„Ich würde gerne etwas vorschlagen!", meldet sich Karsten zu Wort.
Jaos dritter Arbeitstag beginnt in der großen Personalküche.
Der runde Tisch in mitten des Raumes lädt zum Sitzen ein.
Doch niemand geht der Einladung nach.
Dr. Orb und Dr. Zorandi stehen mit einer Tasse Kaffee nebeneinander.
Korn rechts.
Karsten links.
Und Jao darf den zwei Grazien gegenüberstehen.
Alle um den Tisch herum.
Stehend und immer bereit.
Die heutige Übergabe findet im Beisein der beiden Ärztinnen statt.
Der gestrige Vorfall mit Herrn Y verlangt Absprachen.
Und Karsten möchte einen Lösungsansatz bieten.
„Leg los!", bittet Kessy und trinkt einen Schluck von ihrem Kaffee.
Sie findet Karsten nicht sympathisch.
Er hat so eine aufgesetzte Art.
Nicht authentisch.
Und irgendwie hat sie das Gefühl, dass die Fassade vielleicht sogar interessanter sein könnte, als sein wahres Ich dahinter.
Seine blonden Haare trägt er lang in einem Zopf.
Die blauen Augen scheinen durch die Brille mit schwarzer Umrandung kleiner als sie sind.
Seine beachtliche Länge wird von einem drahtigen Körper getragen.
Seine langen Extremitäten setzt er gerne wild gestikulierend in den Vordergrund.
Karsten stellt sich im Grundsatz gerne in den Vordergrund, um sein wahres Ich nicht zu zeigen.
Eine aufgesetzte, manchmal zu laute Manier, die Kessy unsympathisch findet.
Und trotzdem empfindet sie Mitleid für ihn.
Immerhin vermutet sie die gähnende Leere hinter dieser Fassade.
Er ist nun seit einem Monat auf der Station 42 und hat noch immer keinen richtigen Anschluss im Team gefunden.
„Also, wir haben ja gestern gemerkt, dass Jao nicht alleine bleiben sollte!", beginnt Karsten und richtet dann seine Worte direkt an Jao, „Nichts für ungut, Jao! Ist ja nicht deine Schuld, dass du in jedem sofort ein Beschützerinstinkt weckst!", lacht Karsten kurz auf und deutet mit den Händen ein Kopftätscheln an, „Naja, und nächste Woche hat Herr Mornthas ja Nachtschicht. Auch, wenn er Jaos Betreuer ist, ich finde nicht, dass Jao dann auch die Nachtschicht machen sollte. Das ist zu gefährlich!", nickt er Jao zu und deutet ein gruseliges Schauern mit dem Körper an, „Deswegen schlage ich vor, dass Jao in der Woche in meiner Schicht dabei ist!", ertönt seine überzeugte Stimme mit angewinkelten Armen an den Hüften, „Ich pass gut auf dich auf!", versichert er Jao nochmal persönlich sein Vorhaben.
Und Jao sieht mit erstaunten Augen zu Karstens breites Lächeln.
Und ein plötzliches Geräusch zündet die Luft.
Ein Geräusch einer Kaffeetasse, die von Bana zu ruppig auf den Tisch gestellt wird.
Kessy guckt zu Bana rüber, die mit aufgerissenen Augen, die Atmosphäre betrachtet.
Ihr Blick saugt jeden Moment des Gesehenen in sich ein.
Sie will alle genau sehen.
Wie guckt Jao?
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Station 42
Mystery / ThrillerKorn Mornthas (gespielt von Max) ist Pfleger in einer psychiatrischen Einrichtung "Station 42" in dem alten Chirurgie-Komplex der Beelitzer Heilstätten. Seine besondere Art mit den psychisch schwerkranken Patienten umzugehen, fasziniert nicht bloß d...