Kapitel 15 - Funkstille

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"Wenn du dich dafür bezahlen lässt, scheint es nicht sehr privat.", Brummte Harry.
"Wenn es Leute gibt, die mich dafür bezahlen, muss ich wohl gut sein.", Knurrte Lou-Lou sauer.
"Hast ja dann wohl auch eine ganze Menge Erfahrung."
"Willst du mir irgendwas sagen?!"
"Eher etwas fragen."
"Ach und was? Willst du mich bezahlen?"
"Nein, ich will wissen, warum du das machst. Finanzielle Nöte hast du nicht."
"Schön für dich, dass du das wissen willst..."
"Antworte."
"Nein."
"Wieso nicht?"
"Weil's dich nichts angeht."
"Natürlich geht es mich was an. Du machst die Beine breit für solche Typen wie hot Luke."
Lou-Lou sagte nichts mehr und sah nur auf seine Hände, die sich in den hellblauen Stoff seines Kleides krallten.

"Wie viel nimmst du eigentlich?", Fragte Harry dann. Irgendwie war er sauer und in Rage und wusste selbst nicht so ganz, warum eigentlich.

Im nächsten Moment fühlte sich sein Gesicht und sein Oberkörper kalt, klebrig und vor allem nass an.

"Verdammt! Lou!", Schrie Harry und betrachtete sein nun leeres Glas in Lou-Lous Hand.

"Raus. Lern Benehmen. Dann kannst du wieder kommen.", Zischte Lou-Lou und verabschiedete sich mit einer Umarmung und ein paar netten Wörtern von Niall, während er Harry ignorierte.

"Biest...", Grummelte Harry, der versuchte sich trocken zu putzen.

"Arschloch.", Kams nur von hinter der Tür zurück.
Niall sah ihnen einfach zu. Sie waren wirklich besonders zusammen.

-

"Sieht der Kaktus wirklich aus wie ein Noppendildo?", Fragte Harry gedankenverloren, als sie am nächsten Morgen auf der Wache saßen.
Niall legte den Kopf schief.

"Äh..  jetzt wo du es sagst..."
"Na super..."
"Vielleicht könntest du Mal mit Lou-Lou zusammen in einem Blumenladen... Oder eine Baumschule..."
"Haha..."
"Weißt du schon, was du besorgen musst?"
"Nein und ich kaufe auch nichts. Ich habe ihm eine ganz normale Frage gestellt."
"Äh..."
"Ja, okay... Ich hätte es vielleicht anders formulieren können..."
"Äh..."
"Lass das, Niall."
"Okay."
"Du hast Recht..."

Eine Woche lang saßen sie, Nialls Gefühl nach, nur an ihren Schreibtischen herum. Es gab natürlich genug zu tun, aber es war eben nicht das Gleiche, wie ein Einsatz oder zumindest Zuhören, wenn Lou-Lou und Harry herum zankten. Letzterer hatte sich aber noch immer nicht entschuldigt und entsprechend würde Ersterer sie kaum freudestrahlend Willkommen heißen.

Aber dann, nach der einen Woche, schlug die Bombe ein. Ein neuer Leichenfund. In Southend-on-Sea in Essex. Direkt am Sandstrand war die Leiche abgelegt worden. Um sie herum lagen Blumen und Schilf.
Diesesmal aber hatte der vermeintliche Täter einen Fehler gemacht. Direkt auf dem Strand-Parkplatz war ein Auto abgestellt worden. Gestohlen. Vermutlich das Fahrzeug, in dem die Leiche transportiert worden war. Im Auto aber fanden sich einige Sachen, die nun von der Spurensicherung gesichert wurden. Harry und Niall würden sich mit ihren Kollegen gedulden müssen, bis es in der Hinsicht Neuigkeiten gäbe.

"Der Täter ist vermutlich zu Fuß geflogen, weil er nicht mehr zum Auto zurück konnte. Eine Früh-Walking Gruppe hatte sich auf dem Parkplatz getroffen. Er hat wohl Schiss gekriegt, dass man ihn sieht.", Erklärte Harry Niall gerade.
"Die Walking-Leute haben dann die Polizei gerufen?"
"Ja genau. Sie sind hier den Weg entlang zum Stand gegangen und sind dann am Ufer her bis zum Fundort gegangen. Sie setzten den Notruf ab. Aber sie haben keine andere Person gesehen.", Erklärte Harry, während er auf entsprechende Bilder deutete.

"Er könnte ja auch weiter gerade aus gegangen sein um dann aus der anderen Richtung von der Stadt her wieder zum Parkplatz zu gehen."
"Schon möglich."

Sie saßen ein bisschen da wie auf heißen Kohlen. Was würden die Auswertungen der Forensik und der Spurensicherung ergeben? Der Täter näherte sich London immer weiter. Der neue Fundort lag nur rund 1,5 Stunden von London entfernt.

"Styles, Horan! In mein Büro!", Knurrte der Vorgesetzte Preskot und verschwand direkt wieder in seinen Katakomben.
Niall wurde zappelig. Was es wohl Neues gab?

Sie setzten sich direkt vor den Schreibtisch ihres Chefs auf die stylischen, aber leider völlig unbequemen Sessel.

"Unser neues Opfer ist James Ferdige. 25 Jahre alt. Er kommt aus London und war dort draußen, um ein paar Tage abzuschalten."
"Irgendwelche-"
"Nein. Wie bei den anderen. Er scheint ihn zufällig ausgewählt zu haben. Der Fundort ist wie immer nicht der Tatort."
"Die Blumen um ihn herum?"
"Schilf, Schleierkraut, Rosen und Efeu. Das Schilf ist am Meer naheliegend. Die anderen Sachen zusammen würden einen klassischen Brautstrauß ergeben."
"Erst die Kirche und das Kleid, jetzt der Strauß?", Fragte Harry.
"Sieht so aus. Auch das neue Opfer trug ein Brautkleid. Etwas hochwertiger. Aber nicht gerade High End."
"Also Hochzeiten scheinen ihn zu inspirieren...."
"Scheint so.. "
"Kommen wir über die Blumen an ihn Ran?"
"Möglich. Die Kollegen sind dran."
"Deswegen hast du uns nicht zu dir hier rein gebeten.", Murmelte Harry plötzlich unwohl.
"Das ist richtig... In dem sichergestellten Wagen wurde die Leiche transportiert. Alles in dem Auto wurde analysiert.", Erklärte Preskot und sah sehr nachdenklich dabei aus.

"Die folgenden Informationen müssen unter uns bleiben. Wieso ist der Typ nicht wieder zum Auto gegangen? Er konnte nicht davon ausgehen, dass die Kollegen so schnell da sind..."
"Du meinst, er hat Insiderinfos?"
"Es ist nicht auszuschließen. Bis das geklärt ist, behandeln wir zumindest diesen Teil des Falls streng vertraulich.", Erklärte Preskot und sah Harry tief in die Augen.

Dem wurde irgendwie schlecht. Wieso sprach Preskot so... Sanft mit ihm? Das war sonst auch nicht dessen Art. Harry empfand ihn als strengen, aber gerechten Chef. Er war für seine Mitarbeiter da, wahrte aber immer eine gewisse Distanz und war sich seiner Position durchaus bewusst. Trotzdem: Harry kam mit ihm gut klar. Aber so... Vorsichtig..  hatte er den anderen noch nie erlebt.

"Es geht darum, was noch im Auto gefunden wurde..."
"Was da wäre?"
"Fotos. Der Täter hat eine Person beschattet. Wir wissen nicht, ob es sich dabei nur um sein nächstes, oder sein finales Opfer handelt."
Harry wollte sich übergeben. Es gab eine sehr konkrete Befürchtung in seinem Kopf.

"Die Kollegen haben die Bilder eben geschickt. Ich habe ihnen bereits rückgemeldet, dass wir die Person kennen. Und die Fotos gedeckelt. Nur eine Hand voll Leute dürfte sie gesehen haben.", Erklärte Preskot und schob 15 Fotos über den Tisch. Teils aus der Ferne aufgenommen und teils sehr sehr nah.

"Lou.", Hauchte Harry.

Bam Bam Bam Bammm.
Huch. Ja und nun? Ideen?
Bis dann.
Viele Grüße ^_^

Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt