Als an diesem Morgen die Herbstsonne ihre Strahlen den Berliner Himmel streicheln ließ, kuschelten die Körper der ernannten Familie selig am Ort ihrer berauschten Nacht.
Die Zeit am Morgen, wenn einer erwacht und mit zeitloser Hingabe den Anblick des schlafenden anderen genießt.
In zwei Nachbarbezirken hielten jeweils zwei Liebende einander im Bett.
„Ich sage dir das nur, weil ich dich respektiere!", sagte Bana ernst zu Michael, als er sie endlich erreichte und seine Verzweiflung ihr leid tat., „Du hast lange genug für Kessy alles bestimmt!", versuchte Bana ihren Missmut nicht durchschimmern zu lassen, „Ich meine es ernst, Michael! Lass sie jetzt in Ruhe!", erklärte sie, „Sie will ihren Freiraum. Du solltest das respektieren!", hörte sie ihn schnauben, „Benimm dich nicht wie ein Neandertaler!", zischte Bana, „Sie ist bei mir in sicheren Händen! Lass sie jetzt in Ruhe!", fühlte sich Bana so ausgelaugt, „Ich weiß wirklich nicht, wie heftig es eskalieren könnte, wenn du dich jetzt herrisch und übergriffig zeigst!", traf Banas aufrichtiger Schall Michael mitten in die Magengrube.
Er war so stinksauer.
Seine Frau kann auch bei ihm schwach sein.
Sie kann sich auch von ihm auffangen lassen.
Sie hat nicht einmal einen Grund dafür, jetzt so eine Szene zu machen.
Wie kann sie über Nacht einfach weg bleiben?
Michael war sauer.
Und die Angst schrie unbeschreiblich laut in ihm.
Kessy zeigte nur einmal ihre eskalierende Seite.
Sie zog für ein Jahr zu ihren Eltern zurück.
Ein Jahr Ehe.
Ein Jahr Rückzug.
Eine unerwartete Schwangerschaft.
Und Michael war nur froh, dass sie nicht zu Bana zog.
Das hätte er nicht gut verkraften können.
Kessy war bei ihren Eltern und gab ihm die Möglichkeit, an sich und seinen Aggressionen zu arbeiten.
Und die Botschaft einer wunderschönen Tochter brachte sie einander wieder näher.
Kessy hatte einfach nicht mehr gewollt.
Es war zu viel, das sah Michael ein.
So wie er es jetzt einsehen muss, dass es besser ist, sich zurückzuhalten.
„Bana, pass auf sie auf und setze ihr keine Flusen in den Kopf!", musste Bana den Stich ertragen, „Ich liebe sie, Bana!", zeigte er sich ihr, „Ich liebe sie!", wollte er sie nochmal hören lassen.
„Ich weiß!", antwortete Bana kurz und mit einem traurigen Schleier in der Tonlage, „Ich mache dann mein Handy aus! Komm auf keine blöden Gedanken! Sie wird sich von selbst melden! Gib ihr Zeit!", beendete sie das Gespräch und sah sich um.
Sie saß auf dem Badewannenrand und starrte in die Stille.
Sie war tatsächlich in ihr Badezimmer gegangen, um mit Michael zu sprechen.
Und ihr Handy in der Hand krönte die befremdliche Situation, in der sie sich befand.
Kessys Verstand war belegt von mannigfaltigen Stoffen der Verdrängung.
Der Alkohol.
Die Hormone der Verlustangst.
Die Flammen der Eifersucht.
Und die berauschenden Boten der sexuellen Hingabe.
Bana biss sich auf die Unterlippe, als sie die Momente erinnerte, die außerhalb dieses Badezimmers gerade heißlaut umherwirbelten.
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Station 42
Mystery / ThrillerKorn Mornthas (gespielt von Max) ist Pfleger in einer psychiatrischen Einrichtung "Station 42" in dem alten Chirurgie-Komplex der Beelitzer Heilstätten. Seine besondere Art mit den psychisch schwerkranken Patienten umzugehen, fasziniert nicht bloß d...