Kapitel 21- Bewusste Entscheidung

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Sie hatten auf dem Sofa gesessen und Fern gesehen und irgendwann war Lou-Lou eingeschlafen. Harry besah ihn sich ganz genau, denn er faszinierte ihn. Er glaubte, noch nie eine so vielschichtige Person vor sich gehabt zu haben. Lou-Lou konnte witzig sein und albern aber es wirkte, als würde er sich diese Eindrücke anziehen. Wie seine Kleidung. Als wüsste er genau, was er gerade tragen wollte. Den glücklichen Lou, oder den Nachdenklichen, oder den Albernen oder oder oder.
Lou-Lou hatte davon gesprochen, dass er nicht schüchterne und ängstlich wäre. Aber doch sah Harry auch diese Seite. Als er ihn in der Bar hatte singen hören. Klar, da hatte er kokettiert. Aber es war mehr. Lou-Lou weckte auch in Harry einen unglaublichen Beschützerinstinkt. Wie offensichtlich bei Luke auch. Und selbst wenn er vielleicht nicht so wirken wollte, so wirkte er eben doch schutzbedürftig. Unabhängig von dem herumlaufenden Mörder. Machte das die Kleidung? Nein. Zaynie wirkte nicht so schutzbedürftig. Aber was machte den Unterschied?

Schließlich stupste Harry seinen Gast an.
"Hnh?"
"Komm mit hoch. Auf dem Sofa schlafen ist nicht so bequem."
"Besser als im Sitzen oder Stehen... Das reimt sich ein bisschen..."
"Jaja. Komm einfach mit."
"Trag mich."
"Was?"
"Ich will nicht laufen."
"Lou-"
"Du willst nicht diskutieren. Mach's dir einfach und trag mich."
"Bitte...", Schnaubte Harry genervt und hob Lou-Lou hoch.

"In dein Zimmer.", Meckerte der, als Harry sich der Tür zum Gästezimmer zuwandte.
"Was?"
"Mein Schnuffelkissen ist bei dir. Ich schlafe da, wo mein Kissen ist."
"Du bist ganz schön dreist."
"Sagt der, der sich bei mir einfach Frühstück gemacht und an Getränken bedient hat."
"Du hast mir nie was angeboten."
"Wozu auch? Machst es doch selbst."
"Wieso bist du nie leise?"
"Harvey Milk hat gesagt, dass Hoffnung nie leise sein wird."
"Und du bist Hoffnung?"
"Jeder sollte das sein."
"Harvey Milk?"
"Oh ja, ich bin ein Fan von ihm. Es braucht keine Kompromisse um Menschen ihre Rechte zu geben. Es braucht kein Geld, um das Individuum zu respektieren. Es braucht keine Umfrage, um Unterdrückung zu beseitigen."
"Klingt toll."
"Ja, es müssen nur mehr Leute verstehen und anwenden."
"Lou, es ist Nachts um zwei... Wie kannst du über sowas jetzt debattieren?"
"Man muss immer darüber debattieren können..."
"Ja, aber doch nicht mit mir.", Murmelte Harry und legte Lou-Lou auf dem Bett ab.
"Doch."
"Warum?"
"Weil du es auch noch nicht so ganz verstanden hast."
"Meinst du, ja?"
"Ja, meine ich."
"Okay. Ich meine jetzt: Gute Nacht.", Brummte Harry und legte sich auf seine Seite.

Eine Weile schwiegen sie.

"Lou?"
"Hm?"
"Ich bin nicht homophob..."
"Wieso hast du dann das Bedürfnis dich zu rechtfertigen?"
"Äh...."
"Niemand sucht sich aus, in welches Land er geboren wird, oder mit welcher Hautfarbe oder mit welcher sexuellen Orientierung oder sonst was. Aber Leute entscheiden sich Arschlöcher zu sein..."
"Vielleicht ist es oft auch einfach Unwissenheit?"
"Es ist Liebe. Was soll ich da erklären? Es ist kein Dreisatz."
"Manche Männer haben vielleicht nur Angst von anderen Männern angegraben zu werden?"
"Also haben sie Angst, dass sich ein Mann ihnen gegenüber so verhält, wie sich solche Typen, zumindest teils, Frauen gegenüber verhalten?"
"Äh..."
"Ja... Das Argument höre ich dann häufiger.", Murrte Lou-Lou und stand auf.
"Vielleicht wollen sie einfach nicht, dass ihnen ein Mann auf die Pelle rückt."

