31. Sei du selbst Lars

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Lars Sicht:

Und hier saß ich wieder. Auf dem Sofa von Phoenix und im selben Raum wie Emma. Sie war vor fünf Minuten kurz gefolgt von Phoenix in den Raum gekommen. Ich hatte es seitdem vermieden sie anzuschauen. Wobei auch sie keinen Versuch unternommen hatte, mich auch nur zu grüßen. Ich hatte das wohl kaputt gemacht, als ich bei unserem spontanen Treffen in der Stadt einfach verschwunden war. Allein bei dem Gedanken daran, wie sie auf den anderen Jungen geragiert hatte, sorgte dafür, dass ich am liebsten weinen wollte. 

Alexis hatte eben vorgeschlagen gemeinsam ein Spiel zu spielen, bei dem in Zweierteams eine Person etwas pantomimisch vormachte und die andere Person erraten musste, was es war. Die gesammelten Punkte bildete dann die Anzahl der Schlucke, die das Team an Alkohol trinken musste. 

Auf die Frage hin, wieso das Team für jeden gemachten Punkt einen Strafschluck erhielt, antwortete Phoenix, dass Alkohol keine Strafe war, sondern ein Geschenk. 

Ich verstand den Sinn des Spiels nicht wirklich, aber ich wollte auch kein Spielverderber sein. Alexis und Tosse waren mit Abstand die besten, während Phoenix und ich einfach keinen Punkt bekamen. 

>> Ich bin ein bescheuerter Flamingo. Warum sonst sollte ich auf einem Bein stehen <<, schrie Phoenix frustriert. 

>> Ich dachte du bist Seiltänzer oder sowas. Mach doch Flügelbewegungen mit deinen Armen du Vogel! << 

>> Vogel, ganz genau. VOGEL! << Mit den Worten schmiss er sich auf mich und wir krachten vom Sofa. Ich keuchte auf, als wir auf dem Holzboden aufkamen. Phoenix saß auf mir und starrte zufrieden auf mich runter. 

>> Küssen, küssen, küssen! <<, begann Josh und Micci stieg mit ein. Schließlich auch alle anderen. 

>> Nein, weg! <<, warnte ich, als mein bester Freund seine Mundwinkel nach oben zog. 

Doch Phoenix deutete grinsend auf Alexis. >> Der ist für dich <<, sagte er und lehnte sich zu mir runter. Er hielt mein Kinn fest und drückte seine Lippen auf meine. Nach wenigen Sekunden löste er sich bereits von mir und ich mimte Würgegeräusche. >> Tu doch nicht so, du weißt, dass es dir gefallen hat. Du hast bestimmt einen Steifen. << 

Ich zeigte Phoenix grinsend meinen Stinkefinger. Ich hatte es bisher ganz vermieden Emma anzuschauen. Nicht einmal, als sie ins Zimmer gekommen war, hatte ich aufgeschaut. Ich wusste, dass ich keinen Grund hatte, sauer auf sie zu sein. Aber ich war es und das konnte ich nicht ändern. 

Doch jetzt schaute ich auf und begegnete ihrem Blick. Sie lacht über das Schauspiel, dass Phoenix und ich eben geboten hatten, genauso wie die anderen. Als sich unsere Augen trafen, durchfuhr mich ein Schaudern und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Sie hielt meinen Blick einen Moment zu lange und sofort machte mein Herz einen Sprung. 

Wir konnten nicht ohneeinander, aber wir konnten allem Anschein nach auch nicht miteinander. 

Obwohl, so hatte ich gedacht. Aber wie es schien, konnte Emma sehr wohl ohne mich. Ich atmete tief durch, als Phoenix auf einmal nach meinem Oberarm griff und mich hochzog. >> Sind wir schon wieder dran? <<, fragte ich verwirrt, doch er schüttelte nur den Kopf und zog mich mit sich aus dem Raum. 

