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POV Scarlett

Vollkommen verschlafen und müde öffne ich meine Augen und strecke mich etwas.

Mein Körper fühlt sich verspannt an, so als hätte ich keinerlei Kraft übrig.

Als ich jedoch spüre, dass ich auf etwas Hartem liege, reiße ich sogar schon fast panisch meinen Kopf nach rechts, doch sofort schlage ich mir die Hand vor den Mund, als ich in das schlafende Gesicht von Johnson blicke.

Wie zur Hölle bin ich hier gelandet?

Schnell blicke ich an mir herunter und hebe die Decke an, nur um zu entdecken, dass ich bloß ein weißes Shirt trage.

Als ich dann wieder zu ihm sehe und erkenne, dass er weder unter der Decke liegt, noch ein einziges seiner Kleidungsstücke fehlt, atme ich erleichtert aus.

Wir haben also hoffentlich nicht miteinander geschlafen.

Dennoch verzweifelt fahre ich mir durch das zerzauste Haar.

"Jetzt wo du wach bist, kannst du doch bestimmt mit mir spielen oder?"
Sofort reiße ich panisch den Kopf nach links und schreie mir die Seele aus dem Leib, ehe ich instinktiv weiter zu Kilian rutsche.

Ein kleines Mädchen mit hellem Haar und hellbraunen Augen sieht mich erschrocken und begeistert zugleich an, während die Person hinter mir unter die Decke und um meine Hüften greift.

"Beweg dich weiter und du wirst eine lange Zeit nicht mehr dazu in der Lage sein. Und du... Verschwinde, Ratte", sagt er mit tiefer und verschlafener Stimme, welche direkt an meinem Ohr zu spüren, ist.

"Mama sagt, dass ihr aufstehen sollt, wenn ihr was essen wollt. Maya und ihren großen Freund habe ich vorhin auch schon geweckt, aber ich glaube, die beiden sind wieder eingeschlafen", erzählt das kleine Mädchen stolz und kommt meinem Gesicht immer näher.

"Deine Augen sehen wirklich aus, wie grüne Diamanten."
Verwirrt ziehe ich die Brauen zusammen.

Ich mag kleine Kinder nicht so gerne, weshalb ich noch ein Stück zurückrutsche, doch sofort packt Kilian fester in meine Hüften, was mich daran erinnert, dass ich nur ein Shirt und meine Unterwäsche trage.

"Lola, ich meine es ernst. Renn, bevor ich dich jage", raunt er fast schon zornig hinter mir.

Die Kleine lächelt mich noch ein letztes Mal an, ehe sie vom Bett hüpft, mir winkt und das Zimmer verlässt.

"Deine Schwester?", frage ich, um die seltsame Situation zu überspielen und rutsche eilig von ihm weg, weshalb er auch von mir ablässt und sich auf den Bauch dreht, während ich komplett aus dem Bett steige und verzweifelt nach meiner Kleidung suche.

"Stell keine dummen Fragen. Ich hab deinetwegen seit Stunden nicht geraucht, also nerv mich bloß nicht", brummt er in das Kissen, was mich ihn finster anblicken lässt.

Wie zum Teufel bin ich in Kilian Johnsons Bett gelandet?

Als ich meine Sachen ordentlich gefaltet auf einem Sessel entdecke, gehe ich schnell darauf zu und beginne mich anzuziehen, doch gerade, als ich das Shirt ausziehen und den Body anziehen will, sehe ich, dass Kilian mich beobachtet.

"Ich lasse das Shirt einfach an", sage ich und will nach meinen Sachen greifen, doch erschrecke mich dann, als er plötzlich verdammt schnell aufsteht.

"Mir egal. Hat Maya mir sowieso geklaut", brummt er wieder und stellt sich direkt vor mich, weshalb ich irritiert zu ihm aufsehe.

Wieso habe das schlechte Gefühl, dass mir Erinnerungen fehlen, die gerade ziemlich wichtig wären?

Mit einem Mal wird die Tür aufgerissen und Maya steht schwer atmend im Türrahmen.

"Du... ich... dein... Mike... in meinem..."
Amüsiert mustere ich sie, wie sie wirklich kein Wort herausbekommt und warte einen Moment, damit sie sich fangen kann.