"Wo willst du hin?"
"In mein Zimmer."
"Warum?"
"Weil ich allein sein will.", Zischte Lou-Lou und verschwand. Mit seinem Kissen. Harry folgte ihm nicht. Zu zweit wäre man schließlich weniger allein.

-

Am nächsten Mittag kam Lou-Lou runter. Mit neuem Schal.
"Ich muss mir neue Wolle bestellen. Welche Hausnummer ist das?", Fragte Lou-Lou und blickte erst dann auf.

"Oh guten Morgen, Niall. Na, wie geht's?"
"Hi Lou-Lou. Gut und selbst?"
"Ach ja, kann nicht klagen. Magst du auch einen Tee?"
"Oh ja, gern.", Lächelte Niall und Lou-Lou nickte freundlich und verschwand in der Küche.

Harry haute Niall eine Zeitung gegen den  Hinterkopf und sah ihn böse an.
"Was denn?", Fragte der und musste doch grinsen.
"Lou-Lou?", Rief Harry.
"Was?!"
"Es tut mir leid. Welche Blume?"

"Das war die beschissenste Entschuldigung, die ich jeh gehört habe. Und ich habe mit meinen Eltern zwanzig Jahre unter einem Dach gelebt.", Brummte Niall missmutig, nachdem Lou-Lou nicht Mal geantwortet hatte.
"Ich kann da Grad nicht hin...", Murmelte Harry und nickte zur Küche.
"Wieso?"
"Er hat den Wasserkocher..."
Niall kicherte.

Schließlich kam Lou-Lou und stellte vor beiden Polizisten je eine Tasse ab. Aber nur Nialls dampfte.

"Okay... Wieso bringst du mir eine leere Tasse?", Fragte Harry nach einem Blick hinein.
"Das sagt deutlicher Arschloch, als wenn ich nichts mitgebracht hätte.", Meinte Lou-Lou achselzuckend.

"Es tut mir leid."
"Was denn genau?"
"Weswegen du sauer bist."
"Und warum bin ich sauer?"
"Oh man, ich kann die Diskussion im Leben nicht gewinnen..."
"Nein, kannste nicht.", Kams nur resigniert von Lou-Lou und er verschwand wieder in der Küche.

"Ich weiß es echt nicht. Wir haben gesprochen. Mitten in der Nacht. Ich hab viel gesagt."
"Vielleicht war auch das ein Problem, was du nicht gesagt hast?"
"Äh?"
"Naja... Wörter die nicht gesagt werden sind oft schlimmer, als die, die man sagt."
"Wo hast du das denn her?"
"Stand heute morgen in meinem Horoskop.", Meinte Niall achselzuckend.

Harry stand einen Augenblick später auf und ging in die Küche. Niall lehnte sich entspannt zurück.

"Lou, es tut mir leid. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass mich deine sexuelle Orientierung stört?"
Lou-Lou drehte sich nicht zu Harry herum.

"Es hat was mit dem auf die Pelle rücken zu tun, oder?"
"Hurei! 100 Gummipunkte!"
"Aber was denn?"
"Weißt du, ich habe früher Fußball gespielt. Im Verein. Nach dem Training ging man duschen. Alle nackt. Einige propellern da herum, andere hauen sich gegenseitig auf den nackten Arsch, gern auch mit einem feuchten Handtuch und wieder andere machen Schwanzvergleich, furzen und all so was. So. Und dann habe ich mich geoutet. Und plötzlich war ich ekelig, weil ich sie anpacken könnte. Ich bin aus dem Verein geflogen. Ich war plötzlich eine Tucke und die können ja kein Fußball spielen und ich könnte andere anschwulen. Wie schon gesagt: es ist eine Entscheidung ein Arschloch zu sein. Und zu suggerieren, dass jemand, weil er schwul ist, gleich jedem Mann am Arsch hängt: sowas ist Arschloch sein."
"Okay. Du hast gewonnen und Recht. Das ist scheiße. Ich... Wollte dich nicht aus meinem Bett vertreiben."
"Wäre ja auch reichlich frech. Du hast in meinem schließlich auch schon geschlafen.", Grinste Louis und ging zu Niall mit Keksen. Harry wusste gar nicht, dass er die noch hatte. Er folgte Lou-Lou.

"Es tut mir Leid. Was willst du?"
"Eine Teichrose."
"Aber du hast keinen - Natürlich.", Sprach Harry das letzte Wort ersticht, weil Niall ihn getreten hatte. Louis lächelte und trank seinen Tee.

Na? Braucht noch wer eine Teichrose? 😅
Was meint ihr denn jetzt so?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Lou-LouTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang