Kapitel 5

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Es waren nun einige Wochen vergangen und ich hatte mich gut in Hogwarts eingelebt. Meine Eltern hatten sich für mich gefreut, doch irgendetwas sagte mir, dass ihre Freude einen leicht bitteren Beigeschmack hatte. Ich wusste nur nicht, warum.

Mit der Zeit hatte ich diesen Gedanken jedoch vergessen, da Hogwarts zu viel Ablenkung bot. Ginny und ich waren beste Freundinnen geworden und eigentlich immer unzertrennlich. Manche meinten, wir wären wie Zwillinge. Immer überall zusammen anzufinden und unzertrennlich. Doch äußerlich ähnelten wir uns nicht so. Ginny war etwas größer als ich, im Gegensatz zu ihr hatte ich blond-braune lange, leicht gewellte Haare und azurblaue Augen.

„Meg, machst du jetzt mal hinne?", rief Ginny mir zu. „Wir kommen zu spät!" Sie verdrehte die Augen und schaute mir zu, wie ich durch unseren Schlafsaal hechtete und meine Sachen packte. Ordnung war noch nie ein Teil in meinem Leben gewesen, genauso wie Disziplin. In Kombination war dies tödlich. Weder packte ich abends schon meine Tasche für den nächsten Tag, noch konnte ich mir behalten, wo in dem Chaos meine Sachen genau lagen. So kam ich hin und wieder in erhebliche Zeitprobleme. Gerade morgens.

„Ich warte unten auf dich. Das kann man sich nicht mit ansehen", brummte Ginny und verschwand.

Ich suchte noch drei weitere Minuten nach meinem Aufsatz für Zaubertränke, bis ich ihn endlich unter meinen Joggingklamotten fand. Wie war der denn dahin gekommen?

Eilig stopfte ich ihn in die Tasche und rannte die Treppe hinab. Mal wieder mit zu viel Schwung. Ich geriet auf der vorletzten Stufe ins Straucheln und drohte zu stürzen, als mich zwei Arme auffingen. Sie gehörten zu einem der Zwillinge. Ich konnte sie immer noch nicht auseinanderhalten. 

„Mal ehrlich, wenn das mit dir so weiter geht, sollten wir langsam mal etwas dafür verlangen, dass wir dich immer retten", lachte dieser.

„George", meinte Ginny empört.

„Das könnten wir bei Meg hauptberuflich machen. Dann brauchen wir auch keine Schule mehr", lachte Fred zustimmend.

„Fred!", wandte Ginny sich nun an ihn. Sie nahm mich aus Georges Armen und zog mich mit sich. Am Porträtloch drehte sie sich noch einmal um und warf ihren Brüdern einen bösen Blick zu. „Ihr seid unmöglich!"

Dann gingen wir. Ich versuchte dieses Thema zu meiden. Die Zwillinge waren irgendwie immer dann in meiner Nähe, wenn mir mal wieder ein kleines Missgeschick passierte. Sie hatten mich nun schon so oft vor irgendwelchen Blessuren und Verletzungen bewahrt, dass es Zeit wurde, ihnen etwas Dankbarkeit zu zeigen.


„Was haben wir als nächstes?", fragte ich Ginny, während wir den Klassenraum verließen.

„Verteidigung gegen die dunklen Künste", brummte diese.

Ich stöhnte. „Nicht schon wieder Lockhard."

„Doch."

Er hatte bei uns im Unterricht bisher nichts weiter gemacht als sich selbst zu beweihräuchern. Durch Ron wussten wir auch von dem Wichtel-Fiasko und seitdem gab es nur noch trockene Lektüre. Auch wenn er glaubte, er würde uns Blockbuster erzählen. Wirklich etwas gelernt hatte ich bei ihm noch nicht und so langsam schwante mir, dass ich mal ordentliche Probleme mit diesem Fach bekommen würde.

Ginny und ich verbrachten die Stunde VgddK damit, leise zu spielen. Da ich im London der Muggel groß geworden war und trotz meiner Reinblütigkeit die Muggelschule besucht hatte, kannte ich einige Spiele, die sich perfekt für langweiligen Unterricht eigneten.

