Kapitel 7.

91 7 37
                                    

POV: Julien

Ihr Atem wird flacher und sie sackt kraftlos in meinen Armen zusammen. "Nein, du musst bei mir bleiben! Hörst du, Mia? Bleib bei mir!" Meine Stimme versagte. Dann wurde ihr Blick starr und sie hörte auf zu atmen. Nein! Das kann nicht wahr sein! Es darf nicht wahr sein! Sie hatte mich verlassen... Tränen liefen wie ein Wasserfall über meine Wangen und tropften auf ihr Gesicht. Ich drückte sie an mich. Das darf nicht wahr sein, sie darf mich nicht verlassen, dass kann sie nicht machen! Ich schluchzte. Plötzlich packten mich zwei starke Arme und zogen mich von ihr weg. Nein! Ich schlug um mich, doch ich war zu schwach. Die beiden Arme gehörten zu den Polizisten, die die Unfallstelle gesichert hatten. Nein, ich konnte nicht weg! Ich schrie die Beamten an, doch sie hörten nicht und dann verschwamm meine Sicht.

Mein Kopf knallte aufs Armaturenbrett. Blut rann aus der Wunde an meinem Kopf. Ich sah zur Seite, Joon war bewusstlos. Ich riss die Augen auf, als ich das blonde Mädchen sah, dass von der Motorhaube auf den Asphalt knallte. Ich befreite mich aus dem Sicherheitsgurt, öffnete die Tür meines Wagens und rannte zu dem Mädchen. Ich ließ mich neben sie fallen. Liv!

Schweißgebadet wachte ich auf. Nicht schon wieder. Seit einer Woche hatte ich nun den gleichen Traum. Wieder und wieder musste ich durchleben, wie ich erst meine beste Freundin verlor und dann auch noch Liv. Nur lag der unterschied darin, dass Mia damals wirklich gestorben ist. Sie hatte den gleichen Unfall wie Liv gehabt, allerdings hatte sie nicht so ein Glück wie Liv gehabt. Ich hätte es mir niemals verzeihen, wenn Liv das gleiche passiert wäre, noch dazu, dass ich mit im Wagen gesessen hatte. Ich seufzte und schälte mich aus meiner Decke. An schlaf war sowieso nicht mehr zu denken, also stand ich auf.

Ich schlurfte in meine Küche und goss mir ein Glas Wasser ein, dass kühle Getränk tat gut. Eine Weile starrte ich meine Wand an, ehe ich nach meinem Handy griff. Ich brauchte jetzt jemanden zum reden. Also wählte ich Rezos Nummer und wartete.

"Hallo? Ju? Weißt du wie spät es ist?" Hörte ich die verschlafene Stimme meines besten Freunds am Ende der Leitung. Es tat mir schon leid, dass ich ihn geweckt hatte, aber ich musste einfach mit jemandem reden. "Ja, sorry. Aber ich konnte nicht mehr schlafen und brauchte mal jemanden zum Reden." "Wieder der gleiche Albtraum?" murmelte er. "Ja. Aber diesmal war er anders, als die letzten paar male." antwortete ich. "Okay?Was ist denn anders?" wollte er wissen. "Naja, du weißt doch von dem Unfall den Joon und ich hatten, wo das Mädchen- Liv - im Koma lag und ich jeden Tag bei ihr im Krankenhaus verbracht habe." "Ja." hörte ich ihn verschlafen sagen. "Sag mir nicht, du hast von ihr geträumt." "Doch. Ich habe den Unfall quasi noch mal erlebt." bestätige ich seine Vermutung. "Oh man." sagte er. "Wie geht es ihr eigentlich?" Ich wusste, dass er mich ablenken wollte, doch ich wusste nicht so recht ob es funktionieren würde. "Sie ist vorkurzem aufgewacht und es geht ihr gut. Sie hat zum Glück keine bleibenden Schäden davon getragen. Ich war die letzten Tage auch bei ihr. Sie ist nicht böse, wegen dem Unfall, obwohl sie allen Grund dafür hätte. Doch sie ist nicht nachtragend. Sie hat einfach ein zu großes Herz." schwärmte ich.

Mein Herz schlug einen Purzelbaum, als ich von ihr erzählte. "Sie hat erzählt, dass sie trotz Koma immer wusste, das ich da war und sie hat alles gehört, wenn ich mit ihr geredet habe. Sie meint, dass ich ihr geholfen habe, die Dämonen die sie verschlingen wollten zu besiegen. Sie ist einfach so ein tolles Mädchen, sie ist eine super Zuhörerin und ihr lachen ist ansteckend. Du musst sie auf jeden Fall mal kennenlernen. Wenn sie wieder komplett fit ist, stelle ich sie dir vor. Du wirst sie mögen, da bin ich mir sicher." Ich hörte ein kichern am Ende der Leitung. Ich runzelte die Stirn. "Ju, sag mal kann es sein, dass du verliebt bist?" sagte Rezo und ich konnte sein grinsen in seiner Stimme hören. "Verliebt? Ich?" sagte ich verwirrt. "Ja, du. Ich habe dich noch nie so für einen Menschen schwärmen hören, wie du gerade über Liv gesprochen hast." erklärte er.

War ich wirklich in sie verliebt? Hatte ich mich wirklich in dieser kurzen Zeit in der wir uns kannten, in das Mädchen mit den grünen Augen verliebt? Konnte man sich überhaupt in so kurzer Zeit in jemanden verlieben? Andererseits, fuhr mein Magen immer Achterbahn und mein Herz spielte verrückt, wenn ich sie sah und wir zusammen lachten. Sie war mir unheimlich wichtig geworden und ich hätte es mir niemals verziehen, wenn sie es nicht geschafft hätte.

Und dann wurde es mir mit einem Schlag bewusst: Ich hatte mich wirklich in Liv verliebt.

"Ju? Hallo? Bist du noch dran?" fragte Rezo. "Ich glaube du hast recht." gab ich zu. Vor ihm konnte ich es sowieso nicht leugnen, er würde nicht mehr locker lassen und es früher oder später sowieso herausfinden. "Natürlich habe ich recht, ich kenne dich schließlich schon ein paar Jährchen." lachte er. "Du bist doof." maulte ich grinsend. "Und du über beide Ohren verliebt." Rezo lachte noch immer. "Jaja, ist gut... Ich glaube ich versuche noch ein bisschen zu schlafen. Ich muss Joon später aus dem Krankenhaus abholen, er wird heute entlassen." "Tu das, dann kann ich auch noch etwas schlafen." mit diesen Worten legte Rezo auf. Ich schmunzelte, mein bester Freund war schon immer ein Morgenmuffel gewesen.

Müde schleppte ich mich zurück in mein Bett. Mit den Gedanken bei Liv schlief ich erneut ein.

---------------------------------------

Das war doch mal ein interessantes Gespräch zwischen Rezo und Ju, haha.

Ich hoffe, euch hat das neue Kapitel gefallen. :)

Zufall mit schweren FolgenWhere stories live. Discover now