Kapitel 12

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Die Ferien waren mal wieder super. Meine Eltern hatten mit mir eine Rundreise durch Europa gemacht, die den größten Teil der Ferien in Anspruch nahm. Danach machte ich noch eine Woche Urlaub bei meinen Großeltern an der irischen Küste. Die Ruhe und Abgeschiedenheit tat mir gut. Ich war nicht im Fuchsbau bei Ginny gewesen. Es hatte zeitlich nicht gepasst und irgendwie war ich froh, dass ich George nicht begegnen musste.

Am letzten Tag bei meinen Großeltern aßen meine Eltern mit uns. Es war ein lustiger Nachmittag mit gutem Essen und fielen Geschichten. Mein Opa kannte die tollsten Geschichten über Irlands Mythologie und ich lauschte ihnen mit Vorliebe.

Am frühen Abend verabschiedeten wir uns und meine Eltern apparierten mit mir nach Hause.

„Süße, wir haben auch noch eine letzte Überraschung für dich", strahlte mein Vater, kaum, dass wir zu Hause waren.

Nun wurde ich hellhörig. Waren es noch nicht genügend Überraschungen? Was konnte denn jetzt noch kommen?

Dad ging zu dem Sekretär in unserem Flur und kam mit zwei Karten in der Hand zurück.

„Weißt du, was das ist?", fragte er voller Vorfreude.

Ich schüttelte den Kopf.

„Du, mein Liebling, und ich reisen zum Endspiel der Quidditch-Weltmeisterschaft!", strahlte er mich an.

Auch wenn ich immer noch nicht gerne selbst flog, so hatte mich die letzten zwei Jahre das Quidditch-Fieber in Hogwarts doch gepackt. Und so freute ich mich tierisch, dass ich das Endspiel sehen würde.

„Kommt Mum nicht mit?", fragte ich, als mir einfiel, dass es nur zwei Karten waren.

Mum schüttelte lachend den Kopf. „Nein, ich bin immer noch kein großer Quidditch-Fan. Und da Irland im Finale steht, ertrage ich deinen Vater kaum. Er fiebert diesem Spiel seit Wochen entgegen. Es ist kaum auszuhalten. Ich wünsche dir sehr viel Spaß mit ihm."

„Es ist nicht NUR ein Spiel!", entrüstete sich mein Vater. „Das ist das Endspiel. WIR können gewinnen und Weltmeister werden!"

Mum schüttelte immer noch lachend den Kopf. „Viel Spaß", wiederholte sie nur an mich und mir schwante böses. Mein Vater gehörte scheinbar in die Welt der Hooligans. Für ihn war das nicht einfach nur ein Spiel. Hier hieß es scheinbar sterben oder siegen. Gewinnen oder untergehen.

Ach, was freute ich mich darauf.


Am nächsten Morgen weckte mich mein Vater. Er trug einen Anzug mit Krawatte, aber der Irland-Schal baumelte schon um seinen Hals.

„Aufstehen, Schlafmütze! Wir müssen loohhoos!", flötete er und stimmte beim Hinausgehen die irische Hymne an.

Stöhnend ließ ich mich zurück in mein Kissen fallen. Das würde ein langer Tag werden.


Ich trug eine Jeans, Turnschuhe und ein Irland T-Shirt. Auch um meinen Hals hing ein Schal. Mein Vater sah immer noch aus wie ein Geschäftsmann, der mit Kollegen auf das Spiel ging. Er hatte mir erklärt, dass der Zeltplatz einem Muggel gehörte und wir uns wie diese kleiden sollten. Auf meinen fragenden Blick hin, meinte er, als Ministeriumsmitarbeiter müsse er ordentlich aussehen. Wir erreichten unseren Portschlüssel und gemeinsam mit sechs anderen Hexen und Zauberern aus unserer Region reisten wir zum Endspiel.

Auf dem Zeltplatz angekommen, schaute ich mich kritisch um. Manche schienen das Konzept des Muggel-Daseins noch nicht ganz verstanden zu haben. Teilweise stanken die Zelte nur so nach Magie, teilweise waren die Outfits mancher Hexen und Zauberer sehr gewöhnungsbedürftig.

„Ich bringe dich zu unserem Zelt, dann muss ich mich melden", erzählte mein Vater mir, während wir über den Zeltplatz gingen.

Ich nickte und schaute mich dabei interessiert um.

Wir erreichten unser Zelt, Dad stellte unseren Rucksack hinein, gab mir einen Kuss auf den Scheitel und ging. Ich blieb ratlos draußen stehen. Was sollte ich nun alleine machen?

Bevor ich mich entscheiden konnte, wurde mir dies abgenommen. Ich hörte eine mir sehr vertraute Stimme, die überrascht und glücklich meinen Namen quietschte.

Als ich mich umdrehte, sah ich Ginny auf mich zu rennen. Hinter ihr konnte ich noch ihre Brüder, Harry, Hermine und Mr. Weasley erkennen.

„Ich wusste ja gar nicht, dass du auch kommst!", quietschte Ginny weiter und fiel mir stürmisch um den Hals.

Ich begann zu lachen und meinte: „Bis gestern Abend wusste ich es selbst nicht."

„Hallo Megara", begrüßte mich Mr. Weasley. „Ist dein Vater schon unterwegs?"

„Ja, er wollte sich melden gehen", meinte ich.

„Das werde ich auch direkt tun. Mr. Crouch wird mich dringend brauchen, wenn ich mich hier so umschaue."

Ich hatte Percy gar nicht gesehen. Nun warf ich Ginny einen fragenden Blick zu. Diese verdrehte nur die Augen und meinte „später".

Ich drückte Ginny noch einmal, dann ließ ich meinen Blick an ihr vorbei gleiten. Und blieb an George hängen. Er schaute mich lächelnd an. Sofort wurde mir wieder schwer ums Herz. Mir schoss Katie in den Kopf. Ob sie wohl auch hier war?

„Schau mal, unsere Zelte liegen direkt in der Nähe", stellte Ginny fest, als sie sah, dass ihr Vater drei Zelte weiter eines öffnete.

Ich grinste. Auch, wenn es nicht bei meinen Augen ankam.

Ginny sah mich skeptisch an. Ich war auf der einen Seite froh, dass sie in meiner Nähe war, aber George hätte ich gerne weiter weg.

Ginny schien zu verstehen und flüsterte: „Frag mich mal, Harry ist schon seit Stunden bei uns."

Ich nickte erneut. Gegen Ginnys Herzschmerz war meiner ein Staubkorn im Wind. Sie liebte den besten Freund ihres Bruders. Er war ständig in ihrer Nähe, einen Teil der Ferien verbrachte er auch immer bei ihr zu Hause. Und sie liebte ihn schon so viel länger als ich George. Gegen Ginny konnte ich in diesem Punkt nur verlieren.

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