- 17 / Berge

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Eren Perspektive:

''Isch glausche er öschnet sisch langscham.'' - ''Geht das auch mit weniger essen im Mund?'', fragt Armin und seufzt am anderen Ende der Leitung. Er ist gerade auf Arbeit und hat sich kurz Zeit genommen um mich anzurufen. Ich kaue das essen runter. ''Er wird offener. Er redet mit mir.'' - ''Also läuft es gut?'' ''Ja.. Teilweise.''
Ich beiße noch einmal vom Brötchen ab. ''Dieser Unterton gefällt mir nicht. Was ist passiert?'' Ich überlege für einen Moment ob ich ihm alles erzählen soll, aber ich entscheide mich dafür es lieber zu lassen. Ich kann es ihm nicht erzählen. Es geht einfach nicht. ''Naja, das übliche bei Alkoholentzug. Ihm geht es nicht brennend.''

Ich erzähle ihm noch ein bisschen davon und lege dann auf, schmiere noch ein Brötchen für Levi fertig. Er muss wenigstens ein bisschen was essen. Nachdem ich das geschafft habe, wickle ich es ein wenig in eine Servierte ein und gehe wieder nach oben.
Als ich das Zimmer betrete, liegt Levi von mir weggedreht aber ich sehe, dass er sich wieder Übergeben hatte. Ich hatte ihm zum Glück noch einen Eimer nebens Bett gestellt, bevor ich runter bin.

Bevor es hier überall anfangen würde nach Erbrochenem zu riechen, kippe ich den Eimer ins Klo und säubere ihn.
Die Tablette hat ja super geholfen. Ich werde ihm nachher noch die anderen geben, aber vorher muss er etwas essen. Ich will nicht, dass es ihm so schlecht geht.
Frisch gesäubert stelle ich den Eimer wieder nebens Bett und gehe um dieses rum in der Hoffnung ich würde ihn sehen.

Er schläft.
Ich werde ihn erstmal Schlafen lassen. Schließlich haben wir nicht besonders viel geschlafen.
Ein wenig verträumt lege ich mich neben ihn und schmuggle mich mit unter die Decke, ziehe ihn sanft in meine Arme. Er gibt unverständliche Geräusche von sich, die ich ignoriere. Auch wenn es Süß ist.
Vielleicht kann ich auch noch ein bisschen Schlafen.
''Du hast mir halbnackt besser gefallen.'', brummt er leise und schmiegt sich mehr an meine Brust. Ich muss schmunzeln, küsse seinen Kopf kurz.

~

Nach weiteren vier Stunden Schlafen und Medikamenten, geht es Levi endlich etwas besser. Wir sind gerade ein wenig Spazieren, da die frische Luft ihm gut tut. Außerdem wollten wir sowieso Spazieren gehen. Vielleicht kann man das schon Wandern nennen, denn wir sind schon eine ganze Weile unterwegs. Die Sonne geht bald wieder unter. ''Ist es noch weit?'', fragt Levi und trinkt ein wenig von dem Wasser, was wir uns mitgenommen haben. ''Nein, glaube nicht.''
Man sieht schon fast das Ende. Wir sind bestimmt gleich da. Ehrlich gesagt habe ich überhaupt keine Lust diesen ganzen Weg zurück zu gehen. Ich bin fertig mit meinen nerven und einfach nur Hungrig.
Nach weiteren fünf Minuten, kamen wir tatsächlich an. Es ist ein kleiner Steg, wo man Perfekt über den ganzen Wald schauen kann. Es sieht wirklich atemberaubend schön aus. Levi stützt sich seufzend am Geländer ab und scheint mir genauso, als ob er kein Bock mehr hätte.

''Ich fühl mich wie achtzig.'', sagt er und ich lege meine Arme um seinen schmalen Körper, umarme ihn von hinten. ''Komm schon. Es hat sich gelohnt.'' ''Vielleicht. Die Aussicht ist schön. Ich habe aber wirklich keine Ahnung wie ich das zurückschaffen soll.'', lacht er leise und lehnt sich ein Stück zu mir. Vermutlich würde er umfallen, wenn ich jetzt loslassen würde.
Würde ich natürlich nie tun.
Ich küsse seinen Kopf und lege meinen eigenen danach auf seiner Schulter ab, genieße die Aussicht. Da es gleich dunkel wird, wird das wohl ziemlich unangenehm für uns durch den Wald zu gehen. Beziehungsweise das Ziel wieder zu finden.