Als er mich mit sich im Bad einschloss, zog ich die Augenbrauen nach oben. >> Wenn du die Kusssession fortsetzen möchtest, muss ich dir leider doch sagen, dass ich straight bin. Zumindest zum größten Teil. Vor ein paar Jahren war da mal ein Junge, den fand ich nicht schlecht und vielleicht hätte ich mit dem etwas angefa-. << 

>> Lars. Schnauze. Wir wissen beide, dass du nicht straight bist sondern irgendwas dazwischen. Aber ich will nicht rummachen. Ich will mit dir reden. << 

Ich setzte mich auf den Badewannenrand und tat so, als würde ich mir den Mund abschließen und den Schlüssel von mir werfen. Wiedersprechen tat ich auch nicht. Er hatte Recht und das wusste er.

>> Emma hat mir gesagt, dass sie jemand neuen kennenlernt. << 

Autsch. Wie ein Messerstich. 

>> Ja ich weiß. Ich habe die zwei zusammen gesehen <<, pampte ich, weil ich nicht wusste, wieso er mir das sagen musste. 

>> Und du sitzt nur da und ziehst eine Grimasse? <<, fragte mein bester Freund überrascht und langsam wurde ich genervter. 

 >> Was soll ich den sonst machen? << 

Phoenix lehnte sich so an die Wand, dass er mir gegenüberstand und auf mich runterschaute. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Er sah beinahe enttäuscht von mir aus. Als er nicht antwortete, fragte ich ihn das nochmal lauter. 

>> Keine Ahnung Lars. Ich würde etwas machen. Sie ist nicht mit ihm zusammen oder so. Sie lernen sich nur kennen bisher. Wenn Alexis und ich getrennt wären und ich würde sie natürlich trotzdem lieben und sie würde jemanden kennenlernen, dann würde ich dafür kämpfen, dass sie sich auch wieder in mich verliebt. << 

Perplex schaute ich ihn an. Er hatte leicht reden. Alexis würde ihn immer lieben. Es war einfach zu sagen, wenn die beiden zusammen waren und es auch für immer bleiben würden. Immerhin waren die beiden verlobt. Emma und ich waren schon mehrmals getrennt gewesen. 

>> Und Emma wird sich aber garantiert nicht in dich verlieben, wenn du nur rumsitzt und nichts sagst. Sie hat dich doch schonmal geliebt oder nicht? Hat sie dir das nicht schonmal gesagt. << 

Meine Lippen lösten voneinander, als ich mich daran erinnerte, wie sie es mir das erste Mal gesagt hatte und dann nochmal im Kino. Und schließlich bei sich in der Wohnung. Einen Tag, bevor ich mich von ihr getrennt hatte. Ich räusperte mich, bevor ich nickte. 

>> Siehst du? Dann tu doch was. Sie hat sich in dich verliebt, als du die Lockenwickler meiner Mutter getragen hast, als du ihre Girlzeitschrift gelesen hast, als du eine Melone eingekauft hast und den ganzen Abend gebabysittet hast. Als du dich getraut hast sie beim Spiel in der Hütte zu küssen. Du willst sie haben? Dann hol sie dir! Aber so, wie du dich jetzt benimmst? Wird das nichts. << 

Ich richtete mich ebenfalls auf und schaute jetzt sogar ein kleines Stück auf ihn herunter. >> Ich verstehe dich nicht Phoenix. Du warst es, der gesagt hat, dass wir uns trennen sollten. << 

>> Lars, wenn du nicht derselben Meinung gewesen wärst, wie ich und nicht bereits selbst darüber nachgedacht hättest, hättest du meinetwegen niemals mit ihr Schluss gemacht. Und ich steh auch noch dazu, was ich gesagt hatte. Ihr seid zu schnell zusammengekommen. Ihr hattet ein Jahr keinen Kontakt, seht euch ein paar Mal und kommt direkt zusammen. Es war zu früh und ihr wart beide nicht gut aufgestellt. Vor allem sie nicht. Das war keine gesunde Beziehung. << 

Ich schaute an ihm vorbei in den Spiegel und fuhr mir durch die Locken, bis meine Haare ein wenig geordneter aussahen. >> Und was soll ich machen? <<, fragte ich dümmlich, obwohl er mir gerade gesagt hatte, wie ich mich verhalten sollte. Aber mein Kopf schien heute einfach nicht richtig arbeiten zu wollen. 

Phoenix trat neben mich und legte mir eine Hand auf die Schulter. >> Einfach wieder du selbst sein. In die Art hat sie sich schließlich vor Jahren verliebt. <<

Emma und Lars ✔️Where stories live. Discover now