Kapitel 32 - Vergangenheit

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Lou saß vor dem Bettende und lehnte mit dem Rücken an diesem. Er hatte seine Ellbogen auf seinen Knien aufgestützt und den Kopf dazwischen sinken gelassen.
Harry war um die Ecke verschwunden, wo sich offenbar in einer Nische eine Küchenzeile befand. Zumindest klang es gewaltig nach Gläsern und so einem Kram.

Harry füllte eine Karaffe mit Leitungswasser. Ewig könnten sie ohne Vorräte hier nicht bleiben. Spätestens morgen würden sie entweder nach London fahren oder er würde zumindest Mal einkaufen müssen. So hatten sie nur zwei Dosen gebackene Bohnen. Aber besser als nichts.

Harry musste seine Nerven beruhigen. Er konnte sich denken, wie fürchterlich für Lou-Lou die Situation war. Was hatte Zayn gemeint? Lou-Lou hasste es eingesperrt zu sein und wie viel er bei ihm gestrickt hatte? Nun, es waren vier Schals und eine Mütze gewesen. Als müsse er seine Hände beschäftigen. Und da hatte er ein ganzes Haus zur Verfügung gehabt. Nun lag er an der Kette und hatte nur eine kleine Hütte. Trotzdem würde Harry jetzt nicht nachgeben. Er musste einfach wissen, was los war und sämtliche Antworten steckten ihn dem hübschen Köpfchen dort drüben.

Harry lief nochmal raus und holte ein wenig Feuerholz rein. Dort stand ein ganzer Korb voll. Aber er konnte gerade einfach nicht still sitzen.
Schließlich knallte er die Bohnen auf zwei Teller und knallte diese wiederum auf den Tisch.

"Essen.", Brummte er dazu.
Lou-Lou sah ihn nur an.
"Bohnen.", Kams von Harry.
"Ich mag keine Bohnen."
"Schön. Iss halt nicht."
"Harry, es tut mir Leid."
"Nein. Tut es nicht. Dir tut es leid, dass es jetzt für dich Konsequenzen hat. Würdest du mir andersherum nicht genau das vorwerfen?!", Knurrte Harry.

Lou seufzte einmal tief.
Harry aß seine Bohnen. Dabei war er so energisch, dass er ständig mit dem Löffel über den Teller kratzte, sodass ein äußerst ekeliges Geräusch entstand. Lou-Lou saß noch immer vorm Bett und ertrug das einfach.

"Also.", Sprach Harry und stellte sich einen Stuhl frontal vor Lou, sobald er fertig war.
"Dann fangen wir an.", Entschied er.

Lou hob nur den Kopf und sah ihn an.
"Womit?"
"Damit, dass du mir meine Fragen beantworten wirst."
"Tja dann... Leg los."
"Wo ist Luke?"
"Vermutlich inzwischen in Frankreich."
"Er war also auf der Fähre?"
"Ja."
"Wie?"
"In einem Lkw-Anhänger..."
"Hat er dich freiwillig hier gelassen?"
"Wie man es nimmt..."
"Nein. Ich will vernünftige Antworten. Ja oder nein?"
"Das kann man so nicht beantworten. Er wollte mich mitnehmen.. aber dann.. ging das eben nicht.."
"Wieso nicht?"
Lou-Lou sah leidend zu Harry.

"Muss das sein?", Fragte er dann.
"Ja. Sonst bringe ich dich direkt zur nächsten Wache. Ich will es wissen, Lou. Alles."
Lou-Lou seufzte tief. Zum wie vielten Mal, seit sie beim Anleger wieder aufeinander getroffen waren wohl?

Im nächsten Moment klingelte Harrys Handy. Lou-Lou zuckte zusammen, während Harry einigermaßen genervt das Gespräch entgegen nahm. Mit einem kurzen Blick auf Lou, der wohl soviel heißen sollte wie "wir sind noch nicht fertig", verließ er die Hütte.

Lou-Lou blieb zurück und sah sich um. Er wollte weg. Am Liebsten sofort. Er starrte auf die Kette an seinem Fußgelenk. Eine normale Kette hätte er bestimmt irgendwie abbekommen können. Aber Harry hatte seine Handschellen benutzt. Und die gingen eben nur mit Schlüssel auf. Sie waren zudem natürlich eng genug, dass er sich nicht durchquetschen konnte. Er musste sich etwas einfallen lassen.

