23. Ihr tut euch nicht gut

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Lars Sicht:

Phoenix Auto war alt und auf dem Boden lagen leere Flaschen und vereinzelnd Zigarettenstummel. 

>> Dein Auto ist eine Müllhalde <<, seufzte ich, als ich mich eine leere Zigarettenschachtel von der Ablage schupste, um meine Füße draufzulegen. 

>> Ich weiß. << Während der braunhaarige Junge das Auto sicher durch den Verkehr lenkte, schaute ich aus dem Fenster. >> Ich habe dich in der letzten Zeit kaum gesehen. Ist alles gut bei dir? <<, durchbrach mein bester Freund schließlich die Stille. 

>> Ja klar. Mir geht's immer gut <<, feixte ich und streckte mich, soweit das kleine Auto es zuließ. 

>> Bullshit. Niemandem geht es immer gut. Selbst dir nicht. << Weil ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte, holte ich meine Wasserflasche aus der Tasche und trank ein paar Schlucke. 

>> Lars, wir fahren bereits eine halbe Stunde. Und normalerweise hättest du mir in der Zeit von deiner gesamten letzten Woche erzählt. Davon, wie dein Essen geschmeckt hat und wie die Kotze von deinem Hund aussah und wie deine Verdauung war. Aber bisher hast du einfach deine halbe Flasche ausgetrunken, weshalb wir wahrscheinlich gleich bei einer Tankstelle halten müssen, damit du pissen gehen kannst. << 

Ich setzte die Flasche ab und bemerkte, dass ich gerade wirklich mehr als die Hälfte ausgetrunken hatte. Mist. Jetzt mussten wir wirklich gleich irgendwo anhalten. Außer... >> Naja, ich könnte auch in eine der leeren Flaschen pinkeln, die in deinem Auto rumfliegen <<, schlug ich vor. 

Phoenix verzog das Gesicht. >> Ekelig. Nein. Ich wünschte das wäre ein Scherz gewesen, aber ich weiß, dass du das mit meinem Okay durchziehen würdest. Also: NEIN. N. E. I. N. Niemals. Du hältst deinen Schwanz eher aus dem Fenster als in meine Flaschen. << 

Ich zuckte mit den Schultern. >> Bin ich auch okay mit. << 

Phoenix mimte ein Würgen. >> Aber zurück zur Ausgangsfrage. Wie geht es dir Lars? << 

Meine Schultern sackten nach unten und ich stieß die Luft aus. Scheiße. Ich hob die linke Schulter, obwohl er es sowieso nicht sehen konnte, da er sich wie er sollte auf die Straße konzentrierte. >> Ach keine Ahnung. << 

>> Aber du hast das Mädchen <<, fasste Phoenix ganz schlau zusammen. 

>> Ja ich habe das Mädchen. << >> Aber? << Ich zögerte. Es war etwas anderes, wenn man einen fiesen Gedanken dachte. Aber ihn aussprechen war etwas ganz anderes. Dann wurde es Wirklichkeit. Und ich wollte nicht, dass es wirklich wurde. 

Aber andererseits musste ich darüber reden, um meinen Kopf freizubekommen und die Gedanken zu ordnen. Ich wollte mit meinem besten Freund drüber reden können. 

Aber ich wollte auch nicht Emmas Vertrauen missbrauchen und ihre Geheimnisse ausplaudern. Also musste ich es irgendwie gut verpacken. 

>> Emma... also die Beziehung ist anders als ich erwartet hatte. Sie hat ein paar Probleme, über die ich nicht reden möchte, weil es niemanden sonst etwas angeht, aber es ist anstrengend. Ich habe das Gefühl es macht mich kaputt. Verstehst du was ich meine? << Ich räusperte mich. 

Phoenix antwortete nicht sofort. Dann schaute er kurz zu mir rüber. >> Ehrlich gesagt nicht, nein. Die Beziehung ist anstrengend und du hast das Gefühl Emmas Probleme, was auch immer diese sind, sorgen dafür, dass es dir auch schlechter geht? << 

>> Ja. Hast du also doch verstanden <<, neckte ich ihn. 

>> Und was willst du jetzt machen? << 

>> Ich habe keine Ahnung. Ich meine es sind erst vier Wochen seit wir zusammen sind. Aber es wird jeden Tag schlimmer. << 

Phoenix seufzte. >> Lars ihr beide seit so schlecht füreinander. <<

Autsch. Das hatte gesessen. 

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so ehrlich sein würde. Aber das machte ihn vermutlich zu meinem besten Freund. Anders als Micci und Josh haute er mir die kalte Wahrheit einfach um die Ohren.

>> Wieso? << Ich hatte nicht gemerkte, dass ich ihn das gefragt hatte, bis er wieder den Mund öffnete. 

>> Lars, siehst du nicht, wie sie dich behandelt. Und auch immer schon behandelt hat? << 

Ich merkte, wie es unter meiner Haut zu brodeln anfing. Er kannte Emma doch gar nicht. Nicht so wie ich. Sie behandelte mich nicht schlecht. Ihr ging es nur einfach nicht gut. Das war ein großer Unterschied. 

>> Alexis zum Beispiel ist perfekt. Sie würde mich nie so behandeln, egal wie sauer wir gerade aufeinander sind. Egal wie scheiße ich mal wieder bin, klar wird sie dann sauer, aber sie behandelt mich deshalb nicht, als wäre ich weniger wert. << 

>> Ich verstehe erstens nicht, was du mir damit sagen möchtest und zweitens, egal was du damit sagen möchtest, Emma ist nicht so. << 

Phoenix seufzte frustriert. >> Ich sag es ja bloß. << 

Ich kaut auf meiner Unterlippe herum. 

>> Schau, was ich sagen möchte, ist, seit du Emma kennst geht es dir schlechter. Und klar in der Zeit, in der ihr keinen Kontakt hattet, warst du traurig, aber dir ging es besser als jetzt. Und auch besser als bei eurem ersten Kontakt. << 

>> Aber Emma ist das wert. << 

Phoenix bremste und ich rutschte vom Sitz, da ich mich nicht angeschnallt hatte. Da meine Füße vorne auf der Konsole lagen, tat das ziemlich weh. >> Fuck, was soll das, aua! Sei froh, dass dir niemand reingefahren ist. << 

>> Es kann sein, dass Emma der Wahnsinn ist und du sie ganz doll liebst. Aber wenn deine Gesundheit darunter leidet, dann ist das nicht richtig. Das würde sie doch auch gar nicht für dich wollen. Ich würde nicht wollen, dass es Alexis meinetwegen schlechter geht. Und was auch immer ihre Probleme sind, wenn es dir nicht gut geht, kannst du ihr doch auch gar nicht helfen. << 

Als das Auto hinter uns hupte, fuhr Phoenix wieder an und zeigte genervt seinen Stinkefinger aus dem Fenster. 

>> Dafür kann er dich anzeigen <<, murmelte ich betroffen und Phoenix ignorierte meine Aussage. 

>> Lars ich will dich hier zu nichts drängen, aber als dein bester Freund ist es meine Aufgabe zu sagen, wenn ich denke, dass du dich in etwas reinreitest, dass dir nicht guttut. << 

>> Wenn du in meiner Situation wärst und es geht um Alexis, würdest du sie verlassen? << 

>> Nein <<, kam es prompt aus ihm geschossen. 

>> Siehst du? << 

Phoenix seufzte und drehte die Musik wieder ein bisschen lauter. >> Ich wollt es bloß gesagt haben. Was du damit anstellst, ist dir überlassen. << 

>> Ich weiß, danke. Ich muss einfach nachdenken <<, murmelte ich. >> Nur nicht heute. Ich brauche einfach Ablenkung und einen Abend mit meinen engsten Freunden, okay? << 

Phoenix nickte und legte dann grinsend seine Hand auf meinen Oberschenkel. Langsam fuhr er daran nach oben. >> Ablenkung kann ich dir gerne verschaffen, mein Süßer. << 

Ich lachte laut auf und schob seine Hand von mir. >> Das ist zu lieb, aber da frage ich doch lieber Alexis. << 

Klatsch. 

>> Junge, hast du mir gerade ins Gesicht gehauen? <<, fragte ich verblüfft und brach in Gelächter aus, als ich sein angespanntes Gesicht sah. >> Phoenix, das war ein Spaß. Der Einzige, der das machen würde, wäre Tosse, dass weißt du doch. << 

>> Du bist so scheiße <<, meinte Phoenix leise und fluchte unverständlich. 

Als ich der Meinung war ihn genug geärgert zu haben und ausreichend von dem Emmathema abgelenkt hatte, legte ich die Beine wieder auf die Konsole. 

Das war ein Fehler, denn Phoenix grinste fies und bremste wieder. 

Fluchend rutschte ich von meinem Sitz.

Emma und Lars ✔️Where stories live. Discover now