21. Kapitel

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„Wie war das?", fragte der Troll, welcher Bilbo hielt, verächtlich.

Der Krieger - ja, der junge Zwerg sah gerade durchaus angsteinflößend aus (für Linda, für die Ungeheuer eher weniger) - fuchtelte noch ein wenig mit seinem Schwert herum und wiederholte dann bestimmt: „Ich sagte, lass ihn runter!"

Tief aus der Kehle des Monstrums ertönte ein bedrohliches Knurren und er schleuderte den Meisterdieb in Richtung Kíli.

Spätestens jetzt war Linda über ihre Entscheidung, sich zu verstecken, froh, denn der Braunhaarige hatte die Trolle noch mehr gereizt. Sie wollte in diesem Moment nicht mit ihrem Kameraden tauschen.

Zornig waren aber auch die Zwerge, die jetzt geführt von Thorin aus dem Gebüsch stürzten, während Kíli Bilbo mehr oder weniger freiwillig eine sanfte Landung ermöglichte.

Bei dem folgenden Kampf konnte Linda nicht alles bemerken, was zu sehen war, denn es ging viel zu schnell. Betrachtete sie die eine Hälfte beim Herumwirbeln, hatte die andere in derselben Zeit Waffen und Positionen zurückgetauscht. Die Gemeinschaft kämpfte mit brutaler Effizienz und mit tausendfach geprobten Abläufen, ohne jegliche sichtbare Absprache.

Der älteste Zwerg schlug den ersten Trollarm, der ihm entgegengestreckt wurde, mit seinem Schwert zur Seite, wenngleich seine Schneide nicht die durch die dicke Haut des Kolosses drang, lediglich daran abprallte. Glóin nahm sich sofort mit seiner Axt dieses Ungeheuers an, während Thorin weiterrannte und gemeinsam mit Nori und Dori einen weiteren Troll attackierte.

Der Grauhaarige hatte zum Kämpfen nur einen Kampfstock, wie Linda ihn taufte. Zu Hause hatte sie doch ein Fanart gesehen, wozufolge das Gerät von Óin oder Nori geborgt sein musste. Nori wurde gerade über den Kessel geworfen, er schrie kurz, stürzte sich aber dann sofort wieder ins Getümmel.

Der Blick des Mädchens fiel auf Dwalin. Sicher hatte er bei diesem Kampf gegenüber seinen Kameraden einen Vorteil, weil seine Größe und seine enorme Kraft gegen die gewaltigen Trolle gut einsetzbar waren. Er hämmerte eine Waffe mehrmals gegen ein Trollbein, das ein wenig nachgab beziehungsweise zurückwich.

Da war auch Thorin wieder: Er tat es seinem Verwandten gleich und erreichte mit seiner Schwertattacke ein Aufkreischen des Monstrums, das er gerade bearbeitete.

Und Bombur kämpfte mit einer Suppenkelle? Linda grinste. Eindeutig. Er war aber nicht weniger gefährlich als sein Bruder, den sie ebenfalls entdeckte.

„Holt die Säcke, steckt sie in die Säcke!", schrie ein Troll. Jap, das konnte etwas schwieriger werden, kommentierte sie trocken. Sie wechselte ihre Haltung ein wenig. Der Muskelkater machte sich mit fortschreitender Zeit immer mehr bemerkbar, dennoch würde sie noch länger regungslos hier ausharren müssen.

Glóin und Balin kämpften Seite an Seite - besser gesagt, sie bekämpften für einen Moment dasselbe Monstrum. So schnell wie die Zwerge ihre Lokation wechselten, konnte Linda gar nicht schauen. Alles irgendwie abgesprochen, alles bestimmt irgendwann schon mal geprobt und alles ohne Fehler, sie beschützten sich gegenseitig und keiner der kleineren Kämpfer war lange in der Gewalt der Bergtrolle.

Kíli rannte quer über den Ort des Geschehens, zuerst schlug er auf den Arm des ersten Trolls ein, dann rutschte er unter dem zweiten durch und stand sofort wieder. Er erwartete das sich aufrappelnde Monstrum schon mit seinem Schwert und auch Glóin benutzte seine Waffe gegen ihren Feind (was auch eigentlich logisch war - sonst wäre er sehr schnell nur noch Brei). Die beiden schienen ihren Gegner empfindlich getroffen zu haben, da erneut ein Aufschrei auf Seiten der Trolle zu hören war.

Die Schwarzhaarige verfolgte alles höchst fasziniert neben einem Baum stehend, hinter dem sie sich bis zu Kílis Erscheinen vorhin verborgen hatte. Jetzt konnte sie nämlich zusehen, ohne Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden, weil die Trolle gerade eine sehr gute Beschäftigung hatten.

Sie wandte ihren Blick von den Kämpfenden ab und sah sich nach erneut nach einem guten Versteck um. Neben einem Baum stehend konnte sie wahrscheinlich nicht ewig verborgen bleiben. Also huschte Linda leise ein paar Meter weiter in einen Busch.

Ein bequemer Platz war das definitiv nicht, ihre Muskelschmerzen meldeten sich wieder, jedoch sah sie alles und - das Zweitwichtigste - sie war gut versteckt. Die Blätter, die in ihr Sichtfeld hineinragten, konnte sie ignorieren.

Die junge Frau entdeckte Nori, der von einem Troll in den Nachthimmel gehoben wurde und sicherlich gleich an der massiven Faust des Giganten zerschellen würde. Auch Ori hatte die Situation gesehen und rettete seinen Bruder mutig mithilfe seiner Steinschleuder. Erleichtert atmete das Mädchen auf, denn ja, obwohl sie den Filmablauf kannte und es genau nach diesem lief, sorgte sie sich um alle ihre Kameraden.

Mit einer eleganten Flugrolle beförderte Dwalin sich kurz aus der Gefahrenzone, oder nein, er half Thorin, der wiederum einem weiteren Zwerg half, welcher gerade in den Fängen eines Trolls war. Entschlossen hieb der Durinssohn in den Arm des Kolosses und (vermutlich) Ori war frei. Beide erfahrenen Krieger stellten sich sofort wieder gegen die massige Gestalt.

Ein roher Schrei ertönte, denn Dori hatte sich seine Größe zunutze gemacht, durch die er wie jeder der Zwerge an... bestimmte Stellen besser herankamen. Zu Fall gebracht verlor das Ungetüm durch einen gezielten Axthieb von Dwalin einige Zähne. Der hünenhafte Zwerg machte sich sogleich daran, den nächsten Troll anzugreifen.

Anerkennend nickte Linda ihm in ihrem Versteck zu. Wow, wirklich. Wow! Sie war so gefesselt von dem Kampf, dass sie es noch gar nicht - zumindest symbolisch - gewürdigt hatte. Es war einfach unfassbar toll. Viel besser als im Kino, auch wenn die Musik fehlte.

Die Zwerge hatten die Situation komplett unter Kontrolle. Nun, fast. Ein unberechenbarer Faktor in diesem Spiel war Bilbo - und zwar sowohl für Thorin und Co. als auch für die Bergtrolle. Der Hobbit entließ gerade die Ponys in die Freiheit, begleitet wurde das Ganze von lautem Gewieher.

Wahrscheinlich sagten sie jetzt höflich „Danke sehr!" zu ihrem Befreier, überlegte das Mädchen, doch brachte es den Meisterdieb in eine prekäre Situation. Das Wiehern hatte einen Troll auf den Halbling aufmerksam machen lassen. Auch die Ungeheuer konnten sich mehr oder weniger lautlos verständigen, und jetzt hatten sie ein Ziel.

Ein Monstrum, das Ori in den Fängen hatte, wurde von Fíli so angegriffen, dass der bemitleidenswerte Zwerg aus der Hand des Trolls einmal quer über den Ort des Geschehens vor Balins Füße fiel. Autsch!

Sofort half Dori seinem Bruder hoch, doch der andere weißhaarige Zwerg hatte etwas entdeckt. Nicht nur Balin, auch Thorin, Dwalin, Glóin, Kíli hatten ein... größeres Problem identifiziert.

„Bilbo!"

Der Meisterdieb wurde emporgehalten, eine Hand an jedem seiner Gliedmaßen. Die Trolle hatten den Halbling gefangen.

1039 Wörter, 08.09.2020

Tochter der Menschen - Hobbit-FFDonde viven las historias. Descúbrelo ahora