„Ich muss nur kurz mit dem Pförtner sprechen. Den Schlüssel für die Galerie habe ich noch. Aber, ich weiß nicht!", überlegt Jao kurz, während er in die Hardenbergstraße einbiegt.
„Worüber denkst du nach?", fragt Korn, der noch immer nur seinen Blick auf Jao gerichtet hat.
Sein Puls ist zwar erhöht, aber bei weitem nicht mehr in einem rasenden Zustand.
Seine Panik wird durch die tägliche Konfrontation gebrochen.
„Ich war seitdem nicht mehr hier", murmelt Jao und spürt seinen Herzschlag im Ohr pochen.
Korn überlegt kurz.
„Die Bachelorarbeit kann ich von zu Hause aus schreiben. Und mein Professor traf sich mit mir außerhalb der Universität. Er verstand, warum ich da nicht mehr hinwollte", erklärt Jao und atmet tief durch.
„Ich bin bei dir. Du hast mich durch meine Angst begleitet. Ich begleite dich!", erwidert Korn ruhig.
Und Jao schenkt ihm ein Lächeln.
Er spürt, wie seine Angst in vielen Facetten erstrahlt.
Die Erschütterung in der Vergangenheit wirbelt um die Vorsicht in der Gegenwart.
Die Universität der Künste war einst der Ort seiner Kreativität.
Er verbrachte so viele Stunden im Atelier und kannte so viele Menschen.
Bis Bruno in sein Leben trat und ihn immer mehr von den anderen fernhielt.
All die Erinnerungen strömen in Jaos Bewusstsein.
Wie Bruno immer wusste, wo er sich aufhielt.
Wie er ihn ansprach und ihn mit Aufmerksamkeiten überschüttete.
Und Jao schließt die Augen, nachdem er in der Fasanenstraße endlich einen Parkplatz gefunden hat.
In der ersten Zeit war Jao so glücklich mit Bruno.
Er fühlte sich endlich geliebt und ihre gemeinsame Zeit war so hingebungsvoll und leidenschaftlich.
Und er liebte es, für Bruno zu spielen.
Und der Grund für seine kreativen Schöpfungen zu sein.
Die gemeinsamen Momente mit dem Flügel schwirren in Jaos Gedanken.
Sinnliche Momente, die Bruno mit den schönsten Farben auf eine Leinwand brachte.
Jao war seine Muse.
Und der Flügel der Ort ihre Vereinigung.
Jao reibt sich das Gesicht, während er sich von Korn beobachtet fühlt.
Die Vorsicht bebt in Jao so massiv.
Er muss vorsichtig sein.
Er will Korn nicht verlieren.
Korn sieht ihm seinen inneren Konflikt an.
Er kann verstehen, wie schwierig es ist, den Ort des Todes wieder zu betreten.
Jao muss sich noch immer schuldig für Brunos Freitod fühlen.
Und Korn kann sich kaum halten, wenn er an die letzte bösartige Nachricht Brunos denkt.
Jao für seinen Tod verantwortlich zu machen.
Das kann doch nicht Liebe sein.
Er möchte Jao so gerne beschützen.
Ihn von den Schuldgefühlen befreien.
Ihn sich geborgen und sicher fühlen lassen.
Und Korn legt seine Hand auf Jaos Bein und lässt ihn sich spüren.
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Station 42
Mystery / ThrillerKorn Mornthas (gespielt von Max) ist Pfleger in einer psychiatrischen Einrichtung "Station 42" in dem alten Chirurgie-Komplex der Beelitzer Heilstätten. Seine besondere Art mit den psychisch schwerkranken Patienten umzugehen, fasziniert nicht bloß d...