Station 42

Kapitel 29 Konfrontation

Kessys Fuß schmerzt heute besonders.

Der Herbst und seine Winde erinnern sie an ihren Schmerz, der am heutigen Morgen ganz ohne Vorbelastung wieder aufschreit.

Die Schicht beginnt mit einer Erinnerung an Schmerz.

Kessy sitzt auf ihrem Therapiesessel und dehnt ihren Fuß.

Und sie weiß, dass da noch mehr ist, was diese körperliche Reaktion auslöst.

In jeder Jahreszeit erinnert ihr Körper.

Wenn da eine Druckstelle ist, die sie bemüht versucht auszublenden.

Kessy seufzt tief und lehnt sich zurück.

Die Geschehnisse um Korn und Jao überschütteten sie alle mit so vielen positiven Gefühlen, dass es einfach leichter scheint, Negatives auszublenden.

Dabei spürt Kessy genau, dass es sie belastet.

Sie mag es nicht, Dinge auszuschweigen.

Dinge, die zwischen ihr und Bana stehen könnten.

Und Kessy spürt genau, dass sie Angst vor diesen Dingen hat.

Es fühlt sich so bedrohlich an.

Und, wenn Kessy genauer horcht, wo die Wurzel dieses Gefühls liegt, stößt ihr ein ganz klarer Impuls in die Magengrube.

Wenn sie Bana verliert.

Und Bana ist doch gerade so gut drauf.

Sie lacht und scherzt mit ihr.

Ist konzentriert in ihren fachlichen Gesprächen.

Sie können sich geistig so gut austauschen.

Ihre Seelen sind doch verbunden.

Sie fürchtet sich so vor einer Konfrontation.

Aber Kessy will verdammt nochmal wissen, warum Bana einfach untergetaucht ist.

Sie kann ja.

Aber diesmal hat sie Kessy ausgeschlossen, während sie sich anderen doch zugehörig gefühlt hat.

Kessy ist eine großartige Psychoanalytikerin.

Sie weiß doch genau, dass Banas Verhalten etwas zu bedeuten hat.

Etwas, was Bana nicht mit ihr teilen möchte.

Das will Kessy nicht.

Sie will das nicht.

Sie sind verbunden.

Das will doch was heißen.

Fühlt das Bana denn nicht?

Und Kessy muss sich einfach entscheiden.

Geht sie in die Konfrontation oder leidet sie an dem Gefühl, das etwas fehlen könnte?

„Oh mein Gott, Kessy!", hört sie die Stimme der Frau, die sie in sich trägt.

Und Kessy dreht sich sofort zur Tür.

Banas Gesicht ist von einem Rauschzauber bedeckt.

Kessy muss sofort breit lächeln.

„Kessyyyyy!", zieht Bana ihren Namen extra lang und ballt ihre Fäuste vor Freude, „Ich sterbe bei dem Anblick!"

„Nun sprich doch endlich!", befreit sich Kessy von dem Impuls, der in ihr wütet.

„Korn! Kessy, Korn!", will sie einfach verstanden werden.

„Jetzt noch ein Prädikat, ein Objekt und bitte vier verschiedene Adverbiale Bestimmungen!", erwidert Kessy mit auffordernden Augen, „Lass mich doch auch daran erfreuen! Was ist mit Korn?"