In den fast zwanzig Minuten, die Harrys Telefongespräch andauerte, fiel ihm nichts ein. Er hasste es angekettet zu sein. Vielleicht sollte er Harry einfach entgegen kommen und der würde dann die Kette anmachen?

Der Polizist setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
"Also... Wir waren bei Hot Luke."
"Wer war da dran?"
"Das braucht dich nicht zu interessieren."
Lou-Lou wandte den Blick ab.

"Ich... ich habe dich nie angelogen..."
"Ich weiß. Aber du hast wesentliche Infos verschwiegen. Genau wie bei Zaynie. Dass er von Anfang an wusste, dass ich Polizist bin."

"Wir kennen uns seit der Schule. Hatten aber nie wirklich miteinander zu tun."
"Das weiß ich schon."
"Zwei Jahre später... Im Studium... Ich war auf einer Party..."
"Da hast du Luke wiedergetroffen?"
"Kann man so sagen..."
"Was ist passiert?"

Lou-Lou atmete nochmal tief durch. Harry sah ihm an, dass er reden wollte, aber offensichtlich einfach nicht konnte.

"Lou?"
"Hm?"
"Was ist mit der Kette? Mit dem Vergissmeinnicht?"
"Ähm... Sie ist weg..."
"Auf dem Weg zum Wasser hast du sie noch getragen... Warum hast du sie ins Meer geworfen?"
"Um zu vergessen..."
"War sie ein Geschenk?"
"Ja."
"Von Luke?"
"Ja."

Harry nickte langsam und beobachtete die Träne, die an Lous Gesicht herunter lief.

"Du hast gesagt, dass Luke bei dir die Vergangenheit gesucht hat... Aber es war beidseitig, oder?"
"Es wäre sinnlos das zu leugnen, oder?"
"Du bist also in hot Luke verliebt?", Fragte Harry und ihm schoss eine Aussage von Lou durch den Kopf: Frage keine Dinge, deren ehrliche Antwort du nicht akzeptieren kannst.

"Nein... Ich glaubte es einmal gewesen zu sein..."
"Heißt?"
"Luke... Ist... Also ich... Chrm... Als ich ihn wieder traf.. während des Studiums. Er hasste die Kleider und all das. Wollte, dass ich wieder werde wie in der Schule. Dabei war ich doch ich... ich konnte seine Launen oft nicht einschätzen. Aber ich mochte ihn. Trotzdem hatte er eben immer auch mal diese Anfälle..."
"Was für Anfälle?"
"Wut... Er hat mich ein paar Mal verletzt. Hinterher tat es ihm leid. Ohne Ende. Als ich vor ihm zurück zuckte, entschied er, dass es besser wäre sich zu trennen. Damit ich keine Angst vor meinem Partner haben müsste. Bei der Trennung schenkte er mir die Kette mit dem Vergissmeinnicht."
"Deswegen hattest du manchmal Angst vor ihm..."
"Ja. Aber man kann Gefühle nicht aus und an stellen wie eine Lampe."
"Ab wann hast du dich für den Sex mit ihm bezahlen lassen?"
Lou-Lou sah zu Boden.

"Lou, ich will die Wahrheit."
"Nie."
"Was?!"
"Zaynie und ich hatten, bevor das Queerys lief, eine Weile Sex gegen Geld. Das war eine nüchterne Entscheidung und ich stehe dazu. Es hat Spaß gemacht und wir haben gut Geld verdient. Aber danach hast du nie gefragt. Du hast gefragt, wegen Luke. Und von ihm habe ich nie Geld genommen. Er ist ausgerastet, als er es erfahren hat und ich bin im Krankenhaus gelandet."

Harry dachte an das Verhör mit Luke zurück. Wie hatte der noch gesagt? Ihr seht in ihm nur eine verdammte Hure! Aber ich! Ich kenne ihn schon immer!
Und dann fiel es Harry ein: weder Luke noch Louis haben jeh bestätigt, dass Luke ein Kunde war. Er war einfach davon ausgegangen.

Hm... Ich hoffe euch nicht zu langweilen... Naja. Wir sehen uns übermorgen? Da können sie dann weiter quatschen.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Lou-LouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt