Kapitel 7 - Identität

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"Er hat also wieder zugeschlagen?", Fragte Lou-Lou atemlos, als Harry eine Woche später tatsächlich am Freitag Abend hinter der Theke auftauchte, sich einfach die Hand vom tanzenden Lou-Lou griff und ihn mit in das Büro zog.

Zaynie und sein muskulöser Typ waren auch wieder da. Diesesmal war Zaynie aber zwischen dessen Beinen beschäftigt. Erfreulicherweise ohne weißes Pulver.
"Sorry Leute...", Murmelte Harry.
"Macht ihr wirklich büromäßiges? Weil sonst..  also die Separees..."
"Das sagst du uns?", Fragte Harry belustigt, woraufhin Zaynie ihm spaßhaft gegen den Oberarm schlug und seinen Kerl mit zog.

"Ja. Hat er.", Wandte er sich ernst Lou-Lou zu, sobald die Tür hinter den beiden beim Fellatio Gestörten zu fiel.

"Wo?", Fragte Lou-Lou und setzte sich. Heute trug er blaues Kleid. Passend zu seinen Augen. Es war etwas kürzer als sonst. Wieder mit sehr tiefem Rückenausschnitt und Spitze. Diesesmal mit Kopfband.

"Birmingham."
"Er kommt näher."
"Ja."
Lou-Lou schwieg.

"Er hat... Etwas anders gemacht."
"Was denn?"
"Er hat den Armen Kerl an einem öffentlichen Platz zur Schau gestellt. Auf einem Kirchplatz. In Kreuzform. In einem billigen Brautkleid."
Lou-Lou schüttelte es.

"Es wird vermutet, dass er mit den Leuten im Grunde übt... Dass es ihm um wen Bestimmtes geht."
"Aber ihr findet keinen Zusammenhang zwischen den Opfern, außer den Kleidungsstil?"
"Ja."
"Ist es was religiöses? Wegen dem Kirchplatz, meine ich."
"Könnte sein. Vielleicht nähert er sich seinem gewünschten Szenario an, wenn die Leute bisher denn wirklich alle nur Stellvertreter waren..."
"Du bist nervös.", Murmelte Lou-Lou.
"Mir wäre es wirklich lieber, du würdes vorerst aufhören."
"Womit?"
"Dem Verkleiden."
"Dem Ver- spinnst du?! Das hier. Das bin ich. Würde ich plötzlich so einen Krams tragen wie du, wäre das eine Verkleidung."
"Ich will nicht, dass du der Nächste bist."
"Dann sollten du und deine Kollegen uns gefälligst beschützen.", Zischte Lou-Lou sauer.
"Ob du es glaubst oder nicht, aber das versuchen wir."
"Ach echt?! Wenn ihr euren Job gut macht, sollten wir doch relativ sicher sein."
"Wir können nicht überall sein. Komm schon, Lou. Nur wenn du privat raus gehst. Ich glaub nicht, dass er was versucht, wenn ihr alle zusammen hier seid. Aber bitte pass auf, wenn du allein herum läufst. Oder zieh halt eine Hose und ein Shirt an. Davon stribt immerhin keiner."
"Für dich ist das alles hier echt nur eine Verkleidung oder?", Schnaubte Lou-Lou sauer.
"Was sonst? Soweit ich verstanden habe, strebst du nicht danach, eine echte Frau zu sein. Du willst keine Muschi. Du trägst nur die Klamotten. Du könntest dich auch einfach normal anziehen."
Lou-Lou sank in seinem Stuhl zusammen.
"Du bist so... Respektlos..."
"Das ist nicht respektlos, sondern vernünftig."
"Geh."
"Lou, ich meine es ernst. Besitzt du keine normale Kleidung? Ich bringe dir was."
"ICH TRAGE NORMALE KLEIDUNG! UND JETZT VERPISS DICH!", Schnauzte Lou-Lou, kippte Harry kalten Kaffee über und verschwand aus dem Büro.

Harry wischte sich den Kaffee aus den Augen. Er wollte Lou-Lou nichts böses. Aber die Vorstellung, dass Harry einen Tatort betreten müsste, an dem sie ihn finden würden drehte ihm den Magen um.

Er trat schließlich den Heimweg an. Lou-Lou tanzte nicht mehr auf der Theke. Keine Ahnung, wo der abgeblieben war.

"Wir gehen heute Abend aus.", Bestimmte er am Samstag Nachmittag.
"Oh cool. Wohin?", Fragte Niall begeistert.
"Ins Queerys."
"Oh?"
"Ich muss mich entschuldigen."
"Welche Blumen?"
"Hat er nicht gesagt."
"Woher weißt du dann, was du besorgen musst?"
"Ich frag ihn gleich. Komm. Wir fahren hin."

Zaynie war im Queerys. Lou-Lou war nicht zu sehen.
"Uh, hi Süßer. Lou-Lou ist nicht da."
"Mist, wo ist er?"
"Ich weiß nicht? Sagt er seinem Daddy etwa nicht Bescheid, wohin er so entschwindet?"
"Nein.. ich sollte ihn wohl besser erziehen."
"Das solltest du wohl. Soll ich was ausrichten?"
"Ich hab gestern Mist gebaut."
"Ich weiß."
"Woher?"
"Ich kenne Lou-Lou schon ein bisschen länger, Schätzchen. Außerdem war Kaffee auf dem Boden. Wenn Lou-Lou Leute aufregen, gießt er sie. Wie seine Blumen."
"Ich rege ihn oft auf..."
"Ich weiß."
"Also eigentlich habe ich nichts falsch gemacht. Ich wollte nur, dass er vorsichtig ist... Wegen diesem Mörder... Du weißt schon...", Murmelte Harry. Er durfte sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber wenn Zaynie die anderen gut warnte, war das vielleicht ein guter Weg.

"Weißt du da mehr?"
"Nur aus den Zeitungen.. aber ich mache mir halt Sorgen."
"Hm... Ich komme gleich wieder.", Sprach Zaynie, drückte Harry und Niall eine Flasche Bier in die Hand und verschwand irgendwo nach hinten.

"Du denkst, wir sollten uns alle an die heteronormative Gesellschaft anpassen? Zu unserem Schutz?", Fragte Zaynie mit hochgezogenen Augenbrauen, als er kurz darauf zurück kam.
"Ihr wärt nicht so gefährdet..."
"Weißt du... Nicht das schwarze Schaf ist anders. Sondern die weißen sind alle gleich."
"Aber wenn der Wolf nur schwarze Schafe fressen mag, sind die eben gefährdeter."
"Dann muss eben der Wolf bekämpft werden. Du kannst nicht die Schafe alle weiß malen. Sonst nimmt der Wolf als nächstes leicht graue Schafe, oder nur die mit Wackelohren oder so. Du kannst sie nicht anmalen. Weil sie eben eine andere Farbe haben. Was ist mit gelben Schafen? Roten? Grünen? Sollen sie sich alle im Zweifel weiß anmalen? Die Welt sollte bunt sein dürfen. Die Schafe die bunt sind, sind es für die ganze Herde. Es gibt schon genug, die sich einen weißen Pelz übergezogen haben. Weil sie Angst haben zu zeigen, welche Farbe sie wirklich haben..."
"Das stimmt... Ich meinte das ja auch nicht grundsätzlich, sondern wegen dem Verrückten. Ich würde, wenn es meine Haut retten könnte auf... Keine Ahnung... Blaue Hosen verzichten."
"Weil es für dich nur Kleidung ist. Für dich ist es kein Zeichen deiner Selbstbestimmung, deiner Identität. Kein Zeichen, dass du du selbst sein kannst, egal was andere sagen. Es ist für dich kein Lebensgefühl. Du hast keine unserer Geschichten selbst erlebt, Süßer. Urteile nicht, wenn du nicht weißt, was dahinter steht."
"Dann würdest du lieber in Frauenkleidung sterben, als eine Weile darauf zu verzichten?"
"Ja. Weil ich, als ich sterben würde. Ich habe mich in meinem Leben schon oft genug für Leute verbogen. Mal abgesehen davon baut er vorher doch Kontakt auf. Ich meide aktuell neue Kontakte und gehe mit niemanden allein weg."
"Kannst du Lou-Lou doch was ausrichten?"
"Klar. Was denn?"
"Dass es mir wirklich Leid tut?"
"Eine Orchidee.", Grinste Zayn und Harry nickte.

Hui, da kriegen wir von Zaynie auch Mal etwas mehr mit. Ich hoffe, das Kapitel gefiel.
Bis morgen.
Viele Grüße ^_^

Lou-LouDonde viven las historias. Descúbrelo ahora