''Eren.'', höre ich Levi nach einer Weile sagen. Ich drücke ihn ein Stückchen fester damit er weiß, dass ich noch Wach bin und nicht aus unerklärlichen Gründen eingeschlafen bin. ''Ich liebe dich.'', flüstert er. ''Über alles.''
Unwillkürlich muss ich lächeln, lege meine Lippen eine Sekunde lang an seinen Hals. Es passiert nicht oft, dass er so etwas sagt. Ach damals nicht, er ist eher diese Art von Mensch, der einem zeigt, dass man ihn liebt. Ich bin genau das Gegenteil. Ich kann es gar nicht genug sagen.
Dieses Kribbeln wird wohl nie weggehen. Nicht, dass es schlimm wäre. Ich liebe dieses Kribbeln.
''Ich weiß.. Ich liebe dich auch.''
Er dreht sich im nächsten Moment zu mir, kuschelt sich an meine Brust und drückt mich fest. ''Seit wann eigentlich so Kuschelbedürftig?'', murmle ich belustigt in seine Haare, streiche ein paar Mal durch diese. Er brummt befriedigt.
''Lass mich doch. Ich habe deine Nähe einfach vermisst.''

Ich sage nichts dazu obwohl er genau weiß, was ich gerade am liebsten sagen würde. Er hätte schließlich die ganze Zeit meine Nähe haben können. ''Es tut mir leid, dass ich manchmal so Kompliziert bin..'', höre ich ihn sagen. Ich weiß, wie sehr es ihm wehtut. Und ich weiß auch, dass er es hasst über seine Gefühle zu reden, es aber meinetwegen die ganze Zeit tut. ''Ist schon gut.'' ''Nein.. Ich möchte es nochmal sagen. Ich hatte nur den Gedanken Schluss zu machen weil ich nicht wollte, dass ihr mich so seht oder du daran kaputt gehst mich so zu sehen. Ich kann doch nicht noch andere Leute in dieses Loch ziehen. Es war einfach nicht Fair von mir. Ich hasse mich so sehr dafür.. Glaub mir bitte.'' ''Du bist ein Idiot. Hör auf dich dafür zu hassen. Du hast doch nur dabei nicht nur an dich Gedacht, Levi.''
Ich hatte doch davor schon verstanden gehabt, worum es ihm ging. Er wollte es nicht tun weil er weniger für mich empfinden würde, sondern weil er sich sorgt. Ich hätte ihm gestern Abend direkt zuhören sollen.

''Lass mich bitte nicht los. Ich werde das schaffen, ganz sicher. Meinetwegen können wir morgen schon nach Hause fahren. Ich werde bei euch bleiben und nicht mehr trinken.. dafür bist du mir zu wichtig. Dafür ist mir unsere kleine Familie zu wichtig.''
Es freut mich, dass er so etwas sagt. Mehr, als ich vielleicht im Moment zeigen kann. Ich bin richtig Glücklich, dass er es bemerkt hat. ''Ich hatte nie darüber nachgedacht. Es ist wie etwas, was dich in einen Bann zieht und du würdest da ohne Unterstützung nicht mehr rauskommen. Meine Mutter ist gestorben und plötzlich konnte ich nicht mehr klar denken. Bitte lass mich nicht alleine.. Ich schaffe das ohne dich nicht da raus zu kommen.'', fleht er mich fast schon an und drückt mich ein Stück fester.
Ich drücke ihn jedoch weg, um ihm meine Hände an seine Wange zu legen, ihn ansehen zu können. Seine Augen glänzen und die Sonne verschwindet hinter den Bergen, ich küsse ihn. ''Keine Sorge.. Du wirst mich nicht verlieren.''



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come back home ; Ereri/RirenWhere stories live. Discover now