines Vaters zusteuerte.
Ohne zu anklopfen trat ich hinein und registrierte, wie Reven im Saal blieb.
>>Lia<< hörte ich die raue Stimme meines Vaters und stolperte dabei einen Schritt zurück, als ich sein Gesicht sah, welches völlig entstellt war.
>>Er hat gesagt du wärst tot<< zitterte seine Stimme, bevor er den Versuch wagte auf mich zuzugehen.
Aber ich hob die Hand und hinderte ihn rechtzeitig daran.
>>Was ist mit deinem Gesicht geschehen?<<
Er schwieg, sodass ich ihm nachhalf und ihm Gefühle einpflanzte, die ihn beruhigten und Vertrauen schafften.
In den letzten sechs Monaten hatte ich mit Reven zusammen an meiner Gabe gearbeitet und sie soweit perfektioniert, dass es fast schon grauenhaft unfair für unsere Feinde wurde.
Aber mir war es recht, denn so bekam ich ohne Blutvergießen das, was ich brauchte und wollte.
>>Ich will alles wissen Vater. Von Anfang bis zum Ende.<<
Niedergeschlagen setzte er sich wieder hin und trank sein Weinglas in einem Zug leer.
>>Darcen will die Versklavung der Menschen und ich war eine Zeit lang bereit dazu ihm zu helfen.
Erst spät wurde mir bewusst, wie tief sein Rachedurst war und als du auf die Welt kamst und deine Mutter starb...ich wollte das nicht mehr Lia.
Du solltest nicht in solch einer Welt aufwachsen, denn diese hätte bedeutet, dass du in einen Machtkampf gerätst.<<
>>Das bin ich dennoch, also hast du im Grunde versagt. Du hast in dem Augenblick versagt, als du bereit warst Darcen zu helfen.<<
Er rieb mit seinen Händen über sein Gesicht und schluchzte kurz auf, bevor er begann sich wieder zusammenzureißen.
Doch sein Versuch war nicht erfolgreich, denn ich hörte noch immer die Verzweiflung in seiner Stimme heraus.
>>Es tut mir Leid. Alles Lia. Aber ich war damals ein anderer Mann. Ich war überzeugt von dieser Zukunft, weil ich mich überlegen fühlte und ich dachte er wäre ein guter Anführer. Ein besserer Herrscher über diese Welt.
Und als ich gemerkt habe, wie falsch es war, suchte ich Hilfe von Außen.
Liam hatte einen tiefen Groll gegen Darcen und ich dachte ich könnte sie gegeneinander ausspielen. Ich dachte sie würden mich dabei aus den Augen verlieren.
Aber er hat gemerkt, dass ich gegen ihn spielte.
Das war der Tag, an dem er dich mitnahm.
Und dieser Tag hat sich in mein Herz gebrannt und frisst mich seit jeher auf Lia.
Ich hatte deine Mutter verloren, deine Brüder und...<<
>>Enzo war am Leben. Er ist vor sechs Monaten durch die Hand von Liam gestorben und er hätte mir schlimmeres angetan, wäre Darcen nicht aufgekreuzt.
Ich denke, dass ich durch seine Hand gestorben bin, war ein Segen.<<
>>Nein<< flüsterte er und sank nun gänzlich in sich zusammen.
Ich sah wie sein Körper zitterte und ein alter Mann schließlich seine Fassung verlor.
Er weinte und obwohl er mein Vater war, kümmerte es mich nicht.
Die Kälte gegen ihn hatte sich zu sehr in mein Herz gebohrt, weshalb ich kurzerhand zur Tür lief. Kurz bevor ich diese öffnete, drehte ich mich nochmal zu ihm.
>>Du bist allein für dein Schicksal verantwortlich und egal was der Grund für deine Verletzungen ist. Es kümmert mich nicht mehr.
Du kümmerst mich nicht. Betrachte mich als tot, wenn es dir einfacher fällt.<<
Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ ich sein Arbeitszimmer und lief auf Revens ausgestreckte Hand zu.
>>Hast du etwas sehen können?<< fragte ich noch immer kühl.
>>Alles<< hörte ich ihn flüstern, bevor wir das Anwesen hinter uns ließen und mit unseren Pferden weiterreisten.
Durch mein Auftreten hier, hatte Reven in Erfahrung bringen können, wo Darcen die Menschen gefangen hielt und sammelte.
Nun würden wir dafür sorgen, dass das alles ein Ende nahm.
Befriedung füllte mein innerstes und als ich zu Reven rübersah, schien er ebenfalls triumphiert zu sein.

Tanz mit einem VampirWhere stories live. Discover now