"Dein Bruder liegt in meinem Bett!", sagt sie laut, weshalb ich sie einerseits verwirrt, jedoch auch ziemliche genervt anblicke.

Ich dachte, ich wäre hier bei Johnson und nicht bei Williams zu Hause.

"Als wäre meine Begleitung besser", sage ich dann und zeige vor mich, was Kilian definitiv nicht zu gefallen scheint.

"Okay, jetzt reicht es", knurrt er genervt, geht an Maya vorbei und dann nach links.

Sofort sieht Maya ihm panisch nach.

"Nein! Weck ihn nicht!", ruft sie und rennt ihm hinterher, was mich leicht lachen lässt, doch ich verlasse einfach das Zimmer und versuche mich zurechtzufinden, bis ich eine Treppe finde und diese herunterschleiche, in der Hoffnung keinem Erwachsenen zu begegnen.

"Scarlett richtig?"
Perplex bleibe ich wie versteinert stehen, nur um mich dann wie in Zeitlupe umzudrehen und in zwei erwachsene Gesichter zu blicken.

Neben dem Mann sitzt das Kind, welches mir lächelnd zuwinkt.

"Richtig. Und sie sind?", frage ich total überfordert und gehen auf die drei zu, ehe ich den beiden Erwachsenen kurz und freundlich die Hand reiche.

"Kilians Mutter", kommt es lächelnd von der Frau.

Niemals hätte ich gedacht, sie jemals in meinem Leben zu treffen.

"Kilians Onkel und Mayas Vater. Maya hat schon viel von dir erzählt", lächelt er mir warm entgegen.

"Hoffentlich nur Gutes."
Beide beginnen zu lachen, was die Sache jedoch nicht wirklich angenehmer macht.

"Entschuldigen sie die Fragen, aber wessen Haus ist das jetzt genau?", frage ich, da ich total mit der Situation überfordert bin.

"Schnauze, Nerd. Verschwinde, bevor du auch noch meine Familie mit deiner verflucht nervigen Art ansteckst."
Ziemlich überrumpelt sehe ich hinter mich und blicke Kilian an, der an mir vorbei zum Tisch kommt, sich das Feuerzeug darauf nimmt und sich die Zigarette anzündet, die Mayas Vater ihm jedoch direkt aus dem Mund nimmt.

"Rede vernünftig mit einer Frau."
Kilian lacht seinen Onkel nur aus und nimmt ihm die Zigarette wieder ab.

"Zeig mir eine vernünftige und ich mache es, ohne darüber nachzudenken", spottet er und sieht erst zu mir, dann zu seiner Mutter und zum Schluss hinter mich.

Warum er so über seine Mutter spricht, geht mich nichts an, interessiert mich jedoch trotzdem.

"Du hast echt ein Persönlichkeitsproblem, Johnson", höre ich die müde und tiefe Stimme meines Bruders.

"Sorry, Marlon."
Verwirrt darüber, dass er den Mann bereits beim Vornamen anspricht, sehe ich zu ihm herüber.

"Könnt ihr jetzt einfach nach Hause gehen? Marcio ist definitiv der Coolste von euch", sagt Kilian gähnend in die Runde.

Das ist schon etwas Alltägliches, doch plötzlich schlingt Maya ihre Arme um mich.

"Scar bleibt. Geh du doch nach Hause."
Als das kleine Mädchen zu lachen beginnt, müssen einfach alle lächeln.

Sogar Kilian.

"Und warum lachst du jetzt? Soll ich dir die Ohren lang ziehen? Du solltest hinter deinem Bruder und nicht hinter deiner nervigen Cousine stehen", sagt er und kitzelt sie, was sie nur noch mehr zum Lachen bringt.

Plötzlich eine so andere Seite von ihm zu sehen, ist einfach ein totaler Schock, doch irgendwie ist es auch interessant.

"Paps, darf Scar bleiben?", fragt Maya ihren Vater, weshalb ich sie nur kurz verzweifelt ansehe, doch dieser nickt sofort, also lässt Maya sich das kein zweites Mal sagen und schon zieht sie mich wieder die Treppe herauf und dann sofort in ihr Zimmer.

My BullyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt