Kapitel 51

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Ich verbrachte die nächsten Tage bei George. Sehr zum Staunen meiner Eltern und seiner Familie. Unser erstes Projekt waren wir selbst. Ich hatte George dezent darauf hingewiesen, wie scheiße er doch aussah und er hatte nur lachend erwidert, ob ich die letzte Zeit mal in den Spiegel geschaut hätte. Dies nahm ich zum Anlass, es zu tun und erschrak bei meinem Anblick. Kein Wunder, dass mich die Menschen in der Winkelgasse und im Laden so gemustert hatten. Ich hätte mir vielleicht vorher mal Gedanken machen sollen. Ein zerknitterter Jogginganzug, fettige, zu einem Zopf gebundene Haare und mein fahler Teint sahen aber auch gruselig aus. George versicherte mir dennoch, dass ich die schönste Frau auf diesem Planeten war. So langsam konnte ich ihm Glauben schenken. Ich hatte ausgiebig geduscht, mich eingecremt, meinem Gesicht Aufmerksamkeit geschenkt und mich umgezogen. Nun trug ich Sachen von George.

Die nächste Etappe war ein Friseurbesuch für uns beide. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob ich uns gescheite Frisuren hätte zaubern können. Auf dem Heimweg kauften wir uns etwas zu Essen ein. Wir hatten, wenn wir überhaupt etwas runter bekommen hatten, eigentlich nur von Brot gelebt. Nun wurde es Zeit auch hier mal etwas gesünder und ausgewogener zu werden.

Nun standen wir in der Küche. Sie glich einem Schlachtfeld. George hatte die letzte Zeit nicht einen Finger gekrümmt. Somit war die nächste Aufgabe die Säuberung der Küche.

Dann kochten wir. Einfach. Keiner von uns war wirklich gut darin.

Den Abend kuschelten wir uns auf das Sofa und redeten. Das taten wir viel. Zusammen versuchten wir alles aufzuarbeiten.

So vergingen einige Tage. Wir kümmerten uns tagsüber um die Wohnung und abends therapierten wir uns. Manchmal war es schmerzhaft, manchmal erleichternd. Dennoch brauchten wir es. Die Zeit der Nervenzusammenbrüche und der Fluchtversuche musste ein Ende haben.

„So, das war's", meinte ich zufrieden, als auch das letzte Staubkorn im Flur beseitigt war.

George kam zu mir und drückte mich an sich. Dann küsste er mich.

„Danke", flüsterte er an meinem Haaransatz.

„Nichts zu danken", murmelte ich an seiner Brust.

„Ohne dich hätte ich das nie geschafft."

„Ich genauso wenig." Ich schaute zu ihm auf. Unsere Blicke trafen sich und George beugte sich zu einem weiteren Kuss herunter.

„Ich habe mir überlegt, ab nächster Woche wieder im Laden anzufangen", meinte er dann.

Verblüfft schaute ich zu ihm auf. „Wirklich? Fühlst du dich bereit dafür?"

George überlegte kurz, dann schaute er mir in die Augen. „Ja! Tatsächlich, ja. Ich habe mein Leben wieder im Griff und dich an meiner Seite. Ich denke, ich bin bereit dafür."

Einen Moment freute ich mich wirklich für George. Dann entglitt mir mein Gesichtsausdruck.

„Was ist?", fragte George erschrocken.

„George, ich...ich habe nichts. Ich stehe vor dem Aus!", meinte ich leicht hysterisch.

„Wie meinst du das?"

„Ich habe keinen Schulabschluss, ich habe keine Arbeit. Ich habe nichts!" Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund.

George kam auf mich zu und nahm mich fest in den Arm. „Jetzt beruhige dich. Das ist doch kein Untergang. Erstens habe ich genug Geld, um uns beide zu finanzieren. Du musst nicht arbeiten gehen." - Mein Gesichtsausdruck sprach eine andere Sprache - „Zweitens, wenn du doch arbeiten möchtest, dann arbeite mit mir im Laden. Du trittst an Freds Stelle. Wie er es selbst geschrieben hat."

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