Kapitel 9

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Am nächsten Morgen wache ich schlecht gelaunt auf. Ich habe erwartet, dass ich in meinem Bett aufwachen würde und alles lediglich ein dummer Albtraum gewesen ist. Nun, ich befinde mich immer noch auf dem knarrenden Holzbett und der modrige Geruch steigt in meine Nase.

Stöhnend stehe ich auf und mache mich im kleinen Bad ein wenig fertig. Ich ziehe mir ein Sommerkleid an und verlasse die Hütte. Vielleicht würde mir ein kleiner Spaziergang gut tun. Der Wald ist verlassen und begegnen würde ich hier bestimmt keinen.

Am See angekommen setze ich mich zunächst hin und bewundere das Funkeln des Wassers, welches durch den Sonnenaufgang zu Stande kommt.

„Darf ich mich zu dir setzen?", erschreckt mich eine Stimme, weshalb ich zusammenzucke.

Ich blicke nach oben und sehe, dass ausgerechnet er vor mir steht. Sein charmantes Lächeln bringt mich dazu, mich nicht allzu dämlich zu fühlen.

„Äh ja."

Er setzt sich neben mich auf dem Boden und ich bewundere ihn, wie er selbst mit Alltagsklamotten wie ein Märchenprinz aussieht. Ich und meine Gedanken. Da war Arun hier mit mir. Mitten im Wald. Stunden entfernt von seinem Zuhause und ich denke nur an sein Aussehen.

„Was tust du hier?", frage ich direkt.

„Das gleiche könnte ich dich auch fragen."

Oh, er hat Recht. Vielleicht will er selbst allein sein und hat sich diesen Wald ausgesucht.

„Dieser Ort ist besonders, findest du nicht auch?", fragt er und blickt zum See.

„Ja. Ich liebe es hier, seitdem ich ein kleines Kind war. Ich weiß, dass es dämlich klingt. Aber ich werde von diesem Ort magisch angezogen und fühle mich wohl. Leider war ich seit Jahren nicht mehr hier gewesen."

„Ich weiß, was du meinst. Dieser Wald bedeutet mir auch sehr viel. Hier habe ich sie getroffen!", sagt er still.

„Sie?", frage ich direkt.

„Die Frau meines Lebens. Ich habe sie verloren und seitdem bin ich nie wieder hier gewesen. Es ist Schicksal, dass ich dich ausgerechnet hier finde."

„Das tut mir leid!", sage ich ehrlich.

Er dreht sich zu mir. Seine Augen sehen traurig aus, jedoch gleichzeitig glücklich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Doch der Artikel fällt mir ein.

„Ich weiß nicht, ob du gestern die Zeitung gelesen hast. Ich muss mich dafür entschuldigen."

„Lya, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Wirklich nicht."

„Du verstehst es nicht. Ich...mein Vater. Er hat es für eine gute PR gehalten. Ich bin einfach nur sauer auf ihn!", sage ich aufgebracht.

„Fühl dich deswegen nicht schlecht."

„Mein Vater hat mich nicht geheim gehalten, um mich zu schützen. Sondern weil er sich für mich schämt!", gebe ich zu.

„Er hat mich nie besonders leiden können und es lag immer an meinem roten Haar."

Seine Augen blitzen kurz verdächtig auf.

„Er dachte immer, meine Mutter hat ihn betrogen. Bis er sogar einen Vaterschaftstest gemacht hat. Als er positiv war dachte ich, dass nun endlich alles gut werden wird und er mich endlich lieben wird. Doch da hatte ich mich mehr als nur getäuscht. Er dachte, dass andere denken würden, meine Mutter hätte ihn betrogen. Deshalb war ich nie in der Öffentlichkeit. Weil er Angst hatte, dass es seinem Ruf schaden würde. Selbst auf der Gala wollte er nicht mit mir sprechen. Erst nach der Veranstaltung kam er zu mir und wollte es öffentlich machen. Deinetwegen. Damit er diese verdammte Präsidentenwahl gewinnt."

Es aus der Seele zu sprechen, tut gut. Jedoch entwickelte sich die Wut in ein Schamgefühl. Habe ich gerade einen wildfremden meine erbärmliche Lebensgeschichte erzählt?

Anstatt, dass mich Arun auslacht, macht er etwas unerwartetes. Er beugt sich vor und schließt mich in seine Arme. Ein seltsames, vertrautes Gefühl macht sich in meinem Körper breit und ich erwidere es.

„Es tut mir leid. Ich dachte, zu dieser Zeit wäre es leichter. Aber selbst heute, missachtet dich dein Vater aus demselben Grund."

Ich löse mich von ihm und blicke verwirrt zu ihm: „Wovon redest du?"

Er lächelt schmerzhaft und meint nur: „Reden wir ein anderes Mal darüber. Ich habe gehört, dass dich eine Menge Firmen abwerben möchten."

Ich seufze und starre auf dem See: „Das war einmal. Ich wurde gekündigt."

„Weshalb?"

„Das willst du nicht wissen. Außerdem würdest du mir nicht glauben."

Arun legt seine Hand auf meine und zwingt mich, ihn anzusehen.

„Lya, selbst du sagen würdest, dass du fliegen könntest. Ich würde es dir glauben."

Ich lache über seine Aussage: „Ich wünschte, ich könnte fliegen. Nicht in einem Flugzeug, sondern einfach nur im Freien fliegen."

Arun lächelt verschmitzt: „Eines Tages, werde ich dir diesen Wunsch erfüllen. Also, erzählst du mir von deinem Job?"

„Es ist mir wirklich unangenehm!", seufze ich.

„Ich werde dich niemals für irgendetwas verurteilen. Versprochen."

Ich stoße einen Atemzug aus und beginne zu sprechen: „Mein Chef wollte, dass ich mich ihm schlafe."

Bride of Dragon (Arun & Lyanna)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt