81. Kapitel

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Ihre neuen Waffen mussten geschärft werden. Mit ein wenig Hilfe ihrer Freunde schaffte Linda es, zuerst die Dolche, dann das neue Schwert zu bearbeiten. Es war eine eintönige Arbeit, die allerdings ein genaues Auge und viel Geschick verlangte.

Aus irgendwelchen Gründen hatten sich die Bergbewohner in der Eingangshalle verteilt und bereiteten dort ihre neuen Kampfwerkzeuge vor. Gedämpft unterhielten sich die Zwerge, während die Feuer, die seit letzter Nacht unablässig brannten, langsam verglühten. Sie wurden nicht gebraucht, da die hellen Strahlen der Sonne den Saal fluteten.

Jetzt waren sie alle schlachtreif, blutbereit, kampfhungrig, dachte das Mädchen, während sie die neue Klinge gegen das Sonnenlicht hielt. Ihre neue Waffe war nicht sonderlich schwer, dafür aber scharf. Natürlich nicht zu vergleichen mit Gebirgsfrost, ihrem Schwert, das die Valar gefertigt hatten.

Ihr Anführer riss sie abrupt aus dem Tagträumen. „Kommt", ordnete er an.

Thorin ging mit schnellen Schritten die Treppe hinauf, die auf die Oberseite des neu geschaffenen Wallis führte. Dwalin und seine Neffen folgten ihm ohne Zögern.

Die anderen versammelten sich unten vor der Felsenwand. Sie sahen nur, wie die Gestalten oben auf etwas zu warten schienen, die Rücken ihnen zugewandt. Eine gespenstische Stille breite sich aus. Zum ersten Mal hingen die geschliffenen Klingen an ihrer Seite.

Auf einmal bemerkte die junge Frau das geheimnisvolle Etwas: Hufschläge, die beständig näher kamen. Ein einsamer Reiter aus Thal. Bard, der Drachentöter. Ihr fiel wieder ein, worum es in dieser Sequenz ging.

Dann hielt das Klappern an.

„Seid gegrüßt, Thorin, Sohn von Thráin. Dass Ihr noch am Leben seid, wagten wir nicht zu hoffen." Die laute Stimme des Bootsmann schallte auch in die Halle hinter der Mauer, wo der Rest der Gemeinschaft regungslos ausharrte.

Thorin antwortete harsch: „Warum kommt Ihr in Kriegsrüstung an das Tor des Königs unter dem Berge?"

„Warum verschanzt sich der König unter den Berge wie ein Räuber in seiner Höhle?", rief Bard zurück.

„Vielleicht, weil ich erwarte, beraubt zu werden", entgegnete der Zwergenkönig.

Der Mensch hatte die Diplomatie immer noch nicht aufgegeben. „Mein Herr! Um Euch zu berauben, sind wir nicht hier. Nur um einer gerechten Einigung willen. Wollt Ihr nicht mit mir sprechen?"

Die Antwort bekamen die Zwerge nicht zu hören. Thorin und seine drei Begleiter liefen die Stufen wieder hinab. Dann sagte der schwarzhaarige Zwerg etwas auf Khuzdul zu Glóin. Der nickte, verschwand sofort aus ihrer Sichtweite.

Betont langsam schritt der König unter dem Berge zu einem Loch in der Mauer, durch das sich die beiden unterhalten konnten. Es war deutlich zu erkennen, dass der Mann auf der anderen Seite ungeduldig wartete.

„Ich höre", flüsterte der Zwerg. Linda musste sich anstrengen, die Sätze zu verstehen.

„Im Namen der Bürger der Seestadt ersuche ich Euch, Euer Wort zu halten. Einen Anteil am Schatz, damit sie ihr Leben neu aufbauen können", sprach Bard langsam. Er legte all seine Hoffnung in diesen Versuch der Unterredung und des friedlichen Verhandelns.

Mit eingefrorener Miene verfolgten die restlichen Gemeinschaftsmitglieder ihren König. „Ich werde mit niemandem verhandeln, solange ein Heer in Waffen von meinem Tor steht." Thorin redete kaum lauter als zuvor.

Bard verlieh seiner Stimme ernst Nachdruck: „Dieses Heer in Waffen wird den Berg angreifen, wenn wir uns nicht einig werden."

„Eure Drohungen beeindrucken mich nicht."

Tochter der Menschen - Hobbit-FFDonde viven las historias. Descúbrelo ahora