Als es zum Mittagessen klingelte, verließen wir beide fluchtartig den Raum.

Am Tisch ließen wir uns auf freie Plätze fallen und ich stöhnte: „Ich ertrag den langsam nicht mehr."

„Wer stört denn bitte die liebreizende Meg so sehr, dass sie sich über ihn beschwert?", fragte Fred, der in unserer Nähe saß. Auch George schaute mich an.

„Die Föhnwelle", sagte ich nur genervt.

Fred und George fingen an zu lachen, während Hermine mir einen vernichtenden Blick zu warf. Eigentlich kam ich mit ihr sehr gut klar, doch bei Lockhard gingen unsere Meinungen ziemlich weit auseinander.

„Wenn man seinem Unterricht folgt, und nicht spielt, dann lernt man sehr wohl etwas", sagte Hermine streng.

„Hermine, was soll ich bei ihm lernen? Wie man anderen Märchen erzählt?", schoss ich zurück.

„Professor Lockhard ist so ein unglaublich begabter Zauberer!", empörte sich Hermine.

„Du sagst es: unglaublich!", konterte ich.

„Ich denke, das reicht jetzt", meinte Ginny beschwichtigend und drehte mich an meiner Schulter zu sich.

„Genau, wir kennen eure Einstellungen zu Genüge", half Ron und drehte Hermine weg.

Das Essen verlief nicht weiter spannend. Ich schaufelte mir meinen Kartoffelbrei rein und schaute nicht einmal zu Hermine.


Auch die anschließende Stunde Zaubertränke verlief für mich nicht weiter spektakulär. Professor Snape machte meinen Trank wie immer nieder. Danach schien er auf meinen Konter zu warten. Die Kombination von Unterricht bei Lockhard und der anschließenden Diskussion mit Hermine war für mich eigentlich immer ein Flammenherd. Und wenn Snape dann anfing, meinen eigentlich richtigen Trank nieder zumachen, ging ich regelmäßig wie ein Pulverfass in die Luft. Deshalb kannten Snape und ich uns auch so gut durch die ganzen Stunden Nachsitzen, die ich schon bei ihm abgesessen hatte. Doch heute war ich einfach müde. Ich konterte Snape nicht, sondern zuckte stumm mit meinen Schultern und nahm es hin.

„Großer Gott, was ist denn heute los, Miss Matthews? Keine Gegenwehr?" Snape musterte mich forschend.

„Wissen Sie, Professor", fing ich an, was mir einen leicht panischen Blick von Ginny einbrachte, „ich hatte eben, wie immer, eine Stunde bei Professor Lockhard. Und heute bin ich einfach müde und ausgelaugt. Diese Föhnwelle raubt mir jede Energie." Erst danach fiel mir auf, dass ich gerade einen Professor im Beisein eines anderen Professors beleidigt hatte. Ich schlug mir eine Hand vor den Mund und schaute Snape ängstlich an. Soweit war ich noch nie gegangen.

Doch, unerwarteterweise, bekam ich keinen Ärger. Snapes Mund verzog sich zu einem Grinsen. „10 Punkte für Gryffindor", verkündete er.

Ungläubig schaute ich ihn an. „Was? Wofür?"

„Für das Erkennen und Benennen von unfähigen Professoren. Ihre Stärken liegen vielleicht nicht in meinem Fach, aber sie haben immerhin Lockhard richtig eingeschätzt." Dann ging er.

„Was war das?", zischte Ginny.

„Ich habe nicht die leiseste Ahnung", flüsterte ich zurück.



Meine 10 Punkte für Gryffindor hatten sich in meinem Haus schnell herumgesprochen. Jeder wollte wissen, wie ich es geschafft hatte, dass Snape mir Punkte gab und nicht abzog. Nachdem ich allen erklärt hatte, wie es dazu gekommen war, wurde ich von den meisten gefeiert. Nur Hermine strafte mich für mein respektloses Verhalten mehrmals. Auch auf Snape hackte sie herum, da er mir für eine solche Frechheit Punkte gegeben hatte. Selbst Ron und Harry konnten sie nicht beruhigen.

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